Alrun Vogt

Alles, was man braucht

Ein Film über Dorfläden

Was brauchen wir für ein gutes Leben? Nicht viel, meint Knut Thomsen aus Dithmarschen. Etwas zum Essen, zum Trinken und die Freiheit, sich Zeit zu nehmen für das, was man gerade tut. Seine Frau Berit und er haben zusammen einen Dorfladen aufgemacht – ein 40 Quadratmeter großes, lebensfrohes Universum aus regionalem Gemüse, sorgfältig arrangierten Regalen,  Klönschnack und Zusammenhalt; eine Insel in einem Meer aus Discountern, welche die kleinen Läden auf dem Land schon lange verdrängt haben.

Der Film zeigt, dass der Weg zurück in eine kleinteiligere, regionale Wirtschaft nicht nur Mühe macht, sondern auch neue Begegnungen, Arbeitsplätze und Möglichkeiten schafft. © Mairafilm21Zwei Jahre lang reiste die Regisseurin Antje Hubert mit ihrem Filmteam durch norddeutsche Dörfer und besuchte regionale Projekte, in denen die Menschen ihre Lebensmittelversorgung selbst in die Hand nehmen. In ihrem Dokumentarfilm „Alles, was man braucht" erzählt sie von Menschen, die im Vakuum fast verloren gegangener Traditionen etwas Neues wagen:
 
Menschen, die Neues wagen
Eine ehemalige Verkaufsstellenleiterin rettet ihren alten Konsum durch die Zeit, ein weitgereister Koch wird Leiter eines kleinen Lebensmittelmarktes, eine Höfegemeinschaft mit Bioladen sucht auf einer alten LPG nach Lösungen für eine nachhaltige und gerechte Welt, ein Bürgermeister baut an einer vielbefahrenen Bundesstraße einen Verkaufsautomaten und ein Supermarktbesitzer übernimmt die aufwändige Versorgung der Halligleute im Wattenmeer. Selbst als die Corona-Pandemie das gewohnte Leben zum Erliegen bringt, schaffen sie es, das Wesentliche ihrer Arbeit zu erhalten: die Wertschätzung der Dinge und die gelebte Zuwendung zu anderen Menschen.

Dabei verzichtet Antje Hubert auf jede Idealisierung des Landlebens, sondern beobachtet zurückhaltend und genau, um das Potenzial der Provinz und mögliche Impulse generell für unser Miteinander sichtbar zu machen.

„...das Glück, sich zufällig zu begegnen und die Chance, sich anderen Menschen zuzuwenden. Beim Small Talk an der Ladentheke, beim Klönschnack im Foyer des Ladens mit einer Tasse Kaffee in der Hand kommen wir ins Gespräch – über Gott und die Welt."
Antje Hubert 

Das Glück, sich anderen zuzuwenden
„Wir werden mehr und mehr herausgefordert, unser Konsumverhalten und unsere Bedürfnisse neu auszurichten. Die kleinen Läden könnten ein guter Kompass dafür sein. Nicht nur, weil man schnell merkt, was überflüssig ist. Die freundliche Zuwendung zu anderen Menschen und die Wertschätzung der tägliche Dinge sind ganz einfache Fähigkeiten, die dort gelebt und geübt werden, und sie scheinen mir gute Grundlagen für diese dringliche Aufgabe zu sein", so Regisseurin Antje Hubert. Weiter resümiert sie: „Ich denke, die Dorfläden sind in der ländlichen Welt nicht nur kostbare Inseln, sondern auch Wegweiser in eine bessere Zukunft. Hier findet jeden Tag aufs Neue etwas statt, was durch die Corona-Pandemie noch einmal mehr seine Selbstverständlichkeit zu verlieren droht: das Glück, sich zufällig zu begegnen und die Chance, sich anderen Menschen zuzuwenden. Beim Small Talk an der Ladentheke, beim Klönschnack im Foyer des Ladens mit einer Tasse Kaffee in der Hand kommen wir ins Gespräch – über Gott und die Welt." 
 
 
Von Alrun Vogt

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2022 mit dem Schwerpunkt: Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft - Ist die Party vorbei? erschienen.

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