Ein Fazit nach 2 Wochen Klimakonferenz in Dubai
forum-Chefredakteur Fritz Lietsch verabschiedet sich von der COP 28
Diese Klimakonferenz war voller Widersprüche und damit ein perfektes Abbild unserer globalen Gesellschaft. Doch beginnen wir von vorne: Nach dem riesigen Zuspruch unserer täglichen Veranstaltungen in der „Bio-Villa" am Meer in Sharm el Sheikh zur COP 27, waren wir nun auf der COP 28 mit unserem Future Economy Forum-Stand erstmals in der Blue Zone der COP vertreten.
Das Schwerpunkt-Thema: Regenerative Agriculture und daneben Finance and Communication. Der Zuspruch war enorm. Die COP zeigt nun immer mehr auch die Handlungsmöglichkeiten und komplexen Zusammenhänge des Klimawandels auf. Und hier hat Landwirtschaft einen entscheidenden Einfluss, denn eine regenerative Bewirtschaftung trägt nicht nur zur Lebensmittelversorgung bei, sondern auch zur verbesserten Wasserspeicherung im Boden. Diese reduziert Überschwemmungs- und Dürrekatastrophen und die damit verbundenen Migrationswellen. Erstmals in diesem Jahr stand auch das Thema Klimawandel und Gesundheit ganz oben auf dem Themenplan.
Doch zurück zu den Widersprüchen und der Vielfalt der COP. Während die politischen Delegierten um Vereinbarungen rangen, fanden in den hunderten von Pavillions und Ständen eine Vielzahl von Vorträgen, Veranstaltungen und Side-Events statt. Dabei trafen Atomkraftbefürworter auf indigene Gruppen, die Zementvereinigung auf Umweltverbände und Stiftungen auf Verbände. Alle Beteiligten beteuerten, wie sehr ihnen der Klimaschutz am Herzen läge und wie weit sie mit ihren Aktivitäten bereits fortgeschritten seien. Doch zwischen dem Reden und der Tat ist bei vielen Organisationen noch viel Abstand, und so gilt wie immer der Spruch von Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Und so fragten auch wir uns, ob die Ergebnisse der COP ihren Aufwand rechtfertigen. Die Antwort ist nicht ganz einfach, aber für unsere Aktivitäten gilt: Nur wenn wir auf dieser Veranstaltung zahlreiche neue Bündnisse schließen können, denen dann auch unmittelbare Aktivitäten folgen, dann haben sich der CO2-Ausstoß und die ungeheure Kraftanstrengung der Reise gelohnt. In unserem Fall kommen wir mit einem Füllhorn an neuen Projekten zurück und wir sind glücklich, dass wir nicht nur im Bereich der regenerativen Landwirtschaft entscheidende Fortschritte eingeleitet haben, sondern auch für forum neue Bündnisse schließen konnten. Allen voran die Zusammenarbeit mit dem Solarpionier Bertrand Piccard und seiner Solar Impulse Foundation, von der Sie bereits während der COP auf unserem Portal lesen konnten und die in vielen Punkten auch unsere Meinung widerspiegelt.
Und so stimmen wir, bei aller Unzufriedenheit mit der Abschlusserklärung und der Geschwindigkeit der Umsetzung des Paris-Abkommens, unserem Partner Picard bei: „Wir haben nicht das Recht von den erdölexportierenden Staaten zu fordern, kein Öl mehr zu verkaufen. Aber wir haben sehr wohl das Recht und sogar die Pflicht, unseren Erdölkonsum drastisch zu reduzieren."
Und Bertrand begeisterte sich auch für das Majlis, zu dem COP-Präsident Jaber zum Abschluss der COP eingeladen hatte: Ein traditioneller Gesprächskreis, in dem alle Beteiligten, in diesem Fall die Minister*innen, spontan ihre Gedanken und Gefühle abseits des Protokolls teilen. Ganz so, wie auch forum ein Ort der gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen ist.
Mehr über die Folgen der COP 28 erfahren Sie in den nächsten Newslettern und in der kommenden Ausgabe von forum, denn: Diese Menge an Eindrücken, Begegnungen und Visitenkarten will erst einmal verdaut und dann in Aktionen umgesetzt werden. Es gibt viel zu tun, machen Sie mit.
Ihr Fritz Lietsch von der COP 28
Fritz Lietsch ist Diplom-Kaufmann, hat BWL und Werbepsychologie studiert und ist Chefredakteur von forum Nachhaltig Wirtschaften.
Unter "Der aktuelle Kommentar" stellen wir die Meinung engagierter Zeitgenossen vor und möchten damit unserer Rolle als forum zur gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen gerecht werden. Die Kommentare spiegeln deshalb nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider, sondern laden ein zur Diskussion, Meinungsbildung und persönlichem Engagement. Wenn auch Sie einen Kommentar einbringen oder erwidern wollen, schreiben Sie an Alrun Vogt: a.vogt@forum-csr.net
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