Einer für alle, alle für einen...
Futouris, eine Brancheninitiative stellt sich vor
Sie wollen mehr über das Thema Tourismus und Nachhaltigkeit wissen? Lesen Sie dazu unser Special "Nachhaltiger Tourismus für Entwicklung" in der aktuellen Ausgabe von forum Nachhaltig Wirtschaften mit dem Schwerpunkt "Sustainable Development". |
In Venedig, Barcelona und Athen demonstrieren Einheimische gegen den Tourismus – zu Recht! Menschenmassen an überfüllten Stränden, Betonburgen und riesige Müllberge: Viele Formen von Tourismus sind nicht nachhaltig. Dabei ist die Branche wie kaum eine andere von einer intakten Natur und einer gastfreundlichen, reichen Kultur abhängig. Diese zu bewahren, ist das Ziel der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris.
Juan und Carlos haben die Nase voll, sie sind auf dem Weg zur Demo auf der Plaza in Barcelona. Anna und Luigi demonstrieren ebenso gegen den Ausverkauf von Venedig. Auch an anderen Orten rund um das Mittelmeer haben die Anwohner genug vom Massentourismus, was im August zu heftigen Protestwellen führte. Sogar die UNO sprach von einer „sehr ernsten Situation". Die es so allerdings nicht geben müsste, denn gut organisierter Tourismus bietet gleichzeitig große wirtschaftliche Chancen und trägt zum Austausch und zum Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen bei.

Auf der anderen Seite birgt Tourismus aber auch negative Folgen. Er kann in Entwicklungsländern zur Abhängigkeit von ausländischen Investoren führen, die vor Ort Geld in eine tourismusfreundliche Infrastruktur pumpen und dabei die lokale Bevölkerung ausgrenzen. Natürliche Ressourcen, die Biodiversität oder kulturelle Schätze eines Landes können unter der Überlastung einer Destination leiden, wenn die Tourismusströme ungesteuert verlaufen. Auf der beliebten Ferieninsel Bali hat der Ansturm an Besuchern zum Beispiel zu einer Wasserknappheit geführt, die Tourismuswirtschaft verbrauchte 65 Prozent des auf der Insel verfügbaren Wassers. Vor allem die benachteiligten Bevölkerungsgruppen litten unter der Wasserknappheit, da ihre von Hand gegrabenen Brunnen langsam austrockneten.
Wie und warum ist die Nachhaltigkeitsinitiative Futouris entstanden?
Um diesen Herausforderungen bestmöglich begegnen zu können und effektive Lösungen zum Schutz der natürlichen und soziokulturellen Umwelt der Urlaubsziele zu finden, ist das Zusammenwirken vieler Akteure sinnvoll. Futouris e.V. – gemeinnütziger Verein und Nachhaltigkeitsinitiative der Branche mit Sitz in Berlin – bringt die Akteure der Tourismuswirtschaft mit lokalen Organisationen, Vertretern von Wissenschaft und Politik zusammen, um gemeinsame Lösungsansätze für einen nachhaltigen Tourismus von morgen zu entwickeln.
Auch im Tourismusbereich gilt: Gemeinsam kann man die Herausforderungen der Nachhaltigkeit am besten bewältigen. Die Brancheninitiative Futouris hat sich zusammengeschlossen, um sich nun auch mit forum Nachhaltig Wirtschaften verstärkt in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen.
Futouris wurde im Jahr 2009 auf Initiative von Andreas Koch, der zu dieser Zeit Umweltbeauftragter der TUI war, und anderen Gleichgesinnten gegründet. „Wir wollten ein Zeichen setzen, Kräfte bündeln und mit gemeinsamen Projekten zeigen, welche Vorteile ein nachhaltiger Tourismus hat", sagt Koch über seine Beweggründe. Neben der TUI waren sieben weitere Marken als Gründungsmitglieder an Bord. Ihr gemeinsames Ziel: Mit gebündelter Expertise und gebündelten Kräften gemeinsam mehr zu erreichen, als jedes einzelne Unternehmen für sich alleine erreichen kann. Die Gründer von Futouris haben erkannt, dass jedes Tourismusunternehmen ähnliche Nachhaltigkeitsherausforderungen meistern muss und es keinen Sinn macht, das Rad immer wieder neu zu erfinden. Vielmehr sollten aufbauend auf vorhandenem Wissen und guten Beispielen die Nachhaltigkeitsthemen gemeinsam vorangetrieben werden. Das Motto von Futouris ist daher „gemeinsam mehr erreichen als jeder einzelne".
Entwicklungsziele der UN in eine nachhaltige Tourismuswirtschaft integrieren

Für die kommenden Aktivitäten haben die Mitgliedsunternehmen in Anlehnung an die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (SDG) Leitthemen definiert, in die möglichst alle neuen Projekte einzahlen sollen. Die wichtigsten Themenfelder sind: regionale und nachhaltige Speisen im Urlaub, Steigerung des Angebots nachhaltiger Urlaubsprodukte, Qualifizierung für Nachhaltigkeit im Tourismus, Klima- und Ressourcenschutz sowie Abfallmanagement.
Durch Projektentwicklungsprozesse Nachhaltigkeit auf lange Sicht stärken
Die genaue Ausgestaltung eines neuen Projekts erfolgt im engen Austausch mit den Mitgliedern. Alle Projekte der Nachhaltigkeitsinitiative werden vom Wissenschaftsbeirat entsprechend eines Förderkriterienkatalogs begutachtet und akkreditiert, damit eine hohe Qualität und nachhaltige Ausrichtung der Projekte sichergestellt werden kann. Alle Projekte werden von Anfang an so konzipiert, dass sie nach Ablauf des Förderzeitraums von den lokalen Partnern oder den Tourismusunternehmen selbst fortgeführt beziehungsweise in der Breite implementiert werden können. Mehr zu dem Engagement in Projekten weltweit erfahren Sie in den kommenden Ausgaben von forum Nachhaltig Wirtschaften.
Was wurde bisher erreicht?
Seit der Gründung von Futouris vor beinahe zehn Jahren hat sich in der Tourismusbranche viel getan. Mittlerweile spielt das Thema Nachhaltigkeit für den Großteil der Branche eine Rolle. Die Mitglieder der Nachhaltigkeitsinitiative konnten in den vergangenen Jahren viele Themen gemeinsam anschieben und haben eine gute Basis geschaffen, um die gewonnenen Lösungsansätze und Standards in der Breite zu implementieren. Aber die Nachhaltigkeitsinitiative hat auch noch sehr viel vor sich. Das übergeordnete Ziel ist es, mehr Mitglieder zu gewinnen, um so noch mehr Durchschlagskraft zu erzielen. Zudem möchte Futouris erreichen, dass die Nachhaltigkeit der Reisen als wichtiges Kriterium bei der Buchungsentscheidung verankert wird, die Reisenden sich also ganz gezielt für nachhaltigere Alternativen entscheiden – und da sind auch Sie als Leser gefragt.
Von Sebastian Henkes
Quelle: Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 01.12.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2017 - Jetzt die SDG umsetzen erschienen.

Der Wert der Böden
forum 03/2025
- Zukunftsfähig essen
- Klima-Transitionsplan
- Wasser in der Krise
- Omnibus
Kaufen...
Abonnieren...
21
JUN
2025
JUN
2025
24
JUN
2025
JUN
2025
Science on the Spree 2025
Hitze, Dürre, Starkregen – Wie passen wir uns an die Folgen des Klimawandels an?
10117 Berlin und online
Hitze, Dürre, Starkregen – Wie passen wir uns an die Folgen des Klimawandels an?
10117 Berlin und online
26
JUN
2025
JUN
2025
Von Lessons Learned zur Best Practice: ESG bei VAUDE
Holistische ESG-Transformation - Deep Dive bei Pionieren
Online-Event
Holistische ESG-Transformation - Deep Dive bei Pionieren
Online-Event
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik

Christoph Quarch analysiert die Streichung von Diversität und Geschlechtergerechtigkeit bei SAP
Jetzt auf forum:
Die Meere sind mehr als eine nutzbare, noch unerschlossene Ressource
Statt Schwellenwerten Praxisbeispiele in den Blick nehmen
Die Lösungen sind da - was fehlt: Geld!
Ein gemeinsamer Aufruf aus ganz Europa: Die Zukunft von Ernährung & Landwirtschaft fördern
Porsche setzt Racing for Charity bei den 24 Stunden von Le Mans fort
Der Business Case für refurbished IT-Hardware im Vergleich zu Neugeräten
Zukunftsweisender Neubau für die Continentale
Deutsch-Ukrainische kommunale Partnerschaftskonferenz 2025 (Münster, 16.-18. Juni)