Regenerative Agriculture Crash Course - 14-19 October 2024 |La Junquera, Murcia, Spain. Experience regenerative agriculture and landscape restoration through your own eyes

COP 28 - Tag 1: Schon die erste gute Sache umgesetzt?

Bertrand Piccard, Forscher, Wissenschaftler und Abenteurer, berichtet für forum live von der Weltklimakonferenz

Letztes Jahr in Sharm-El Sheikh wurde die Forderung nach Entschädigungen von den Ländern des globalen Südens als Vorbedingung für die Annahme der Agenda erhoben, aber ein Jahr lang gab es viel Lärm für wenig Ergebnis. Diesmal hat der COP-Präsident Al Jaber diese Forderung im Handumdrehen umgesetzt. Inmitten der routinemäßigen Verfahrenspunkte, in der allgemeinen Trägheit, die auch mich in den Schlaf gewiegt hatte, erhob sich kein Widerstand, und das lang erwartete Prinzip dieses Fonds wurde zur Überraschung aller angenommen. Es sei denn, es war das Ergebnis einer sorgfältigen Diplomatie im Vorfeld. Die Anwesenden waren jedoch sichtlich erstaunt, dass es so einfach über die Bühne gegangen war und erhoben sich zu Standing Ovations. 

Bertrand Piccard at COP26, Glasgow, 2021 (c) Solar Impulse Foundation - Peter SandgroundSchauen wir ein wenig weiter voraus.

Dies war die erste große Neuigkeit der COP 28 in Dubai: die Einrichtung eines von der Weltbank verwalteten "Loss and Damage Fund", mit dem die Beiträge der Industrieländer an den globalen Süden zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels formalisiert werden.

Dieser Fonds, der oft als zweitrangig oder sogar weniger wichtig angesehen wird, wurde lange Zeit erwähnt und diskutiert, aber auf früheren COPs wurde nie etwas Konkretes beschlossen. Der Vorschlag, die Weltbank mit der Verwaltung des Fonds zu beauftragen, löste heftige Diskussionen aus, doch scheint man sich darauf geeinigt zu haben, die Institution zunächst für vier Jahre mit der Verwaltung des Fonds zu betrauen.

Die allgemeine Begeisterung war hier in Dubai und in den internationalen Medien zu spüren. Das ist in der Tat eine gute Nachricht und ein notwendiger Schritt für diese Länder, die bereits stark von der Krise betroffen sind.

Aber obwohl es sicherlich eine gute Sache ist, die getan wurde, ist es auch eine gute Sache, die gut gemacht wurde?

In einem Gespräch mit meinem Team kommentierte einer meiner Kollegen die Nachricht mit den Worten: "Das ist ja niedlich". Diese Bemerkung mag überraschen, hat aber mit zwei Aspekten zu tun: Erstens ist die zugesagte Summe - 460 Millionen USD - nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zum Bedarf (der auf mindestens 100 Milliarden USD pro Jahr geschätzt wird) und zu den 4 Billionen USD an Nettoeinnahmen, die die Öl- und Gasunternehmen im letzten Jahr erwirtschaftet haben. Oder im Vergleich zu den 1,3 Billionen Dollar, die laut IWF jedes Jahr weltweit für die Subventionierung fossiler Brennstoffe aufgewendet werden.

Neben der Frage des Volumens stellt sich auch die Frage nach der Art der versprochenen Ankündigungen: Würden diese Mittel in Form von Spenden ausgezahlt werden? Als Darlehen zu Vorzugsbedingungen? Handelt es sich um zusätzliche Mittel oder um Umschichtungen? Wie sieht der Zeitplan für die Auszahlungen aus?

Wenn wir von der Symbolik zur Wirkung übergehen wollen, liegt der Schlüssel darin, dass diese Mittel eine gewisse Dynamik bei der Einführung sauberer und rentabler Lösungen auslösen, die den schwachen Bevölkerungsgruppen zugute kommen. Es gibt keinen Grund, warum der Zugang zu sauberer Energie für Kleinbauern nicht auch zu einer verbesserten Produktivität und letztlich zu sozio-ökonomischem Fortschritt führen sollte. Es gibt keinen Grund, nicht dafür zu sorgen, dass die Umsetzung der Mittel auf transparente Weise erfolgt.

Wir müssen den "Loss and Damage"-Fonds unbedingt mit einem konkreten Plan für die Umsetzung sauberer Lösungen und insbesondere erneuerbarer Energien verknüpfen. Wenn wir das nicht tun, ist das so, als würden wir einen Fonds ankündigen, für den es keine wirklichen Mittel gibt: Das ist zwar nett, hilft aber angesichts der wachsenden Herausforderungen, vor denen diese Länder stehen, nicht weiter.

Dr. Bertrand Piccard, geboren 1958, stammt aus der berühmten Forscher-Dynastie der Piccards. Er selbst umrundete 1999 zusammen mit Brian Jones als erster Mensch die Welt in einem Ballon. Ihr Buch „Mit dem Wind um die Welt" wurde ein internationaler Bestseller. Heute hält der gelernte Facharzt für Psychiatrie weltweit Vorträge über Kommunikationspsychologie, Krisenmanagement und Stressbewältigung. Dabei betont er stets, wie wichtig die Bereitschaft zum Abenteuer ist, um die eigenen Lebensziele zu verwirklichen. 2015–2016 gelang Piccard zusammen mit André Borschberg die Umrundung der Erde in einem Solarflugzeug – ein Meilenstein in der Energietechnik.


Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 02.12.2023

     
Cover des aktuellen Hefts

Positiver Wandel der Wirtschaft? – So kann's gehen

forum 03/2024 mit dem Schwerpunkt „Wirtschaft im Wandel – Lieferkettengesetz, CSRD und regionale Wertschöpfung"

  • KI
  • Sustainable Finance
  • #freiraumfürmacher
  • Stromnetze
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
21
AUG
2024
StiftungsApéro SommerTour mit Engagement Global
Wie machst Du das eigentlich in Deiner Stiftung?
Berlin, 27.08. Frankfurt a.M., 04.09. CH-Basel
12
SEP
2024
Handelsblatt Tagung Energizing Real Estate 2024
Die Energiewende gelingt nur gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft
10117 Berlin
16
OKT
2024
17. Europäischer Kongress (EBH)
Effizientes Bauen mit Holz im urbanen Raum
52355 Gürzenich Köln
Alle Veranstaltungen...
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir uns die Vergangenheit ins Bewusstsein zu rufen."
Christoph Quarch begrüßt die Feierlichkeiten zum D-Day in der Normandie.
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Wertstoffe aus Abfall:

Jeder Kassenzettel ist ein mächtiger Stimmzettel: jetzt grün und günstig shoppen auf ethicDeals.de

edding setzt auf recyceltes Aluminium

IMPACT FESTIVAL, 30. - 31. Oktober 2024, Messe Frankfurt am Main

Wir haben ein Recht auf Wahrheit

Studie: E-Bikes und Co. als Schlüssel zu Net Zero in der EU

VCG.AI erhält 2,5 Millionen Euro Zuschuss vom europäischen Programm EIC Accelerator 2024

Weltweit erstes Hartstoff-Einstreumaterial mit Produkt-EPD für nachhaltiges Bauen:

  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • circulee GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Kärnten Standortmarketing
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH