Sarah Ullmann

Vom Banker zum Hanfkönig

Mit Vision und Enthusiasmus

Lineare Lebensläufe waren gestern. Menschen mit Vision und Enthusiasmus gestalten die Welt von ­morgen. Ein Hanfpionier zeigt, wie man erfolgreich gegen den Strom schwimmt.

© HempConsult GmbH„Ökologie und soziale Gerechtigkeit sind gewiss gute Ideale", erklärt mir Daniel Kruse, „aber um sie effektiv und nachhaltig umzusetzen, bedarf es auch des wirtschaftlichen Erfolges." So eröffnet Daniel Kruse unser Gespräch auf der Biofach in Nürnberg. Und er fährt fort: „Aktivismus und öffentlichkeitswirksame Proteste haben ihren Sinn, doch sie bieten weder eine ökonomische Perspektive, noch verändern sie das System langfristig und von innen heraus." Recht hat er!

Ökologie und Ökonomie erfolgreich verbinden
Schon früh steckte sich Kruse hohe Ziele: „Ich wollte die Welt besser, grüner und nachhaltiger gestalten, dabei wirtschaftlichen Erfolg haben und finanzielle Unabhängigkeit erreichen." Dazu absolvierte er erst einmal eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Um sein Wissen über die Mechanismen der Wirtschaft zu vertiefen, begann er, nach einem kurzen Intermezzo als Devisenhändler, in Düsseldorf BWL zu studieren. „Nur wenn man etwas kennt, kann man es verstehen und verändern", so seine feste Überzeugung. Neben der Überzeugung und der Ausbildung fehlte jetzt nur noch eines: die Geschäftsidee. Doch auch diese ließ nicht lange auf sich warten.

Eine große Herausforderung stellt die Ernte der Hanfpflanzen dar. Hier müssen neue Maschinen entwickelt werden. © HempConsult GmbH, Daniel Kruse
Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er in der Fahrbereitschaft einer Bank. Während einer Geschäftsreise drückte ihm der Geschäftsleiter ein Wirtschaftsmagazin mit einer Reportage über Hanf und seine vielen Verwendungsmöglichkeiten in die Hand. Kruse war sofort klar: „Das ist es!" Er war begeistert von dem ungenutzten Potenzial des Multitalentes Hanf und beschloss, sich mit diesem Rohstoff als Partner selbstständig zu machen.

Mittlerweile blickt Kruse auf über 25 Jahre Erfahrung im Hanfmarkt zurück, die 1995 mit der Eröffnung der ersten HanfHaus-Filiale in Düsseldorf seinen Ausgang nahm. Im Jahre 2001 gründete Kruse die Firma Hempro International GmbH & Co. KG um die Entwicklung von Hanfprodukten weiter vorantreiben. Heute ist das Unternehmen Produzent und Großhändler für eine umfangreiche Produktpalette von Hanfrohstoffen und Hanfprodukten, wie etwa Hanftextilien, -accessoires, -kosmetik und -nahrungsmittel, und damit europaweit eines der größten Anbieter für Hanfprodukte. „Unsere Zielgruppe sind LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability), also Menschen, die an Nachhaltigkeit überdurchschnittlich interessiert sind", erklärt er. „Und genau dafür stehen Produkte aus Hanf! Sie verbinden eine Vielzahl von Vorteilen für Mensch und Umwelt."

Wissen teilen, um den Hanf zu fördern
Auch im Lebensmittelbereich ist die Vielfalt der Verwendungs­möglichkeiten von Hanf beeindruckend. © flickr2012 gründete Kruse die HempConsult GmbH. Somit steht er, zusammen mit seinem Team, nun auch anderen in der Branche zur Seite. Die Gesellschaft berät in allen Belangen rund um die Geschäftsneugründung, Sortimentserweiterung, Produktplatzierung, Marktforschung und Kundenanalyse. Auch Vertrieb, Zollabwicklung, Behörden- und Qualitätsmanagement gehören mit zum Beratungsportfolio. Selbst bei der Entwicklung von Technologien von der Erntemaschine bis hin zu Produktionsanlagen stehen Kruse und seine Experten unterstützend zur Verfügung. In Sachen Multitalent nimmt sich Kruse ein Beispiel an seinem geliebten Rohstoff in und ist neben seinen Jobs als Geschäftsführer und Berater noch Vorstandsmitglied der European Industrial Hemp Association (EIHA), sowie Mitglied der Canadian Hemp Trade Alliance (CHTA).

Über sein Mitwirken in den Verbänden setzt er sich besonders für die Wiederanhebung des THC-Grenzwertes von 0,2 auf 0,3 Prozent ein. Er sieht die aktuelle Regelung als ein wesentliches Hindernis für weitere Marktentwicklungen. „Es bedarf einer wissenschaftlich fundierten Überarbeitung der unnötig strikten THC-Richtwerte für Lebensmittel. Hierfür muss dringend eine korrekte und faire Neuberechnung der maximalen Aufnahmemenge seitens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erfolgen", verlangt Kruse, wohlwissend um das verschenkte Potenzial.

„Ich glaube, dass meine Aktivitäten die Welt ein wenig besser machen. Wir bringen einen guten, nachhaltigen Rohstoff auf den Markt. Ein Rohstoff, der in der Landwirtschaft jedes Jahr mehr Beachtung und Verwendung erfährt, der zur Verbesserung der Böden und der Luft beiträgt und aus dem vom unteren bis zum obersten Teil der Pflanze viele tausend nachhaltige Produkte hergestellt werden können."
 
Von Sarah Ullmann

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/03 2018 - Wasser - Grundlage des Lebens | Bildung erschienen.

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