(Weihnachts-)rituale boostern das gesellschaftliche Miteinander
Christoph Quarch plädiert dafür, statt Weihnachtsfeiern abzusagen, pandemie-konforme Formen zu finden
Der erste Advent steht vor der Tür, doch richtig weihnachtlich ist geht es nicht zu. Denn statt Advents-Kaffee und Weihnachtsfeier drohen Kontaktbeschränkungen und Lockdown. Nach aktuellem Stand der Dinge wird uns das Covid-Virus zum zweiten Mal in Folge die Vorweihnachtszeit verhageln. Aber was macht das mit uns, wenn wir erneut auf unsere liebgewonnenen Weihnachtsrituale verzichten müssen. Über diese Frage haben wir mit unserem Philosophen Christoph Quarch gesprochen.
Herr Quarch, wie wichtig sind die Weihnachtsrituale für das gesellschaftliche Miteinander?

Sehr wichtig. Mein grönländischer Freund Angaangaq hat mir einmal gesagt, das Schlimmste, was der Weiße Mann den indigenen Völkern angetan habe, sei, dass er ihnen ihre Zeremonien genommen hat. Nun leben wir nicht mehr wie die Indigenen in Stämmen, aber trotzdem glaube ich, dass sich seine Beobachtung auch auf unser Welt anwenden lässt. Gesellschaften brauchen Rituale, denn es sind ihre Feste und Feiern, in denen sich eine Kultur immer wieder erneuert. Und zwar dadurch, dass Rituale Menschen anders als sonst in einem nicht durch Business und Konsum beherrschten Rahmen zusammenbringen. Solche Begegnung brauchen wir in diesen Tagen dringender denn je.
Aber ist das nicht pure Theorie? Die Weihnachtsrituale sind hierzulande doch längst kommerzialisiert und haben wenig mit den weihnachtlichen Zeremonien unserer Vorfahren zu tun.
Jein. Für uns Erwachsene mag das zutreffen, aber nicht für unsere Kinder und Enkel. Für die hat Weihnachten eine ganz andere Bedeutung. Für die Kids gibt es noch so etwas wie den Zauber der Weihnacht. Deshalb sind Weihnachtsfeiern im Kindergarten oder in der Schule auch etwas ganz anderes als Weihnachtsfeiern im Büro. Zumal sie viel seltener sind. Es macht einen Unterschied, ob man als Vierjähriger oder als Vierzigjähriger eine Weihnachtsfeier verpasst. Das sollten wir uns klar machen, bevor wir jetzt im Hurra alle Weihnachtsfeiern abblasen.
Ja, wollen Sie trotz Infektionsrisiko an Schul- oder Kindergarten-Weihnachtsfeiern festhalten?
Wenn sich Absagen irgendwie vermeiden lassen, dann sollte man dieses Irgendwie möglich machen. Und da ist Kreativität gefragt. Es muss ja nicht immer sein wie sonst. Man kann ja auch vieles nach draußen verlegen: ein winterlicher Spaziergang, eine Runde rund um die Feuerschale. Auch da kann man weihnachtliche Atmosphäre erzeugen. Das gleiche gilt übrigens für die Weihnachtsfeiern von Erwachsenen. Die müssen ja auch nicht nach dem Schema „Üblicherweise" inszeniert werden. Warum nicht auch hier ein stiller Open-Air-Event ohne Alkohol und Rumtata. Wichtig wäre, dass die Menschen, die sonst zusammen arbeiten, eine festliche Zeit miteinander teilen.
Meinen Sie, dass sich irgendjemand für diese Art von Weihnachtsfeiern interessieren würde?
Warum nicht? Mein Eindruck ist, dass in vielen Menschen eine oft unausgesprochene Sehnsucht nach dem Ursprünglichen schwelt; und dass sie eigentlich froh wären, mal auf ganz andere Weise als sonst zusammen feiern zu können – vor mir aus auf eine Covid-konforme Weise, die Gemeinschaft auch mal ohne Party erlebbar macht. Das gleiche gilt übrigens auch für Weihnachtsmärkte. Auch da sollte man meines Erachtens erst mal überlegen, ob es nicht auch ruhiger und stiller geht, bevor man sich im Üblicherweise verstrickt und das dann absagt.

In seinem neuen Buch "Begeistern! Wie Unternehmen über sich hinauswachsen" geht's um Fragen wie diese:
Wie kommt der Geist in unsere Unternehmen? – Durch Begeisterung! Und wie entsteht Begeisterung? Anders als die meisten glauben.
Als forum-Redakteur zeichnete Christoph Quarch verantwortlich für den Sonderteil „WIR - Menschen im Wandel".
Gesellschaft | Megatrends, 30.11.2021

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