Stefan Lohmann

Let’s Talk Greenovation!

Nachhaltige Events können viel bewirken?

Das forum-Kuratoriumsmitglied Stefan Lohmann zeigt an einem Beispiel, wie ein Unternehmen durch eine konsequent nachhaltige Veranstaltungsreihe Impact generieren und Image gewinnen kann.

Rüdiger Recknagel (Leiter Umweltschutz für alle Werke des Audi Konzerns und Leiter der Audi Stiftung für Umwelt) (links neben der Moderatorin) © Audi Stiftung für Umwelt
Die Veranstaltungsreihe "Let’s talk Greenovation” der Audi Stiftung für Umwelt ist eine Plattform für den Austausch über innovative Umweltprojekte und nachhaltige Lösungen. Sie behandelt verschiedene Schwerpunktthemen, die jeweils von renommierten Expertinnen und Experten beleuchtet werden. Zu den geladenen Keynote-Speakern und Expert*innen gehörten renommierte Wissenschaftler*innen u.a. Prof. Dr. Dr. Joachim Schellnhuber, Prof. Dr. Michael Braungart, Prof. Stefan Rahmstorf, Prof. Dr. Hans Schäfers, Prof. Dr. Harald Lesch…

Green Events oder Greenwashing?
Ich war überrascht, wie transparent das Event mit der Nähe zum Autokonzern und den damit einhergehenden Fragestellungen umgeht. Doch aus meiner Sicht bleibt der Stiftung auch nichts anderes übrig, wenn sie als Stiftung ernst genommen werden und sich vom Greenwashing distanzieren will. Ich bekam den Eindruck, dass manche der renommierten Keynote-Speaker unter anderem auch deshalb teilnehmen, weil sie der Autoindustrie offen die Meinung sagen und die Fakten und die Verantwortung der Industrie offenlegen wollen. Genau darin sehe ich als Talent Buyer für Events die Rolle von guten Speakern. Es sollte ja immer auch um Erkenntnisse, Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit gehen und nicht um Lobhudelei, oder? Und so manche kritische Aussage auf der Bühne über die Branche, die Marke und das Unternehmen hat ihre Wirkung nicht verfehlt…

Genau dieser Mut der Stiftung macht die Greenovation-Talks so authentisch und wertvoll. Bei einigen der Vorträge dachte ich mir: Krass, die Stiftung traut sich wirklich was und das beim 15. Jubiläum der Stiftung in Ingolstadt - vor der Geschäftsführung und den Vorstandsmitgliedern. Doch als Augenzeuge kann ich berichten, dass einige Aussagen und Kommentare so manchen Anwesenden richtig berührt haben. Das haben auch die späteren Umfragen ergeben. Denn die Fakten und Zukunftsszenarien der Forschung sind einfach wirklich schwer zu verarbeiten und auch beängstigend.

Kernbotschaft der Wissenschaft bei den Let’s Talk Greenovation-Events
Stefan Rahmstorf mit Moderatorin © Audi Stiftung für UmweltDas, was die international anerkannten Wissenschaftler mit ihren Vorträgen belegen und bestätigen, ist nichts anderes als dass der Klimawandel die größte Herausforderung und Bedrohung der gesamten Menschheit ist. Dabei geht es ihnen nicht darum, die Menschen zu verängstigen, sondern darum, sie handlungsfähig zu machen und die vorhandenen Lösungen zu diskutieren, zu verstehen und anzunehmen. 

Genau das finde ich persönlich spannend an diesem Veranstaltungskonzept. Nachdem also der emotionale „Tiefpunkt" oder auch die größtmögliche Klarheit über die Fakten mit den Vorträgen erreicht ist, wird mit praktikablen Lösungen eine großartige Stimmungswende eingeleitet. 

Zu solch nachhaltigen Innovationen gehören z.B. das Eichenwald-Projekt, mit dem die Audi Stiftung für Umwelt 2009 ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Oder die sogenannten URBANFILTER, die verhindern, dass umweltschädliche Partikel wie Reifenabrieb oder Zigarettenfilter über die Kanalisation in die Gewässer gespült werden.

Verantwortliche Projektmanager*innen stellen dann Schlag auf Schlag weitere Projekte vor, wie zum Beispiel Prodip Chatterjee, Co-Gründer des Green Start-ups Nunam, die Forschungserfolge rund um Second-Life-Batterien. Marie Schreiber von Wilderness International berichtet eindrucksvoll von ihrer Schutz- und Forschungsarbeit im peruanischen Regenwald und zeigt, wie befreiend Selbstwirksamkeit sein kann.

Umgang mit Kritik
Ich kenne wenige Veranstaltungen, bei denen sich bekannte Firmen auf so ein Experiment einlassen, bei dem die Marke in die Kritik geraten kann. Die Vorträge sind nicht abgesprochen oder reglementiert. Die Expert*innen werden ausschließlich aufgrund der Thematik und der herausragenden wissenschaftlichen Arbeit eingeladen und nicht, weil sie sich der Autoindustrie gegenüber freundlich äußern.

Wirklich spannend wurde es dann, als ich als Berater für nachhaltige Events in der Planungsphase die Anfahrt der Gäste angesprochen habe. Immerhin verursachen die Teilnehmer durch ihre Anreise bis zu 90 Prozent der Emissionen einer Veranstaltung. Dieses Thema muss bei jeder Veranstaltung konsequent angegangen werden. Die erste Reaktion, die ich dabei sehr oft höre, ist: „Wir können doch den Gästen und Mitarbeiter*innen nicht sagen, dass die ihr Auto stehen lassen sollen!" Und so lautete meine Antwort auch bei dem Audi Event: „Doch, genau das könnt ihr tun. Ihr seid die Audi Stiftung für Umwelt. Wenn nicht ihr, wer dann? Es wird sogar von euch erwartet, mit euren Veranstaltungen etwas gegen den Klimawandel zu tun, da könnt ihr das Hauptproblem von Events – also die Anreise der Gäste - nicht unter den Teppich kehren!".

Nachhaltigkeit ist nicht das Problem, sondern die Lösung
Durch meinen Impuls in der Vorbesprechung hatte sich das Team entschlossen, das Thema Anreise der Gäste anzugehen. Es wurden Kommunikationsmaßnahmen beschlossen und zeitnah umgesetzt. Das Ergebnis hat für Erstaunen und Gesprächsstoff gesorgt. Grob 50 Prozent der Gäste sind mit ÖPNV, zu Fuß, mit dem Rad oder mit Carpooling angereist. Also nicht allein im Auto. 25 Prozent sind mit Verbrenner-Motor und 25 Prozent mit dem E-Auto angereist. Das Ergebnis hat alle überrascht. Das passt auch zum Ergebnis der Umfrage bei den Konzerten der Band AnnenMayKantereit, die ergab, dass durch die Kommunikationsmaßnahmen 25 Prozent der Konzertbesucher*innen auf den ÖPNV umgestiegen sind.

Was vier geladene Experten aus meinem Netzwerk zu den Greenovation Talks sagen:
Die Veranstaltung war übrigens ein voller Erfolg und hat sehr gutes Feedback eingebracht – von den Besucher*innen, Expert*innen und auch aus der Führungsebene bei Audi.

Stephan Grabmeier (Future & Impact Designer, Nachhaltigkeitsberater) sagte dazu: "Ich höre viele Vorträge und darf von tollen Menschen lernen. Harald Lesch ist (für mich) ein echter Hero der Wissenschaftskommunikation. So brutal der Zustand der Welt durch den Klimawandel ist, so wenig handeln wir immer noch danach. Harald Lesch bringt es gnadenlos und treffend auf den Punkt. Das Publikum war sehr betroffen."

Christoph Schaaf, der mit Impact Villages afrikanische Dörfer „empowert": "Es war wirklich eine gelungene Veranstaltung. Ich sehe immer wieder, dass sich überall Menschen Gedanken machen, Projekte starten, sich vernetzen und ja, veranstaltet von einem Autohersteller ergibt das auch und gerade Sinn."

Manfred Josef Hampel, Experte für Nachhaltigkeit am Bau: "Ein bemerkenswerter Abend, mit all den Gästen und einem Veranstalter, der mutig genug ist, auch die ökologischen Seiten seines Wirkens zu zeigen!"

Lenn Kudrjawizki, Schauspieler, Musiker, UNICEF-Botschafter und Gründer des nachhaltigen Berlin Show Orchestra: "Eine krasse und bewegende Veranstaltung mit berührenden Speakern und einem fantastisches Netzwerk. Mein Respekt an die Organisator*innen."

Gesellschaftlicher Mehrwert von Veranstaltungen mit einem positiven Impact
Haral Lesch als Speaker © Stefan LohmannGeleitet wird die Stiftung unter anderem von Geschäftsführer Dr. Rüdiger Recknagel, der gleichzeitig der Umweltbeauftragte der Audi AG ist. Ein Mensch also, der tatsächlich an einem Hebel sitzt, um in seinem Umfeld eine Menge zu verändern. Ob Dekarbonisierung der Werke oder geschlossene Wasserkreisläufe in den Lackierereien, überall gibt es interessante und wichtige Lösungen. Aber das ist wohl auch ein Erfolgsrezept der Veranstaltung, sie hängt die Geschichten des Geldgebers nicht an die große Glocke, sondern lässt in erster Linie die Projektpartner glänzen. So entstehen Talks, die inspirieren, weil deutlich wird, dass jede*r aktiv werden kann – und dass eine Menge Menschen bereits aktiv sind, um sich für mehr Umweltschutz und für das Eindämmen des Klimawandels einzusetzen. „Mein Wunsch ist, dass jeder von unseren Veranstaltungen etwas mit nach Hause nimmt und dass jeder was ändert in seinem Leben, ganz konkret und wenn’s auch noch so klein ist", so Rüdiger Recknagel.

Nachhaltig in allen Bereichen
Die Let’s talk Greenovation-Events generieren jedoch nicht nur einen positiven Impact, man achtet auch in der Veranstaltungsproduktion darauf, möglichst nachhaltig zu agieren. Dazu nutzt die Stiftung den kostenfreien Sustainablity Rider mit den hilfreichen Checklisten von Sustainable Event Solutions. Sie helfen bei der Auswahl von nachhaltigen Locations, nachhaltigem Catering, Ökostrom, lokalen Lieferanten, kurzen Lieferwegen und vielem mehr. Die Auswertung des CO2-Footprints erfolgt mit dem Online-Tool Sustain Symphony, das übrigens ebenfalls allen Veranstalter*innen kostenfrei zur Verfügung steht. 

Stefan Lohmann ist ein Hamburger Talent Buyer und Artist Relations Manager. 

Als Experte für Nachhaltigkeit hat er Sustainable Event Solutions gegründet. Er ist Initiator diverser Netzwerke für nachhaltige Veranstalter*innen, Eventagenturen, Locations und Initiativen. 

Seine "16 Steps zur Klimaneutralität der Veranstaltungswirtschaft bis 2025" etablieren Nachhaltigkeit als Standard in der Branche. Sein erklärtes Ziel ist die Transformation der Veranstaltungswirtschaft hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. 

Nachhaltige Events versteht er als Motor der unvermeidlichen Transformation in der Wirtschaft sowie bei Städten und Kommunen. Lohmann ist Co-Autor des Praxis-Guide für Nachhaltigkeit in der Eventbranche, der Konzepte und Beispiele für Veranstaltungen mit ökologischer und ökonomischer Ausrichtung bietet.
 

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  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • circulee GmbH
  • TÜV SÜD Akademie
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH