Stefan Lohmann

16 Steps Initiative | Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft

Step 3 | Nachhaltige Beschaffung in der Veranstaltungswirtschaft: Deep Dive (Hintergrundinformation)

Wie wichtig die nachhaltige Beschaffung und das Überprüfen der Lieferketten ist, steht außer Frage. Die Verantwortung und Lenkungskraft bei der Beschaffung wächst stetig. Neue Gesetze und Verordnungen sind dabei zu beachten.
 
© tumisu; Pixabay.com
Grundsätzlich betrifft die nachhaltige Beschaffung alle Bereiche des Einkaufs. Von der Büroausstattung, Computern, Schreibzeug, Papier, Schreibtische, Reinigungsmittel, Essen, Teppiche, Lampen, Kühlschränke, Getränke, alle Event Gewerke, Technik, Messebau, Infrastruktur, Mobilität … - es betrifft einfach alle Lieferant:innen und den gesamten Beschaffungsprozess.
 

Welche Vorteile bietet die nachhaltige Beschaffung und Prüfung derLieferketten?

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang bringen
Durch eine verschriftlichte und für jeden im Unternehmen zugängliche nachhaltige Beschaffungsstrategie werden entlang der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie und den 17 Sustainability Goals der United Nations (SDGs) Optimierungspotentiale aufgedeckt. Denn bei der Frage, was die nachhaltigste Lösung bzw. das nachhaltigste Produkt ist, werden mehr Kriterien zugrunde gelegt als nur der Preis.

Vorteile:
  • Sparen von Energie, Ressourcen und Müll, Steigerung der Energieeffizienz und Einsparung von Finanzen
  • Schonung der Umwelt mit nachhaltigen Produkten und Leistungen, Steigerung der Qualität und Innovationskraft und Förderung der sozialen Standards (Gleichberechtigung, Inklusion, Diversität…)
  • Steigerung der Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und Produkten durch eine nachhaltige Beschaffungsstrategie. Damit werden diese Produkte immer günstiger – wie man bei den Solaranlagen deutlich sehen kann.
  • Vermeidung von Themen wie Korruption, und kostenintensiven Fehlentscheidungen sowie genaue Betrachtung sowie Beurteilung von Rechtssicherheit, Zukunftsfähigkeit und Risikomanagement und Vermeidung
Kreislaufwirtschaft fest verankern 
Bei der nachhaltigen Beschaffung wird der gesamte „Lebenszyklus" und die Gesamtkosten betrachtet. Von der Herstellung (Beschaffungskosten, wo, unter welchen Umständen, Umweltbelastung, CO2 Emission …), über den Betrieb (Energieverbrauch, Qualität, Langlebigkeit/Nutzungsdauer, Reparaturfähigkeit, Entsorgungskosten…) bis zum Second Life (Autobatterien werden später als Speicherbatterien eingesetzt, bevor sie im letzten Schritt recycelt werden) sowie Recyclingfähigkeit. Denn schon beim Produktdesign wird bei nachhaltigen Produkten darauf geachtet die einzelnen Komponenten wieder herauslösen zu können, um Wertstoffreinheit zu garantieren und das Recycling und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Hanf, Gras, Bambus etc. erfüllen die Umweltstandards auf besondere Weise, weil sie Kohlendioxid binden und durch das Nachwachsen eine hohe Versorgungssicherheit bieten.

Soziale Aspekte fördern
Bei der Beschaffung und bei der Überprüfung der Lieferketten werden insbesondere die sozialen Aspekte genau angeschaut und bewertet u.a. den gesellschaftlichen Beitrag den eine Lieferant*in liefert z.B. durch Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, Arbeitssicherheit, gesellschaftlichem Zusammenhalt, Gleichberechtigung, Diversität, Inklusion, Gesundheitsschutz, Menschenrechte oder auch Investitionen in Bildung sowie regionale Wertschöpfung.

Zertifikate
Hilfreich bei der passenden Auswahl der Anbieter*innen sind die verschiedenen Zertifikate und Umweltlabels EMAS, ISO, Blauer Engel, FSC, Ökoprofit, Green Globe, Ecovadis…

Rechtliche Grundlagen, die eine nachhaltige Beschaffung erfordern:

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)
Das Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen in ihren Lieferketten, menschenrechtliche und bestimmte umweltbezogene Sorgfaltspflichten in angemessener Weise zu beachten. Die zu erfüllenden Pflichten sind nach den tatsächlichen Einflussmöglichkeiten abgestuft, je nachdem, ob es sich um den eigenen Geschäftsbereich, einen direkten Vertragspartner oder einen mittelbaren Zulieferer handelt.

Das Gesetz gilt ab dem 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mindestens 3.000 Beschäftigten. Ab dem 1. Januar 2024 sind Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten betroffen.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz benennt die internationalen Übereinkommen, in denen die Menschenrechte niedergeschrieben sind, und definiert lieferkettentypische Risiken, auf die bei der Erfüllung der Sorgfaltspflichten zu achten ist. Dazu zählen unter anderem das Verbot von Kinderarbeit, der Schutz vor Sklaverei und Zwangsarbeit, die Freiheit von Diskriminierung, der Schutz vor widerrechtlichem Landentzug, der Arbeitsschutz und damit zusammenhängende Gesundheitsgefahren, das Verbot des Vorenthaltens eines angemessenen Lohns, das Recht, Gewerkschaften bzw. Arbeitnehmerinnen- und Arbeiternehmervertretungen zu bilden, das Verbot der Herbeiführung einer schädlichen Bodenveränderung oder Gewässerverunreinigung und der Schutz vor Folter.

Bestimmte umweltbezogene Risiken werden ebenso berücksichtigt: Zum einen, wenn sie zu Menschenrechtsverletzungen führen (z. B. vergiftetes Wasser), zum anderen, wenn es darum geht, Stoffe, die für Mensch und Umwelt gefährlich sind, zu verbieten. Das LkSG greift aus drei internationalen Übereinkommen bestimmte umweltbezogene Pflichten auf, die Unternehmen einzuhalten haben: das Übereinkommen von Minamata über Quecksilber, das Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe und das Basler Übereinkommen über die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung. Auch Verletzungen der umweltbezogenen Pflichten werden durch die Kontrollbehörde sanktioniert.

Zu den Sorgfaltspflichten der Unternehmen gehören:
- Einrichtung eines Risikomanagements und Durchführung einer Risikoanalyse
- Verabschiedung einer Grundsatzerklärung der unternehmerischen Menschenrechtsstrategie
- Verankerung von Präventionsmaßnahmen
- Sofortige Ergreifung von Abhilfemaßnahmen bei festgestellten Rechtsverstößen
- Einrichtung eines Beschwerdeverfahrens
- Dokumentations- und Berichtspflicht für die Erfüllung der Sorgfaltspflichten
(BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle)

Klimaschutzgesetz
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Die Gesetzesnovelle ist am 31. August 2021 in Kraft getreten.

Neue CSR Berichtspflicht gilt zukünftig für Firmen ab 250 Mitarbeitern.
Die neuen Richtlinien zielen auf eine deutliche Ausweitung des Kreises der berichtspflichtigen Unternehmen ab: alle großen Unternehmen ab 250 Mitarbeitern im Jahresdurchschnitt, unabhängig von einer Kapitalmarktorientierung. Die zweite Schwelle für große Unternehmen liegt weiterhin bei einer Bilanzsumme von über 20 Millionen Euro oder einem Umsatz von über 40 Millionen Euro.

Alle kapitalmarktorientierten kleinen und mittleren Unternehmen, mit der Ausnahme von Kleinstunternehmen (ab dem 01.01.2026). Unternehmen gelten nach Richtlinie 2013/34/EU ab Überschreitung von zwei der drei Merkmale 1) 10 Beschäftigte, 2) 350.000 Euro Bilanzsumme und 3) 700.000 Euro Nettoumsatzerlöse als klein.

Der Richtlinien-Vorschlag führt verbindliche europäische Berichtsstandards ein, die noch zu entwickeln sind. Diese sollen sich aus sektorunabhängigen, sektorspezifischen und organisationsspezifischen Standards zusammensetzen.

Bis Mitte 2022 sollen die ersten Kern-Standards zur Ansicht stehen, verabschiedet werden sollen sie spätestens am 31. Oktober 2022. 

Eine abgespeckte Version der Standards soll als delegierte Rechtsakte für KMUs erstellt werden. Diese sollen in einem Verhältnis angewendet werden können, das der Organisation und ihren Ressourcen sowie den relevanten Stakeholdererwartungen an Nachhaltigkeitsinformationen entspricht.
Die KMU-Standards sollen bis 31. Oktober 2023 erstellt werden. (CSR-Berichtspflicht.de)
Einfacher Lieferantencheck:
Als Gesprächsgrundlage für alle Dienstleistungen bieten der Sustainability Rider und die Checkliste eine ideale Gesprächsgrundlage, um abzufragen, was bereits von den Lieferant*innen an nachhaltiger Umsetzung und Leistung erbracht wird.
Kostenloser Download des Sustainability Riders mit Checkliste:
Von Stefan Lohmann (Sustainable Event Solutions) 


Initiator*innen der 16 Steps Initiative
  • Meet Germany – CEO, Tanja Schramm
  • Sustainable Event Solutions – CEO, Stefan Lohmann | info@stefanlohmann.de


Weitere Artikel von Stefan Lohmann:

16 Steps Initiative | Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft
Step 4 | Nachhaltiges Abfall- und Ressourcenmanagement: Deep Dive (Hintergrundinformation)
Von der Mülltrennung im Büro über ein Abfallmanagementsystem bei Großevents bis hin zur Wertschöpfung und intelligenten Kreislaufwirtschaft – die Veranstaltungsbranche hat eine große Wirkungs- und Lenkungskraft beim Thema nachhaltiges Abfall- und Ressourcenmanagement. Insbesondere beim Umgang mit so genanntem “Müll” kann nachhaltiges Verhalten auf und zirkuläres Wirtschaften durch Veranstaltungen erlebbar und sichtbar gemacht werden.


Wie die große Wirkungs- und Lenkungskraft der Branche unterschätzt wird | Step 4 – Nachhaltiges Abfallmanagement in der Veranstaltungswirtschaft
Initiative "16 Steps bis 2025 – Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft"
Die Initiative informiert darüber, warum nachhaltiges Abfallmanagement in der Veranstaltungswirtschaft so eine große Wirkungs- und Lenkungskraft in der Gesellschaft und Wirtschaft hat und wie die Branche als Teil der Lösung von der Politik und Wirtschaft verstanden und genutzt werden kann für einen positiven Impakt auf die Natur und Gesellschaft.


Let’s Talk Greenovation!
Nachhaltige Events können viel bewirken?
Das forum-Kuratoriumsmitglied Stefan Lohmann zeigt an einem Beispiel, wie ein Unternehmen durch eine konsequent nachhaltige Veranstaltungsreihe Impact generieren und Image gewinnen kann.


Nachhaltige Events
Beschleuniger der Transformation
Nachhaltigkeit ist zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor geworden. Logisch: Nachhaltige Unternehmen sind resilienter und besser auf die kommenden Herausforderungen und den klimaneutralen Zukunftsmarkt eingestellt. Deshalb gehört das Thema Nachhaltigkeit definitiv auf die Führungsebene. Was viele aber unterschätzen, ist die große Wirkungskraft von nachhaltigen Events.


Nachhaltiger Einkauf und Lieferkette | Step 3 – Nachhaltige Beschaffung in der Veranstaltungswirtschaft
Initiative "16 Steps bis 2025 – Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft"
Die Initiative “16 Steps bis 2025 - Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft” stellt ihren dritten Schritt vor: Die Umstellung auf eine nachhaltige Beschaffung. Die Initiative informiert darüber, warum der nachhaltige Einkauf entscheidend ist im Kampf gegen den Klimawandel und welche wirtschaftlichen Chancen eine nachhaltige Lieferkette bietet – nicht nur für die Veranstaltungswirtschaft.




     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Deutsche Einheit - deutsche Identität(en)
Christoph Quarch sieht die Zukunft in der Stärkung individueller Identitäten im Dialog mit anderen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy

forum future economy

Lkw-Service unterwegs

future economy: Regeneration als neue Fortschrittserzählung

Für Hobby- und professionellen Gartenbau: Label kennzeichnet nachhaltige Substratherstellung

"Was heute vermieden wird, muss später unter massivem Zeit- und Kostendruck nachgeholt werden."

Großzügigkeit und Wohlwollen

  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • TÜV SÜD Akademie
  • NOW Partners Foundation
  • Global Nature Fund (GNF)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • toom Baumarkt GmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Engagement Global gGmbH
  • circulee GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH