Klimakonferenz COP24

Reflektionen aus Katowice über Licht und Schatten

Die Weltgemeinschaft ringt um Lösungen – derweil tickt die Uhr unerbittlich weiter. Und obwohl Generalsekretär Guterres erneut mit drastischen Bildern zu schnellen Entscheidungen und Handlungen drängt, werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Teilnehmer immer noch an ein Wunder glauben und hoffen, dass es schon nicht so schlimm kommen wird…

Dabei verfestigen sich die besorgten Prognosen der Klimaforscher, und die NASA berichtet von schneller schmelzenden Polkappen als ursprünglich angenommen. Gleichzeitig werden viele bisher vereinbarte CO2-Reduktionsziele verfehlt – auch von Deutschland und Österreich (siehe dazu die "Klimastrategie 2030" von Österreich in der aktuellen Ausgabe von forum.) 

Klaus Milke, Vorstand Germanwatch, analysierte die Situation schonungslos und meinte im persönlichen Gespräch mit mir: „We are going from urgency to emergency". Prof. Schellnhuber vom PIK fügte hinzu: „Ich bin wütend! Wir verlieren genau den Zeitpuffer, den wir noch hatten. Es wird deshalb höchste Zeit, dass die Bevölkerung und vor allem die jungen Leute auf die Straße gehen."

Freut sich auf grüne Olympische Spiele Paris 2024: Karina LeBlanc, Head of Women Football CONCACAF, FIFA-Legende, 5-fache Weltcup-Gewinnerin und 2-fache Olympia-Medailliengewinnerin (Mitte). © Fritz Lietsch

NGOs zeigen verstärktes, professionelles Engagement
Doch anstatt zu lamentieren, möchte ich von positiven Entwicklungen, Eindrücken und Begegnungen berichten. So wurde etwa eine Erklärung der Textilhersteller verabschiedet (Milestone Fashion Industry Charter for Climate Action), die Meilensteine für einen Weg zur Klimaneutralität der Branche vereinbarten. Auch der Sportsektor hat erkannt, dass er auf vielfältige Weise den Klimawandel mit verursacht und hat deshalb entschiedene Aktionen angekündigt (Sports Launch Climate Action Framework). Sportorganisationen, Teams, Athleten und Fans sollen in einer gemeinsamen, konzertierten Aktion Aufmerksamkeit und Begeisterung für das Erreichen des Pariser Klimaabkommens entfachen.
 
Prinz Albert II. von Monaco beim Trikot-Tausch für Mutter Erde. © Klimawoche
Das IOC möchte dabei eine führende Rolle übernehmen und verspricht, die Olympischen Spiele in Paris 2024 als Symbol für Klima- und umweltfreundliche Spiele zu entwickeln. Prominenz aus Sport, Wirtschaft und Gesellschaft soll die Aktivitäten im Bereich Sport unterstützen.
 
"With its global reach, universal appeal and the power to inspire and influence millions of people around the globe, sport is uniquely placed to drive global climate action and encourage crowds to join in”, erklärte etwa Fürst Albert II von Monaco vor Ort. Und auch die sechsfache Fußballweltmeisterin Karina LeBlanc hält eine flammende Rede, wie sie sich für den Klimaschutz einsetzen möchte.

Bertrand Picard (links) mit Fritz Lietsch © SchwagerBertrand Picard, der Mann, der als erster die Welt mit einem Solarflugzeug umrundet hat, begeistert mit seiner Initiative #1000Solutions, die wir zukünftig als Medienpartner unterstützen werden. 

Viele weitere Veranstaltungen unterschiedlicher Branchen und Organisationen sowie über 190 Stände von NGOs zeigen den Willen der Akteure, nunmehr endlich zu handeln. Doch von der Erklärung bis zur Umsetzung ist es oft ein weiter Weg… 

Badesandalen als Give-away
… bei einem Industrieempfang etwa werden ausschließlich gewaltige Fleischmassen am Buffet serviert und auch die obligatorischen Give-aways lassen in Sachen Sinn und Nachhaltigkeit schwer zu wünschen übrig. Was haben in Plastik verpackte Brillenputztücher, in Plastik verpackte „Badelatschen" und eine ebenfalls plastikverpackte Kladde mit PU-Einband mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun? Und welche Signalwirkung will man mit diesen „Geschenken" signalisieren? Etwa, dass es langsam Zeit ist, Gummistiefel und Badesandalen auszupacken, weil der Wasserspiegel steigt? (Siehe dazu "Sinnvolle Geschenke" im aktuellen Heft).

Klare Aktionen und Vorschläge 
Wird es Zeit, auf die Straße zu gehen und nach dem Beispiel der Mütter in Buenos Aires jeden Samstag zu demonstrieren? Ist ein „Klimasoli" nicht schon längst überfällig? Brauchen wir Notstandsgesetze und mehr revolutionären Spirit zur Bekämpfung des Klimawandels? Ich bin der Meinung, es wird Zeit zu handeln und bin gespannt auf Ihre Vorschläge, wer wie wo und mit welchen Mitteln aktiv werden kann. Was uns davon abhält, endlich vom Wissen zum Handeln zu gelangen? Darüber habe ich letzte Woche unter anderem mit Dr. Eckart von Hirschhausen, Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw, Dr. Meike Gebhard (Utopia) und Werner Drechsler (Druckstudio GmbH) auf meinem Podium beim Deutschen Nachhaltigkeitstag diskutiert.

Schreiben mir dazu auch Ihre Meinung und Ideen.

Mit herzlichen Grüßen aus Katowice
Ihr Fritz Lietsch

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