Hydrogen Dialogue 2024

Wasser und Boden - kostbare Ressourcen für die Gesellschaft

Fritz Lietsch im Gespräch mit Barbara Steiner-Hainz, Marketingverantwortliche der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG

Die Ressourcen Wasser und Boden haben eine große Bedeutung für unsere Gesellschaft. Oft wird der hohe Wasserverbrauch der Milch- und Fleischproduktion kritisiert. Fritz Lietsch sprach mit Barbara Steiner-Hainz, Marketingverantwortliche der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG, über diese und andere Themen.

Barbara Steiner-Hainz
Foto: © Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG
Berchtesgadener Land vermarktet seit über 35 Jahren Biomilchprodukte. Was war für Ihr Unternehmen der Auslöser sich mit Bioqualität zu beschäftigen?

Drei Bauern im direkten Umfeld der damaligen Chiemgau Molkerei in Truchtlaching (nordöstlich vom Chiemsee gelegen) forderten die eigene Genossenschaftsmolkerei auf, ihre Milch als Biomilch separat zu erfassen und mit einer Biomilchverarbeitung zu beginnen. Aufgrund der nicht ganz einfachen Biomilchvermarktung entschlossen sich die drei Bauern und die Molkerei dem ältesten Anbauverband in Deutschland, Demeter, beizutreten. 1976 fusionierte die Chiemgau Molkerei mit der Pidinger Molkerei. 1986 wurde eine komplett neue Molkerei am Hockerfeld in Piding gebaut. Die beiden alten Produktionsstandorte in Piding-Ort und Truchtlaching wurden stillgelegt.

Beim Neubau entschied sich Geschäftsführer Helmut Pointner (seit 1981) trotz vieler anderer Ratschläge bei der Biomilchvermarktung zu bleiben und berücksichtigte beim Neubau die separate Erfassung und Verarbeitung! Heute wird die Biomilch von rund 100 Demeterbauern und fast 350 Naturlandbauern zwischen Isar und Salzach (auch aus dem benachbarten Österreich) erfasst. 2010 wurden 56 Millionen Kilogramm Biomilch verarbeitet! Mit jedem Lebensmittelskandal stieg die Nachfrage, so auch aktuell beim Dioxinskandal (Tierfutter von Hühnern und Schweinen). Daher wird derzeit die Aufnahme weiterer Biobauern in die Molkereigenossenschaft vorbereitet.

Unser kommendes Heft beleuchtet die Bedeutung der Ressourcen "Wasser und Boden". Welchen Einfluss hat die Wirtschaftsweise Ihrer Bauern auf diese unterschätzen Ressourcen?

Die Molkerei Berchtesgadener Land erfasst unter anderem auch die Milch im Wasserschutzgebiet der Stadtwerke München. München ist bekannt für besonders gutes Trinkwasser. Dazu tragen insbesondere die Naturlandbiobauern im Mangfalltal und die Molkerei Berchtesgadener Land als verarbeitende Molkerei bei.

In einem Kongressworkshop auf der BioFach wurde der hohe Wasserverbrauch der Milch- und Fleischproduktion kritisiert. Gilt dies auch für den Biolandbau und ist dies insbesondere auch für Deutschland ein kritischer Faktor?

Kühe, die anerkannt biologisch gehalten werden, benötigen sicher genau so viel Trinkwasser wie konventionell gehaltene Kühe; das Gleiche gilt auch für den Wasserverbrauch beim Reinigen von Melkgeschirr oder etwa von Rohrleitungen bei uns in der Molkerei. Doch indem keine Fungizide, Pestizide und leichtlösliche (mineralische) Dünger in der anerkannt biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden, wird aktiver Trinkwasserschutz betrieben.

Die Artenvielfalt nimmt weltweit beständig und stark ab. Wie geht Berchtesgadener Land mit diesem Phänomen um und welche Empfehlung können Sie zum Erhalt der Biodiversität in Deutschland geben?

Keine Unterstützung der Gentechnik, Unterstützung der Landwirtschaft hier in der Bergregion mit einem fairen Milchpreis zum Erhalt der bei uns traditionell üblichen extensiven Landwirtschaft mit Dauergrünland. Wiesen bedeuten Artenvielfalt - insbesondere biologisch bewirtschaftetes Grünland, Ackerbau ist Monokultur!

Sie bezeichnen Ihr Unternehmen als "natürlich fair" und bezahlen einen überdurchschnittlichen Milchpreis an Ihre Lieferanten. Warum?

Die Fachzeitschrift Top agrar hat kürzlich eine Rangliste der bestauszahlenden Molkereien in Deutschland und auch Österreich (durchschnittlicher Milchpreis von fünf Jahren) veröffentlicht. Diese Rangliste wurde in Deutschland und auch in Österreich für konventionellen und auch für den Biomilchpreis von der Genossenschaftsmolkerei Berchtesgadener Land angeführt. Dieser schon länger anhaltende überdurchschnittliche Milchpreis bewirkt, dass weitere Bauern aus der Region gerne zu Berchtesgadener Land liefern möchten und wir ein stabiles Wachstum sowie feste Lieferantenbeziehungen haben.

Ist dies Teil einer übergeordneten CSR Strategie?

Als Genossenschaft ist es das ureigenste Unternehmensziel mit der Vermarktung der Milch der Mitglieder einen möglichst guten Milchpreis zu erwirtschaften. Wichtig war diesbezüglich der Unternehmensleitung immer neben dem Milchpreis die Investitionen in Technik und Marke nicht zu vernachlässigen, damit ein überdurchschnittlicher Milchpreis auch zukünftig erwirtschaftet werden kann.

Wir denken langfristig und versuchen erfolgreich soziale, ökologische und ökonomische Aspekte zu verknüpfen. Hier einige Beispiele:

Durch die Milcherfassung in der Bergregion - die Milch wird bis auf 1200 Meter entlang der Alpenstraße erfasst - und die faire Bezahlung der Milch unterstützen wir die Höfe in der Berg- und Alpenregion. Damit fördern wir den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft in den Alpen.
Im sozial schwachen Randgebiet in der südöstlichen Ecke Bayerns sind wir ein wichtiger Arbeitgeber mit inzwischen über 300 Mitarbeitern, davon auch über zehn Auszubildende. Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden auch heute noch bezahlt; im erst kürzlich erstellten Unternehmensfilm der Molkerei zeigen Mitarbeiter, was sie an der Molkerei als Arbeitgeber so schätzen: dort wird die heimische Milch schonend verarbeitet und damit ein aktiver Beitrag zur Landschaftserhaltung - unserer Heimat - geleistet.

Berchtesgadener Land konnte sein Umsatzvolumen entgegen dem insgesamt verringerten Branchenwachstums in 2010 nochmals um rund sieben Prozent steigern. Was ist das Erfolgsgeheimnis von Berchtesgadener Land?

Neben der biologischen Landwirtschaft spielt für Verbraucher bei der Lebensmittelproduktion das Vertrauen in Hersteller eine ganz besondere Rolle. Als Molkereigenossenschaft erfassen wir die Bio- und auch die konventionelle Milch von unseren Bauern aus der Region und verarbeiten die Milch ausschließlich am Standort hier in Piding im Berchtesgadener Land. Seit Einführung des Identitätsstempels (DE-BY 110 EG) ist dies für Lebensmittelüberwachung und auch für Konsumenten nachvollziehbar. Das schafft Vertrauen!

Neben ca. 25 Prozent Biomilch verarbeiten Sie auch konventionelle Milch. Geben Sie auch hier strengere Vorgaben als gesetzlich gefordert?

Ausbringung von Klärschlamm ist schon seit über 20 Jahren verboten. Bauern, die Klärschlamm ausbringen, werden von der Milchliefergenossenschaft ausgeschlossen, die Milch wird nicht mehr verarbeitet. Seit dem ersten Januar 2010 füttern alle 1800 Bauern der Molkerei Berchtesgadener Land garantiert traditionell ohne Gentechnik. Bauern, Molkerei und Futtermittelhändler sind von Intertek zertifiziert!

Glauben Sie, dass sich ihr Engagement langfristig gegenüber (konventionellen) Mitbewerbern auszahlt?

Wir sind im Segment biologische Verarbeitung und Vermarktung von Biomilch seit Beginn der "Biobewegung" in den 70er Jahren aktiv. Ein Ende der steigenden Bionachfrage ist nicht in Sicht. Jeder neue Lebensmittelskandal fordert die Konsumenten förmlich auf, über konventionelle Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu überdenken. Die Biolandwirtschaft ist nachhaltig und auf eine gesunde Zukunft ausgelegt. Wer an eine Zukunft glaubt muss sich weiter aktiv für die biologische Landwirtschaft und Biolebensmittel einsetzen.

Wir danken für das Gespräch.


Eine Molkerei-Genossenschaft stellt sich vor

Die Molkerei Berchtesgadener Land stellt sich mit ihrem neuen Unternehmensfilm auf eine ganz persönliche Art und Weise vor. Im Vordergrund steht nicht der Weg der Milch von der Kuh bis zum Joghurt. Es geht vielmehr darum, den Zusammenhalt, die Motivation und den Wert einzelner Mitarbeiter und folglich auch die Wertigkeit der Produkte zu zeigen. Eine gelungene emotionale Unternehmenspräsentation fernab von einer umfangreichen Daten- und Fakten-welt ist entstanden.

Der knapp 9-minütige Film rückt 4 Mitarbeiter der Molkerei Berchtesgadener Land in den Mittelpunkt und erzählt ihre persönliche Geschichte zum Thema Milch. Anschauen kann man sich den Film unter http://www.molkerei-bgl.de/.









Lesen Sie mehr zu diesem Thema im Magazin "forum Nachhaltig Wirtschaften" 2/2011 mit dem Schwerpunkt Ressourcen und dem Special Ernährung & Landwirtschaft.

Das Magazin umfasst 148 Seiten und ist zum Preis von 7,50 ? zzgl. 3,00 ? Porto & Versand (innerhalb Deutschlands) direkt hier zu bestellen.
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Quelle:
Wirtschaft | CSR & Strategie, 07.03.2011

     
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