Heike Leitschuh
Gesellschaft | Globalisierung, 18.02.2009
Lösungen ohne Utopien?
Ein paar Takte zum Slogan von forum Nachhaltig Wirtschaften
![]() Heike Leitschuh |
"Lösungen jetzt statt Utopien morgen", diesen Satz hat sich das forum Nachhaltig Wirtschaften als Slogan für seinen E-Mail-Newsletter ausgesucht. Klingt erst mal gut, so nach "handeln statt schwätzen" oder "lieber sofort überhaupt was tun als ewig auf den großen Wurf warten." Klingt vernünftig, pragmatisch, bodenständig, so nach fleißigen Machern, denn versponnene Träumer helfen uns nicht weiter.
Und doch: Der Satz ist sehr falsch! Wer kein Bild von der Zukunft hat, findet auch keine Lösungen. Wer sich nicht vorstellen kann, dass die Gesellschaft eines Tages völlig anders aussehen könnte, wird auch wenig Motivation haben, hier und heute die vielen kleinen, oft schwierigen Schritte der Veränderung zu gehen. Immer wieder weiter machen, auch nach Niederlagen, dazu braucht es einen inneren Motor, angetrieben von Zielen, großen Zielen. Wer nicht recht weiß, wohin er oder sie will, wird auch nicht wissen, welchen Weg man als erstes nehmen muss, wird sich vielleicht gar im Kreis drehen.
Was wir heute so dringend brauchen, sind Menschen, die sich (wieder) trauen, eine Utopie zu entwerfen*. Pragmatiker mit ihren oft viel zu schnellen und undurchdachten Schüssen, die als vermeintlich tolle, neue Lösungen daherkommen, gibt es mehr als genug. Sie reden in jedes Mikro, das man ihnen entgegenhält und richten nur zu oft viel Unheil an. Wo aber sind die Visionäre, die die Dinge im Zusammenhang denken und sich trauen, Zukunft ganz neu zu entwerfen? Wo sind die handlungsfähigen Träumer? Darf ich dazu aus alten Zeiten zitieren, ausnahmsweise?
"Vom schöpferischen Träumen ...
Wenn der Mensch die Kraft zum guten Träumen
eingebüßt hätte, wenn er nicht immer wieder
vorauseilen und mit seiner Einbildungskraft
Das Ganze seines Tuns überschauen würde,
das sich mühselig unter seinen Händen
herauszubilden beginnt -
wie könnte er überhaupt das Umfassende
seiner Anstrengungen durchhalten?
Träumen wir also! Aber unter der Bedingung,
ernsthaft an unseren Traum zu glauben,
das wirkliche Leben auf´s genaueste
zu beobachten, unsere Beobachtungen mit unserem Traum
zu verbinden, unsere Phantasie gewissenhaft
zu verwirklichen! Träumen ist notwendig ...".
Dieser wunderbare Text stammt von Wladimir Iljitsch Lenin. Wer von dem nichts hören oder annehmen mag, der/die wird vielleicht bei Mark Twain nachdenklich werden: "Nachdem wir das Ziel aus unseren Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen." Und: "Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben."
*Immerhin: Es gibt das neue "Zukunftsfähige Deutschland in einer globalisierten Welt", herausgegeben von BUND, Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst. Allen, die nach Leitbildern suchen, empfehle ich diese Lektüre.
Heike Leitschuh
www.fairwirtschaften.de
Weitere Artikel von Heike Leitschuh:
„Bio“ rettet ein Unternehmen
Textilhersteller Elmer & Zweifel setzt komplett auf Nachhaltigkeit und sanierte so das Unternehmen
Mit der Globalisierung verschwand ein Großteil der deutschen Textilindustrie vom Markt. Ein kleines Unternehmen in Baden-Württemberg aber fand einen Weg aus der Krise: mit Produkten aus Bio-Baumwolle. Nicht irgendwelche, höchste Qualität sollte es sein. Und das funktioniert.
Textilhersteller Elmer & Zweifel setzt komplett auf Nachhaltigkeit und sanierte so das Unternehmen
Mit der Globalisierung verschwand ein Großteil der deutschen Textilindustrie vom Markt. Ein kleines Unternehmen in Baden-Württemberg aber fand einen Weg aus der Krise: mit Produkten aus Bio-Baumwolle. Nicht irgendwelche, höchste Qualität sollte es sein. Und das funktioniert.
Dem Herzen gefolgt
Lebensbaum: in 40 Jahren zum mittelständischen Unternehmen
Buchstäblich am heimischen Küchentisch entstand ein Unternehmen, das heute zu den größten und erfolgreichsten der deutschen Bio-Branche zählt. Das Erfolgsrezept von Lebensbaum: behutsam expandieren und nur das tun, was man wirklich kann und überschaut.
Lebensbaum: in 40 Jahren zum mittelständischen Unternehmen
Buchstäblich am heimischen Küchentisch entstand ein Unternehmen, das heute zu den größten und erfolgreichsten der deutschen Bio-Branche zählt. Das Erfolgsrezept von Lebensbaum: behutsam expandieren und nur das tun, was man wirklich kann und überschaut.
Utopien: Nötig? Gefährlich?
Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing „(K)ein Ort für Utopien“
Wie ist das eigentlich heute mit den Utopien? Gibt es sie noch, die Ideen und Bilder, die uns von einer solidarischen, gerechten, gewaltfreien und ökologischen Gesellschaft träumen lassen? Und wenn ja, sollte man sich lieber davor hüten?
Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing „(K)ein Ort für Utopien“
Wie ist das eigentlich heute mit den Utopien? Gibt es sie noch, die Ideen und Bilder, die uns von einer solidarischen, gerechten, gewaltfreien und ökologischen Gesellschaft träumen lassen? Und wenn ja, sollte man sich lieber davor hüten?
Bauscham statt Bauwahn
Daniel Fuhrhops Forderung: „Verbietet das Bauen!“
Eines der aktuell großen sozialen Probleme: Es gibt zu wenige Wohnungen. Oder nein, das ist schon der erste Irrtum: Es gibt zu wenige Wohnungen, die für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen erschwinglich sind. Daniel Fuhrhop bürstet das Thema komplett gegen den Strich und verlangt „Verbietet das Bauen".
Daniel Fuhrhops Forderung: „Verbietet das Bauen!“
Eines der aktuell großen sozialen Probleme: Es gibt zu wenige Wohnungen. Oder nein, das ist schon der erste Irrtum: Es gibt zu wenige Wohnungen, die für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen erschwinglich sind. Daniel Fuhrhop bürstet das Thema komplett gegen den Strich und verlangt „Verbietet das Bauen".
Die Wegbereiter*innen
Früher belächelte „Müslis“, heute umworbene Pioniere
Ohne sie wäre der Regenwurm eine seltene Tierart. Ohne sie könnten wir heute nicht so selbstverständlich Bio-Lebensmittel einkaufen… Vor 40 Jahren haben sich mutige Menschen aufgemacht und nach und nach eine neue Branche geschaffen. Heute sehen sie auf eine große Erfolgsgeschichte zurück, aber sie und ihre Nachfolger*innen stehen auch vor großen Herausforderungen. Das forum stellt Pioniere vor und fragt nach der Zukunft der Bio-Branche.
Früher belächelte „Müslis“, heute umworbene Pioniere
Ohne sie wäre der Regenwurm eine seltene Tierart. Ohne sie könnten wir heute nicht so selbstverständlich Bio-Lebensmittel einkaufen… Vor 40 Jahren haben sich mutige Menschen aufgemacht und nach und nach eine neue Branche geschaffen. Heute sehen sie auf eine große Erfolgsgeschichte zurück, aber sie und ihre Nachfolger*innen stehen auch vor großen Herausforderungen. Das forum stellt Pioniere vor und fragt nach der Zukunft der Bio-Branche.
forum future economy
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.
- Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Anzeige
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Megatrends
Deutsche Einheit - deutsche Identität(en)Christoph Quarch sieht die Zukunft in der Stärkung individueller Identitäten im Dialog mit anderen
Jetzt auf forum:
The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy
future economy: Regeneration als neue Fortschrittserzählung
Für Hobby- und professionellen Gartenbau: Label kennzeichnet nachhaltige Substratherstellung
"Was heute vermieden wird, muss später unter massivem Zeit- und Kostendruck nachgeholt werden."
















