Circular Valley Convention 2025

Davos 2025 im Rückblick

Klimawandel, KI und geopolitische Spannungen im globalen Machtgefüge

Die Welt blickt auf Davos 2025: Wie begegnen Politik und Wirtschaft der Klimakrise, Künstlichen Intelligenz und geopolitischen Unsicherheiten? Das WEF bringt Experten zusammen, um Lösungen zu finden – doch werden die Debatten auch zu konkreten Maßnahmen führen?
 Beim World Changers Summit Davos 2025 im LAN Space, initiiert vom Institute for Advanced Studies and Cooperation und Sir Prof. Dr. Gabriele Andreoli. Session: ''Driving Sustainable Futures: Green Economy and Policy Innovations''; v. Li. n. re: Presenter Dave Crane, Paul Flynn, Green Sheikh (Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi), Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg, Mete AI, Sheikh Omar Al Nuaimi. © Institute At LAN Space, Davos
Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos bot erneut eine Bühne für hochrangige Diskussionen zwischen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. Doch anders als in früheren Jahren, in denen man sich oft auf symbolische Bekundungen und vage Absichtserklärungen beschränkte, war 2025 von einer drängenden Ernsthaftigkeit geprägt. Die drängenden Krisen – Klimawandel, die disruptive Kraft der Künstlichen Intelligenz und geopolitische Umwälzungen – machten klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen.

Klimawandel: Unternehmen zwischen Vision und Realität
Kaum ein Thema wurde in Davos so kontrovers diskutiert wie der Klimawandel. Die weltweiten Wetterextreme im Jahr 2024 haben Wirtschaftsführer und Investoren wachgerüttelt. Waldbrände, Überflutungen und Stürme verursachten Schäden in Billionenhöhe, zerstörten Infrastruktur und ließen Lieferketten kollabieren. Während große Unternehmen auf der Bühne ambitionierte Nachhaltigkeitsziele verkündeten, war hinter den Kulissen ein anderes Bild zu sehen: Viele von ihnen kämpfen intern mit der Finanzierung von echten Klimaschutzmaßnahmen und stehen unter dem Druck der Shareholder, kurzfristige Gewinne zu liefern.

Ein hochrangiges Gespräch zwischen CEOs großer Energiekonzerne und Klimaaktivisten machte deutlich: Die Bereitschaft für Veränderung wächst, doch die Umsetzung ist nach wie vor schleppend. Der größte Hemmschuh bleibt der Mangel an global einheitlichen Standards und politischen Anreizen. Ein führender Investor formulierte es treffend: „Wir wissen, dass Nachhaltigkeit unsere Zukunft sichert – aber solange es günstiger ist, die Umwelt zu verschmutzen, wird sich nichts ändern."

Hinter verschlossenen Türen wurde auch über die Zukunft von CO2-Steuern diskutiert. Während einige Länder härtere Regulierungen fordern, blockieren andere aus wirtschaftlichen Eigeninteressen. Besonders spannend war ein Gespräch zwischen Vertretern der EU und der USA, in dem deutlich wurde, dass Washington zwar Klimainnovationen fördert, aber wenig Interesse an internationalen Verpflichtungen zeigt.

KI als Umbruchskraft: Chancen und Kontrollverlust
Zwei Jahre nach dem Durchbruch von ChatGPT hat sich Künstliche Intelligenz als dominanter Wirtschaftsfaktor etabliert. Unternehmen setzen verstärkt auf Automatisierung, maschinelles Lernen und prädiktive Modelle – mit tiefgreifenden Folgen für Arbeitsmärkte und Geschäftsmodelle.
Die offiziellen Panels zum Thema KI betonten vor allem die Chancen: Effizienzsteigerung, neue Geschäftsmodelle und bessere Entscheidungsgrundlagen durch Datenanalyse. Doch hinter den Kulissen zeigten sich auch die Ängste: Ein hochrangiger Tech-CEO äußerte in einem privaten Gespräch, dass viele Unternehmen längst die Kontrolle über ihre eigenen KI-Modelle verlieren. Besonders alarmierend ist, dass einige Firmen bereits KI-Systeme nutzen, die „Black-Box"-Entscheidungen treffen – also Entscheidungen, deren innere Logik nicht mehr nachvollziehbar ist.

Parallel dazu verschärfen sich die geopolitischen Konflikte um KI-Technologien. Chinesische Delegierte machten unmissverständlich klar, dass sie den Wettbewerb um die globale KI-Führerschaft als wirtschaftliche und strategische Priorität betrachten. Die USA hingegen setzen verstärkt auf eine Regulierungsoffensive, die Innovationen schützen, aber auch den Missbrauch eindämmen soll. Ein entscheidender Punkt: Während in der Öffentlichkeit über ethische KI debattiert wurde, schufen einige Länder bereits staatliche Algorithmen für den wirtschaftlichen und militärischen Einsatz – eine Dynamik, die in Davos nur hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde.

Geopolitik: Neue Allianzen, alte Konflikte
Die geopolitische Unsicherheit dominierte viele Gespräche am Rande des Forums. Besonders brisant: die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus. Während einige Wirtschaftsführer in einem weniger regulierten Markt Chancen sehen, befürchten europäische Politiker und Klimaschützer ein roll-back vieler internationaler Abkommen. „Mit Trump als Präsidenten können wir zehn Jahre Klimapolitik vergessen", sagte ein EU-Diplomat in einem privaten Gespräch.

Der Krieg in der Ukraine war weiterhin eines der drängendsten Themen. Während öffentlich viel über einen möglichen Waffenstillstand gesprochen wurde, zeigte sich in inoffiziellen Gesprächen, dass die Spaltung innerhalb Europas wächst. Während einige Länder eine europäische Friedenstruppe unterstützen, fürchten andere eine direkte militärische Eskalation. Interessanterweise versuchten auch große Investoren, sich frühzeitig für den Wiederaufbau der Ukraine zu positionieren.

Besonders überraschend war die Offenheit, mit der Iran in Davos Gesprächsbereitschaft zeigte. Hinter den Kulissen fanden mehrere nicht-offizielle Treffen zwischen iranischen und westlichen Diplomaten statt, in denen über ein mögliches neues Atomabkommen gesprochen wurde. Die zentrale Frage bleibt: Ist der Iran wirklich bereit, sein Atomprogramm aufzugeben, oder handelt es sich um ein taktisches Manöver?

Europa: Zwischen globaler Relevanz und wirtschaftlichem Abstieg
Während die USA auf wirtschaftliches Wachstum durch Deregulierung setzen, kämpft Europa mit einer schwachen Wettbewerbsfähigkeit. Christine Lagarde warnte in Davos vor einer „existentiellen Bedrohung" für den europäischen Wirtschaftsstandort, wenn nicht entschieden gegengesteuert werde. Doch die Meinungen darüber, wie das geschehen soll, gingen weit auseinander.

Besonders aufschlussreich war eine Diskussion zwischen Start-up-Gründern und EU-Vertretern: Während Unternehmer beklagten, dass Europa durch übermäßige Bürokratie und langsame Prozesse innovativen Unternehmen keine Chance gibt, betonten Politiker die Notwendigkeit von Regulierung zum Schutz von Arbeitsplätzen und Konsumenten. Der entscheidende Punkt: Während Länder wie die USA und China in die technologische Zukunft investieren, bleibt Europa in vielen Bereichen zurück.

Fazit: Davos als Spiegel der Weltlage
Davos 2025 hat klar gemacht, dass sich die Welt an einem Wendepunkt befindet. Die Herausforderungen – Klimawandel, KI und geopolitische Umbrüche – sind nicht mehr abstrakt, sondern bereits in vollem Gange. Während Unternehmen, Politik und Gesellschaft nach Lösungen suchen, wurde in vielen Gesprächen deutlich: Die Zeit für Kompromisse ist vorbei.

Was bleibt, ist die Frage nach der Umsetzung: Werden die Erkenntnisse aus Davos tatsächlich in konkrete Maßnahmen überführt? Oder bleibt es – wie so oft – bei wohlklingenden Absichtserklärungen? Das Weltwirtschaftsforum hat wichtige Debatten angestoßen, doch der wahre Test kommt erst nach Davos – wenn die Entscheidungen in der realen Welt getroffen werden.

Weiterführende Quellen:
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg, serielle Gründerin, Zukunftsforscherin und Autorin, engagiert sich für Nachhaltigkeit, Innovation und Self-Leadership. Die CEO der BrightShift Media Group und Experts for Life ist Mitglied des Club of Rome, LinkedIn Top Voice und Gastgeberin der wöchentlichen UK-Radioshow „We Empower".

Gesellschaft | Politik, 01.02.2025

     
        
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