Bioregionalität als Sparkurs

Wie Bio in öffentlichen Küchen die Steuerzahler:innen vor "versteckten Kosten" bewahrt

Wer billig kauft, kauft teuer, aber wer Bio kauft, spart doppelt: "Enkeltaugliches Österreich" zeigt, welche versteckten Folgekosten in der Landwirtschaft stecken und dass bioregionale Lebensmittel langfristig die günstigere Wahl für uns alle sind.
 
'Enkeltaugliches Österreich' zeigt, welche versteckten Folgekosten in der Landwirtschaft stecken und dass bioregionale Lebensmittel langfristig die günstigere Wahl für uns alle sind. © Enkeltaugliches ÖsterreichArgumente wie "Bio ist zu teuer" prägen seit Jahrzehnten die Diskussion über nachhaltige Landwirtschaft. Doch Bioregionalität ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern wäre auch ein finanzieller Vorteil für Österreich. Die größte unabhängige Bio Bewegung "Enkeltaugliches Österreich" (ETÖ), unterstützt von renommierten Wissenschafter:innen, Rechts- und Politikexpert:innen, setzt sich dafür ein, die tatsächlichen Gesamtkosten im Sinne einer Kostenwahrheit sichtbar zu machen und zu zeigen, warum biologische Landwirtschaft langfristig am günstigsten ist.

Wie Bio in öffentlichen Küchen die Steuerzahler:innen vor "versteckten Kosten" bewahrt
Die Folgen und Folgekosten einer intensivierten Landwirtschaft, wie der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und Kunstdünger sowie die massiven Importe von Futtermitteln, wurden lange als unvermeidlich angesehen und daher akzeptiert. ETÖ will diese Folgekosten nun für Österreich im Detail berechnen und nachhaltige und damit überraschend günstigere Alternativen aufzeigen. "Folgen von chemisch-synthetischen Pestiziden und Kunstdünger werden oft den Produkten nicht zugerechnet und bleiben versteckt. Für die entstandenen Umweltschäden zahlen die Steuerzahler:innen und die Allgemeinheit, meist ohne ihr Wissen, separat. Ein höherer Bioregionalitäts-Anteil senkt diese Kosten und bringt uns in die richtige Richtung", weiß Barbara Holzer-Rappoldt, strategische Leitung von ETÖ.

Kunstdünger hilft kurzfristig, mehr aus dem Boden zu holen, doch übermäßige Nährstoffeinträge in Böden und Gewässer führen zu hohen Nitratwerten im Trinkwasser, das dann teuer gereinigt werden muss. Auch chemisch-synthetische Spritzmittel, Pestizide und präventive Antibiotika, die in der bioregionalen Landwirtschaft nicht erlaubt sind, haben negative Auswirkungen auf die Umwelt. Das weiß auch Professor Christian Vogl von der BOKU: "Die negativen Folgen der künstlich-intensivierten Landwirtschaft für die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit sind enorm und werden monetär zu wenig in der Diskussion über Folgekosten der konventionellen Landwirtschaft berücksichtigt. Hier ist die biologische Landwirtschaft langfristig für unser Ökosystem und unsere Gesellschaft enkeltauglicher."

Öffentliche Beschaffung als wichtiger Hebel
Die öffentliche Hand hat durch ihre Rolle als großer Einkäufer einen enormen Einfluss. Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen setzen derzeit jedoch oft auf kurzfristig günstigere Angebote, ohne die langfristigen Folgekosten zu berücksichtigen. Das weiß auch Vergaberechtsanwalt Martin Schiefer: "Die derzeitige Beschaffungspraxis bei Lebensmitteln ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch fahrlässig. Der Nationale Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung ist keine unverbindliche Empfehlung, sondern Pflicht - und die Fokussierung auf regionale Bio-Produkte nicht nur eine Frage des Tierwohls oder der Gesundheit, sondern elementar für die heimische Landwirtschaft. Als größter Einkäufer hat die öffentliche Hand eine besondere Vorbildfunktion, die sie endlich wahrnehmen muss. Was wir brauchen, ist eine grundlegende Reform: Weg mit überbordender Bürokratie, her mit praxistauglichen Kriterien und transparenten Prozessen - denn wer nur auf den Preis schaut, der kauft am Ende teuer."

Auch Klimaökonomin und Wissenschafterin des Jahres Sigrid Stagl weiß, wie ein nachhaltiger Einkauf des Bundes langfristig zu Einsparungen führen kann: "Nachhaltiger Einkauf vermeidet Kosten für die Umwelt und bewirkt positive Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzeffekte für die regionale Wirtschaft. Beide sind ungenügend im Preis der Lebensmittel abgebildet. Unter Berücksichtigung dieser volkswirtschaftlichen Folgewirkungen ist es daher nachhaltiger Einkauf präferabel."

Das hat auch Folgen für die Landwirtschaft: Bioregionale Bauern und Bäuerinnen werden oft zum Export gedrängt, da sie in Österreich keine Abnehmer in der öffentlichen Beschaffung finden. "Kaufen wir mit unserem Steuergeld hochwertige, nachhaltige und bioregionale Lebensmittel, ist der Preis zwar kurzfristig höher, aber die Folgekosten der Lebensmittelproduktion, massenhafter Futtermittelimporte und der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide sinken wiederum voraussichtlich um ein Vielfaches - das wird gerade von unserem wissenschaftlichen Beirat berechnet. Dadurch ersparen wir uns viele Folgekosten und können die Mehrkosten für einen nachhaltigen, bioregionalen Einkauf aufbringen. Voraussichtlich bleibt sogar noch Geld übrig, das für soziale oder andere Zwecke genutzt werden kann, wie beispielsweise kostenloses bioregionales Schulessen für Kinder", sagt Barbara Holzer-Rappoldt. "Auch in Sachen Versorgungssicherheit müssen wir uns keine Sorgen machen. Hier sind vor allem die Reduktion von Lebensmittelabfällen und Fleischkonsum wichtige Stellschrauben, denn nach wie vor wird ca. ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen."

Lösungen für eine enkeltaugliche Zukunft
Sigrid Stagl und Christian Vogl sind nur zwei der vielen renommiertesten Wissenschaftler:innen des Landes, die die Bewegung Enkeltaugliches Österreich beim Kostenwahrheitsprojekt unterstützen. Gemeinsam mit Expert:innen aus Wirtschaft, Recht, Politik, Medizin und Landwirtschaft arbeiten sie daran, die genauen Folgekosten der Landwirtschaft in Österreich zu berechnen. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bieten. "Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wollen wir sicherstellen, dass nachhaltige Ansätze nicht nur Theorie bleiben, sondern aktiv in die Praxis umgesetzt werden können. Gemeinsam arbeiten wir an einer Enkeltauglichen Zukunft!", schließt Holzer-Rappoldt ab.

Über die Bewegung Enkeltaugliches Österreich
Enkeltaugliches Österreich ist eine Bewegung des 2019 gegründeten Vereins "Verein für eine enkeltaugliche Umwelt". Die Bewegung besteht aus Bio- und Wald Bäuerinnen und Bio-Bauern, renommierten Forscher:innen, nachhaltigen Unternehmen, naturnahen Organisationen und motivierten Privatpersonen, die eigenverantwortlich und unabhängig für eine enkeltaugliche Umwelt eintreten. Ziel ist, die Österreichische Landwirtschaft, Wälder, Landschaft und Wirtschaft enkeltauglich zu machen. Es geht darum, nachhaltige Akteur:innen und engagierte Menschen österreichweit zu vernetzen, einen konkreten Maßnahmenplan weiterzuentwickeln, diesen auch selbst umzusetzen und nicht zuletzt, durch eine gemeinsame Kommunikation, für eine breite Bewusstseinsbildung zu sorgen.

Kontakt: Ketchum GmbH, Mag. Kathrin Pauser | Kathrin.pauser@ketchum.at | www.ketchum.at



     
        
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