Chocolate Scorecard: Die guten und schlechten Ostereier der Schokoladenindustrie
Tony's Chocolonely gewinnt »Good Egg«-Award im diesjährigen Ranking der Chocolate Scorecard, Ritter Sport auf Platz 4
Die »Chocolate Scorecard«-Initiative
hat in ihrer sechsten Ausgabe Tony's Chocolonely aus den Niederlanden,
HALBA (Schweiz), Cémoi (Frankreich) und Ritter Sport als
die aktuell nachhaltigsten Schokoladenunternehmen ausgezeichnet. Die Initiative
wird von Be Slavery Free koordiniert, einem australischen Bündnis, das
sich gegen moderne Sklaverei einsetzt.
Die
Chocolate Scorecard bewertet Unternehmen nach der Rückverfolgbarkeit und
Transparenz der Lieferketten. Weitere Kriterien sind die Frage, ob sie Landwirt*innen
ein existenzsicherndes Einkommen zahlen, ob sie den Einsatz von Kinderarbeit
verhindern, sowie ob sie Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Verhinderung der
Abholzung von Wäldern ergreifen, wie sie die Agroforstwirtschaft unterstützen und ob sie auf den Einsatz
schädlicher Pestizide verzichten. 60
Unternehmen aus der ganzen Welt, darunter die branchengrößten Kakaohändler*innen
und Schokoladenproduktionen, wurden eingeladen, sich an der Umfrage zu
beteiligen und ihre Daten zur Verfügung zu stellen – zusammengenommen kaufen
diese Unternehmen bis zu 95 Prozent des weltweiten Kakaos ein.
Fuzz Kitto, Co-Direktor von Be
Slavery Free, dazu: „Die Verbraucher*innen sollen gerade
Rekordpreise für Schokolade und schrumpfende Produkte akzeptieren. Das
Mindeste, was sie erwarten dürfen, ist Schokolade, die frei von Sklaverei ist.
Die Chocolate Scorecard hilft den Konsument*innen zu Ostern, kluge
Kaufentscheidungen zu treffen.
Schokoladenunternehmen reden gerne über ihre Richtlinien und Verpflichtungen, aber 25 Jahre nach ihrem Versprechen, Kinderarbeit aus der Lieferkette zu verbannen, ist es an der Zeit, mit dem ,Kakao-Greenwashing’ aufzuhören und wirksamere Maßnahmen zu ergreifen."
Unter den großen Schokoladenunternehmen erzielte Tony's Chocolonely die höchste Punkt-zahl und erhielt den »Good Egg«-Award für Exzellenz und Transparenz der Chocolate Scorecard. Joke Aerts aus Tony's »Open Chain«, sagt dazu: „Für Tony's Chocolonely ist Transparenz nicht nur ein Wert – sondern eine Notwendigkeit, um echte Veränderungen in der Kakaobranche voranzutreiben. Die Chocolate Scorecard spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Branche in die Pflicht zu nehmen, indem sie sicherstellt, dass Unternehmen über dieselben Kennzahlen berichten und so gleiche Voraussetzungen für sinnvolle Fortschritte schaffen."
Das
deutsche Unternehmen Ritter Sport wurde als viertnachhaltigster
Schokoladenhersteller ausgezeichnet und erhielt in allen Kategorien hohe
Punktzahlen, mit Ausnahme des Pestizidmanagements, bei dem es jedoch ebenfalls
Verbesserungen gegenüber der letztjährigen Chocolate Scorecard gab. Lydia
Frech, Nachhaltigkeitsmanagerin für Rohstoffe bei Ritter Sport, dazu: „Bei
Ritter lieben wir die Vielfalt – die Vielfalt der Farben, die Vielfalt unserer
Schokoladen und die Vielfalt der Nachhaltigkeitsbemühungen entlang unserer
Lieferketten. Gute Schokolade braucht guten Kakao. Und um mit allen Beteiligten
in unserer Lieferkette für guten Kakao zu arbeiten, müssen wir wissen, woher er
kommt, wer ihn anbaut und unter welchen Bedingungen. Unser Weg, der vor über 30
Jahren mit unserem ersten Kakaoprogramm in Nicaragua begann, ist inzwischen zu
unserem Standard geworden. Instrumente wie die Chocolate Scorecard sind
wichtig, damit wir unsere Bemühungen und Auswirkungen international messen
können."
Der
multinationale Schokoladenhersteller Mondelez, Produzent von Cadbury,
Toblerone, Green&Black, Oreo, Daim und Milka, wurde wegen
mangelnder Transparenz mit dem »Bad Egg«-Award ausgezeichnet, da er keine Fragen beantworten wollte.
Bei der 5. Ausgabe der Scorecard im vergangenen Jahr belegte Mondelez Platz 25
von 38 großen Unternehmen.
Insgesamt haben die diesjährigen Ergebnisse eine Verbesserung der Transparenz in der Branche gezeigt: 82 Prozent der Unternehmen geben Daten über Kinderarbeit weiter (gegenüber 45 Prozent im Jahr 2023). Die Branche berichtet, dass die Zahl der Kinder, die gefährlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, leicht zurückgegangen ist, aber Experten warnen, dass immer noch weniger als die Hälfte der tatsächlichen Fälle aufgedeckt wird.
Beim Einsatz von Pestiziden sind einige Fortschritte zu verzeichnen, die jedoch nicht ausreichen, um die chronische Belastung von Kindern und schwangeren Frauen durch schädliche Chemikalien zu bekämpfen. Die Zahl der Kinderarbeiter, die Pestiziden ausgesetzt sind, hat sich innerhalb von fünf Jahren verdreifacht und liegt nun bei fast einem Drittel.
Was die Abholzung betrifft, so stammt in diesem Jahr mehr als ein Drittel des von den Unternehmen gekauften Kakaos aus abgeholzten oder unbekannten Quellen. Die Unternehmen berichten, dass 84 Prozent der Bauern in ihren Lieferketten kein existenzsicherndes Einkommen erzielen oder ihr Einkommen unbekannt ist. Ein existenzsicherndes Einkommen ist der Mindestbetrag, der erforderlich ist, um die Grundbedürfnisse zu decken.
2024 hat sich der Kakaopreis vervierfacht, was den
Schokoladensektor an seine Grenzen bringt. Zugleich schrumpfen die Produkte:
Mondelez hat seine Milka-Riegel von 100 Gramm auf 90 Gramm reduziert und zusätzlich
den Preis erhöht.
Die diesjährige Chocolate Scorecard zeigt kaum Anzeichen dafür, dass die Landwirte aus der Armut befreit werden, dafür, dass ihre Kinder immer noch in den Lieferketten arbeiten und Chemikalien ausgesetzt sind. Während die Gewinne in Gehältern der Vorstandsvorsitzenden und den Dividenden der Aktionäre stecken, liegen die Risiken alleine bei den Landwirten.
Folgende Unternehmen wurden ebenfalls
für Fortschritte und Leistungen ausgezeichnet:
Der Schokoladenhersteller Beyond Good aus den USA verwendet Bohnen aus
Madagaskar und Uganda und erhielt den »Good Egg«-Award für kleinere
Unternehmen.
Die Schweizer Genossenschaft Coop erhielt den »Good Egg«-Award für Einzelhändler.
Mars erhielt den Gender-Award für Richtlinien und Programme zur Gleichstellung von Frauen.
Die vollständigen Daten der Chocolate Scorecard finden Sie hier.
Lifestyle | Essen & Trinken, 09.04.2025

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