Das Tschernobyl der Öl-Lobby

Wie weit wollen wir noch gehen?

Im Jahr 2009, so hat das Ludwig-Bölkow-Institut errechnet, hatten wir weltweit den Höhepunkt der Ölförderung erreicht. Jetzt geht die Förderrung zurück, aber die Nachfrage steigt, weil China und Indien, Brasilien und Mexiko und alle anderen Schwellenländer genau so leben wollen wie wir. Doch technischer Fortschritt hängt noch immer am Tropf des Öls. Deshalb kennt der Öl- und Benzinpreis künftig nur eine Richtung: nach oben! Es wird nie mehr billiges Öl oder Benzin geben.

Die Argumentation der Atomlobby wirbt für die "sichersten Atomkraftwerke der Welt", obwohl es kein einziges zu 100 Prozent sicheres AKW auf unserer Welt gibt. Das Restrisiko ist eben jenes Risiko, das uns jeden Tag "den Rest geben" kann.
Foto: © Daniel Bleyenberg, Pixelio.de
Exxon, BP, Shell und Co werden immer riskantere Techniken einsetzen, um den letzten Tropfen Erdöl aus immer tieferen Tiefen heraus zu pressen. Im Golf von Mexiko wird 1.500 Meter unter dem Meeresspiegel Öl gewonnen und zum Verbrennen nach oben geholt. Das mit einfachen Techniken und billig zu gewinnende Erdöl ist längst verbraucht. Die aktuelle Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, die BP verschuldet hat, ist vielleicht nur ein Vorspiel für weitere Ölkatastrophen. Der mühsame Kampf um das Öl zeigt uns wieder einmal die Grenzen des Machbaren, das Risiko der Risiko-Gesellschaften. Öl gefährdet weltweit die Umwelt und bringt Leid und Schmutz für alle Lebewesen.

Ganz offensichtlich haben die Ölkonzerne die Gefahren ihres Tuns unterschätzt. Einen Unfall mit ernsten Umweltgefahren haben sie als unwahrscheinlich oder nahezu unmöglich erklärt. Das erinnert fatal an die Argumentation der Atomlobby über die "sichersten Atomkraftwerke der Welt", obwohl es kein einziges zu 100 % sicheres AKW auf unserer Welt gibt. Das Restrisiko ist eben jenes Risiko, das uns jeden Tag "den Rest geben" kann.

Die Ursachen großer Katastrophen sind oft banal: menschliches Versagen oder wie diesmal das Versagen eines Ventilsystems bei der Ölbohrinsel von BP. Wie viele Katastrophen wollen wir noch produzieren, um zu lernen, dass wir bei der Produktion von fossil-atomarer Energie unsere Grenzen eindeutig überschritten haben? Wir verbrennen heute an einem Tag so viel Kohle, Gas, Öl und Uran wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt hat. Wir sind in diesen Tagen Zeugen des "Tschernobyls der Ölwirtschaft". Gefährdet sind millionenfach Flora und Fauna: Wale und Delphine, Meeresschildkröten und Aligatoren. Und tausende Fischer könnten ihre Arbeitsplätze verlieren. Wenn jetzt die Mangrovenwälder sterben, verschwindet ein einzigartiges Ökosystem, das in tausenden Jahren gewachsen war.

Präsident Obama hat bei seinem Amtsantritt versprochen, 160 Milliarden Dollar in Erneuerbare Energien und in Energieeffizienz zu investieren. Erst kurz vor der Ölkatastrophe wurde im Golf von Mexiko der erste große Offshore-Windpark eingeweiht. Der Beweis, dass wir unsere gesamte Energieversorgung in einigen Jahrzehnten aus Erneuerbaren Energien gewinnen können, ist erbracht. Das ist in vielen Studien belegt. Auch in den USA. Beim Weg zu einer erneuerbaren, dezentralen Energieversorgung wird es ebenfalls Fehler geben. Aber es muss nicht zu Katstrophen kommen wie jetzt im Golf von Mexiko.

Quelle: © Franz Alt 2010

Quelle:
Technik | Energie, 12.05.2010

     
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