COP 28 - Tag 1: Schon die erste gute Sache umgesetzt?
Bertrand Piccard, Forscher, Wissenschaftler und Abenteurer, berichtet für forum live von der Weltklimakonferenz
Schauen wir ein wenig weiter voraus.
Dies war die erste große Neuigkeit der COP 28 in Dubai: die Einrichtung eines von der Weltbank verwalteten "Loss and Damage Fund", mit dem die Beiträge der Industrieländer an den globalen Süden zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels formalisiert werden.
Dieser Fonds, der oft als zweitrangig oder sogar weniger wichtig angesehen wird, wurde lange Zeit erwähnt und diskutiert, aber auf früheren COPs wurde nie etwas Konkretes beschlossen. Der Vorschlag, die Weltbank mit der Verwaltung des Fonds zu beauftragen, löste heftige Diskussionen aus, doch scheint man sich darauf geeinigt zu haben, die Institution zunächst für vier Jahre mit der Verwaltung des Fonds zu betrauen.
Die allgemeine Begeisterung war hier in Dubai und in den internationalen Medien zu spüren. Das ist in der Tat eine gute Nachricht und ein notwendiger Schritt für diese Länder, die bereits stark von der Krise betroffen sind.
Aber obwohl es sicherlich eine gute Sache ist, die getan wurde, ist es auch eine gute Sache, die gut gemacht wurde?
In einem Gespräch mit meinem Team kommentierte einer meiner Kollegen die Nachricht mit den Worten: "Das ist ja niedlich". Diese Bemerkung mag überraschen, hat aber mit zwei Aspekten zu tun: Erstens ist die zugesagte Summe - 460 Millionen USD - nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zum Bedarf (der auf mindestens 100 Milliarden USD pro Jahr geschätzt wird) und zu den 4 Billionen USD an Nettoeinnahmen, die die Öl- und Gasunternehmen im letzten Jahr erwirtschaftet haben. Oder im Vergleich zu den 1,3 Billionen Dollar, die laut IWF jedes Jahr weltweit für die Subventionierung fossiler Brennstoffe aufgewendet werden.
Neben der Frage des Volumens stellt sich auch die Frage nach der Art der versprochenen Ankündigungen: Würden diese Mittel in Form von Spenden ausgezahlt werden? Als Darlehen zu Vorzugsbedingungen? Handelt es sich um zusätzliche Mittel oder um Umschichtungen? Wie sieht der Zeitplan für die Auszahlungen aus?
Wenn wir von der Symbolik zur Wirkung übergehen wollen, liegt der Schlüssel darin, dass diese Mittel eine gewisse Dynamik bei der Einführung sauberer und rentabler Lösungen auslösen, die den schwachen Bevölkerungsgruppen zugute kommen. Es gibt keinen Grund, warum der Zugang zu sauberer Energie für Kleinbauern nicht auch zu einer verbesserten Produktivität und letztlich zu sozio-ökonomischem Fortschritt führen sollte. Es gibt keinen Grund, nicht dafür zu sorgen, dass die Umsetzung der Mittel auf transparente Weise erfolgt.
Wir müssen den "Loss and Damage"-Fonds unbedingt mit einem konkreten Plan für die Umsetzung sauberer Lösungen und insbesondere erneuerbarer Energien verknüpfen. Wenn wir das nicht tun, ist das so, als würden wir einen Fonds ankündigen, für den es keine wirklichen Mittel gibt: Das ist zwar nett, hilft aber angesichts der wachsenden Herausforderungen, vor denen diese Länder stehen, nicht weiter.
Dr. Bertrand Piccard, geboren 1958, stammt aus der berühmten Forscher-Dynastie der Piccards. Er selbst umrundete 1999 zusammen mit Brian Jones als erster Mensch die Welt in einem Ballon. Ihr Buch „Mit dem Wind um die Welt" wurde ein internationaler Bestseller. Heute hält der gelernte Facharzt für Psychiatrie weltweit Vorträge über Kommunikationspsychologie, Krisenmanagement und Stressbewältigung. Dabei betont er stets, wie wichtig die Bereitschaft zum Abenteuer ist, um die eigenen Lebensziele zu verwirklichen. 2015–2016 gelang Piccard zusammen mit André Borschberg die Umrundung der Erde in einem Solarflugzeug – ein Meilenstein in der Energietechnik.
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