Fehlsichtigkeit – ein weltweites Problem

Die gemeinnützige Organisation Licht für die Welt versucht in einem Pilotprojekt Hilfe für Uganda und in der Folge für andere afrikanische Staaten zu leisten

Nehmen Sie mal Ihre Brille ab. Ja, genau Sie, gleich nachdem Sie diesen Beitrag gelesen haben. Sagen wir mal so für einen halben Tag. Einverstanden? Na dann geht’s los – und dann wissen Sie spätestens ein paar Stunden später, warum es das Projekt NIURE (Nationale Initiative gegen unkorrigierte Sehschwäche) und die NGO Licht für die Welt gibt.

NIURE ermöglicht es den Menschen in Uganda, direkt vor Ort angepasste und leistbare Brillen zu erhalten und Zugang zu regelmäßigen Fehlsichtigkeitsmessungen. Entsprechend groß ist der Andrang. © Gregor KuntscherDerzeit sind weltweit ca. 1.1 Milliarden Menschen aufgrund von Presbyopie (Alterssichtigkeit) sehbehindert.  Zudem haben 116,3 Millionen Menschen unkorrigierte Fehlsichtigkeiten (Ferne, also Myopie, Hyperopie, Astigmatismus) und sind deshalb sehbehindert oder gar legal gesehen blind, nur weil sie keine entsprechende Sehhilfe/Brille haben. Der unzureichende Zugang zu Brillen ist weltweit der häufigste Grund für Fehlsichtigkeit – Millionen Menschen, v.a. in Entwicklungsländern, können über ihr nationales Gesundheitssystem keine leistbaren Brillen erhalten. Und Brillen vom Privatmarkt sind unerschwinglich und in den meisten Fällen überhaupt nicht verfügbar. 
 
Endlich Durchblick! Der Patient freut sich auf seine neue Brille. © Gregor Kuntscher
Wenn fehlsichtige Kinder keine Brillen erhalten, können sie sich nicht entsprechend ihrer Fähigkeiten entwickeln – nicht lesen und schreiben lernen, brechen die Schule ab oder finden später keine Arbeit. Fehlsichtige Erwachsene können ohne Brille nicht oder nur eingeschränkt arbeiten und daher häufig keinen Lebensunterhalt für sich und ihre Familie verdienen. In Uganda war dies bis vor 10 Jahren an der Tagesordnung. Warum? Was für uns als Selbstverständlichkeit angesehen wird – dass rund 40 Millionen Deutsche Brille tragen und nicht als behindert gelten – ist in Entwicklungsländern wie Uganda eine enorme Herausforderung. 

NIURE – ein nationales Projekt gegen Sehbehinderungen
Im Jahr 2008 gab es quasi keine Möglichkeit für Menschen in Uganda, eine Brille über das Gesundheitssystem zu erhalten, geschweige denn ihre Sehschärfe messen zu lassen. Auf dem Privatmarkt gab es zwar bereits vereinzelt Brillen zu erwerben und einige Optiker waren in den Städten tätig – allerdings waren und sind deren Services und die Brillen für die Mehrheit der Menschen im Land schlichtweg nicht leistbar. 

Eine Brille aus der Privatwirtschaft kostet umgerechnet etwa so viel wie 20 Hühner. Ein Vermögen für viele Menschen, gerade in ländlichen Gebieten. Daher entwickelte Licht für die Welt 2008 gemeinsam mit der Regierung Ugandas (v.a. dem Gesundheitsministerium) und einer Partnerorganisation aus Australien ein weltweit einmaliges Pilotprojekt: NIURE – National Intervention on Uncorrected Refractive Errors (Nationale Initiative gegen unkorrigierte Sehschwäche). Dieses Projekt ermöglicht es den Menschen, direkt vor Ort angepasste und leistbare Brillen zu erhalten und Zugang zu regelmäßigen Fehlsichtigkeitsmessungen. 

Bestandteil des NIURE-Programms ist eine sorgfältige Untersuchung der erkrankten Augen. © Gregor Kuntscher
Zu Beginn des Projekts hatten weniger als 20 Prozent der ugandischen Bevölkerung Zugang zu Brillen – heute sind es bereits über 50 Prozent. Doch ein ganzes System und Netzwerk muss sich entwickeln, damit die Bewohner eines Landes wie Uganda – in dem die Mehrheit der Menschen auf dem Land und ein Großteil in Armut lebt – leistbare und angepasste Brillen erhalten können. Die NIURE Initiative wurde daher auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt und implementiert. 

forum besucht gegenwärtig dieses Projekt und wird im kommenden forum Ausgabe 2/2019 darüber berichten.
 
Lernen von NIURE
Auf Basis der Erfahrungen des Projekts in Uganda soll in der Folge auch Fehlsichtigkeit in Äthiopien, Mosambik und Burkina Faso adressiert werden – denn auch hier können Millionen von Menschen aufgrund unbehandelter Fehlsichtigkeit nur mit Einschränkung arbeiten oder lesen und schreiben lernen. Mehr dazu nach unserer Recherchereise im Februar 2019. 
Fritz Lietsch
 

Gesellschaft | Spenden & Helfen, 17.02.2019

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
13
MAI
2024
IFAT Munich 2024
Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft
81823 München
10
JUN
2024
ACHEMA 2024 - Freitickets für forum-Leser!
Weltforum und Internationale Leitmesse der Prozessindustrie
60327 Frankfurt am Main
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Fritz Lietsch, CEO ALTOP-Verlag: Meet me at DIGISUSTAIN

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Warum nimmt die Radikalisierung beim Thema Abtreibung wieder zu?
Christoph Quarch ist der Ampel dankbar für ihre Gesetzesinitiative
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Rückwärtsgewandte Alte-Weiße-Männer-Politik

Mikrowechselrichter für kleine Solaranlagen mit 4 Solarmodulen für eine einfachere Installation via Bluetooth-Unterstützung

Ziel übertroffen: Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ stiftet 1,1 Millionen Bäume für den deutschen Wald

RIGK auf der IFAT 2024:

Recruiting: weibliche Talente für männerdominierte Branchen

Ein Gruß zum Tag der Erde

Incycle – rundum nachhaltig

PTA IT-Beratung erhält Siegel „Klimaneutral durch Kompensation“ von PRIMAKLIMA

  • Engagement Global gGmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Kärnten Standortmarketing
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH