Sägespäne auf dem Klo: Komposttoiletten
Die Toilette der Eventbranche
Den Toilettengang als Erlebnis – das verspricht ein Hersteller von Komposttoiletten. Das mag übertrieben sein, doch eines muss man anerkennen: Komposttoiletten sind nicht nur höchst ökologisch, sondern auch eine effiziente Quelle neuer Ressourcen.
Wer zukünftig auf einer öffentlichen Veranstaltung eine mobile Toilette aufsucht, wird sich womöglich wundern. Statt auf eine schnöde Chemietoilette wird er möglicherweise auf ein heimeliges Holzdesign stoßen, und statt auf eine Wasserspülung auf Sägespäne. Ihre Hände im Spiel hat die Firma Kompotoi. Immer häufiger verleiht sie ihr Produkt an die Veranstalter von Events, aber auch auf öffentlichen Plätzen in Städten siedeln sie sich langsam an: Komposttoiletten.
Der Human Output als Ressource
Nutzloser, lästiger Müll, den niemand haben will – so sehen wir menschliche Exkremente in der Regel an. Nicht so Kompotoi. Die Firma betrachtet den „Human Output" als Ressource. Denn durch ihn lassen sich Kompost und Urindünger herstellen und damit Nährstoffkreisläufe schließen. Jojo Linder, Co-founder von Kompotoi aus Zürich, sagt: „Wir spülen wertvolle Nährstoffe mit sauberem Trinkwasser weg." Das sei absurd. In der Landwirtschaft würden genau dieselben Nährstoffe Stickstoff, Kalium und Phosphor aus dem Ausland importiert.
In der Tat ist es noch nicht lange her, dass der Mensch ebenfalls als Produzent von Dünger angesehen wurde und seine Ausscheidungen verwendet wurden. Doch dann kam die Mischkanalisation und diese macht es schwierig, die Nährstoffe in reiner Form wieder zurückzugewinnen. Das ausgeklügelte System der Komposttoilette kann dieses Problem beheben.
Wie funktioniert es?
Wie aber hat man sich dieses System vorzustellen? Nach der Sitzung auf der Komposttoilette werden die Ausscheidungen mit einem Gemisch aus Holzspänen bedeckt. Dies neutralisiert nicht nur den Geruch, sondern fördert zudem den Kompostiervorgang und spart Wasser. Urin und Feststoffe werden getrennt, wodurch unangenehme Gerüche rasch eliminiert werden oder gar nicht erst entstehen. Aus dem Urin wird Aurin hergestellt, ein Stickstoffdünger, welcher direkt bei Kompotoi bezogen werden kann. Die Feststoffe werden in einem kombinierten Verfahren verarbeitet. Dadurch werden mögliche Schadstoffe enternt und der Humus kann direkt auf den Feldern wiederverwendet werden.
Doch Dünger ist nicht der einzige Schatz, der sich aus den Toiletten heben lässt. Durch die Zugabe von Bio-Pflanzenkohle kann während des Kompostiervorgangs auch Terra Preta hergestellt werden. Dies ist eine enorm fruchtbare Erde, die für die Pflanzenproduktion ein hervorragendes Substrat darstellt und noch dazu CO2 bindet, weshalb auch in der Klimaforschung ein großes Interesse an dieser Form der Kompostierung besteht. Das Sortiment von Kompotoi besteht neben mobilen Toiletten für Veranstaltungen und Gemeinden aus einem Urinal, einem Waschbecken und einer barrierefreien Toilette. Aber auch für Camper, Alphäuser und Jagdhütten bietet die Firma Lösungen.
Na dann sind wir gespannt, wann wir das erste Mal auf einer öffentlichen Toilette in die Sägespäne greifen. Und by the way: Jojo Linder, CO-Founder Kompotoi, war ursprünglich Veranstalter von der Skateboard-Event-Serie Burningwheelstour.
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 01.09.2021
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2021 mit Heft im Heft zur IAA Mobility - KRISE... die größte Chance aller Zeiten erschienen.
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