Mit fairem Handel Fluchtursachen reduzieren
Der aktuelle Kommentar von Christiane Lüst über eine verfehlte Handelspolitik
Täglich lesen wir von der zunehmenden finanziellen und personellen Überforderung der Kommunen durch die ununterbrochen steigenden Flüchtlingszahlen. Dass die Ursachen mit uns zu tun haben und wir etwas tun können, sie zu beseitigen - darüber sollte ebenfalls gesprochen werden.

Hausgemachte Fluchtursachen
Und andauernd hören wir aus der Politik, dass neue Abkommen wie Mercosur geschlossen werden. Mercosur ist das für den Sommer geplante Freihandelsabkommen der EU mit Brasilien, Argentinien und Uruguay. Es wird von Deutschland gewollt, weil es unter anderem unsere Autoindustrie unterstützt: Die ab 2035 verbotenen Verbrennermotoren sollen dann nach Südamerika geschickt werden und neue Absatzmärkte für die arme Autoindustrie erzeugen. Die Gegenleistung ist unter anderem Rindfleisch aus Südamerika – damit man nicht soviel Gensoja importieren muss, sondern gleich das fertige in Südamerika mit Gensoja gefütterte Rind importieren kann. Durch das Abkommen werden auch Kontrollen und Zölle abgebaut, was bedeutet, dass wir umso mehr mit Pestiziden kontaminierte Genprodukte, die in Europa verboten sind, importieren werden. Gleichzeitig liefern wir mittlerweile Panzer in Kriegsgebiete, denken über Kampfjets für die Ukraine nach und machen durch unsere enormen Waffenexporte die Rüstungskonzerne noch reicher, während der Hunger – und damit auch die Fluchtzahlen – in Afrika und anderswo weiter steigt. Alles politische Handlungen, die Fluchtursachen nicht bekämpfen, sondern weiter Fluchtursachen massivst erzeugen.
Es fällt auf uns zurück
Allein durch Mercosur wird der Hunger in Südamerika, den man früher nicht kannte, weiter massivst steigen – denn Länder, die dabei unterstützt werden, nur noch für den Export zu produzieren, haben immer weniger für die Ernährung der eigenen Bevölkerung! Die geplante Rindfleischexporterhöhung durch Mercosur steigt in den Mercosurländern Argentinien und Brasilien zum Beispiel über 50 Prozent. Die von Hunger betroffenen Menschen machen sich natürlich verstärkt auf und stehen dann immer mehr an der Mauer in Mexiko, weil sie ins gelobte Land wollen und keine Alternative mehr haben. Genau wie sie in Europa stehen, aus Afrika und anderswo.Zusätzlich betreibt der Westen eine verfehlte Entwicklungshilfepolitik: Allzu häufig exportiert er Nahrungsmittel seiner Großindustrie in die notleidenden Länder, statt in den betroffenen Gebieten die Kleinbauern zu unterstützen. Dadurch subventioniert der Westen seine eigene Wirtschaft, während er die Nehmerländer in Abhängigkeit hält.
Nebenbei bemerkt erzeugen wir durch all das auch "Flucht" bei uns: unsere Kleinbauern werden Jahr für Jahr weniger; und durch den mit Mercosur dann subventionierten steigenden Fleischimport werden auch die noch verbliebenen Bauern verstärkt bankrott gehen, weil ihr Fleisch dann keiner mehr haben will. Liebe Politik, das muss geändert werden! Sofort!
Warum fairer Handel?

Weil faire Preise für den Produzenten eine ausreichende Bezahlung sicherstellen und er dort bleibt und produziert, wo er lebt und nicht gezwungen wird, aufgrund von Dumpingpreisen Kinder auszubeuten, Sklaven zu beschäftigen oder seinen Betrieb aufgeben zu müssen wegen Unrentabilität! Niemand von uns arbeitet gerne unterbezahlt! Was du nicht willst, das man dir tu – das füg auch keinem anderen zu!
DARUM ist es dringend an der Zeit, in unseren Landkreisen, Kommunen und Städten die Fairtrade-Bemühungen massivst zu verstärken! Je mehr und damit gerechter wir das tun, desto mehr können wir die Fluchtursachen stoppen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich zusätzlich zum fairen Einkaufen in einer Fair-Trade-Gruppe Ihrer Region engagieren! Nicht zuletzt reduzieren wir damit auch zunehmend die Flüchtlingsströme in den Norden. Weitere Infos gern im ÖKo & Fair Gauting.
Christiane Lüst ist Sozialpädagogin und betreibt seit 17 Jahren ein Umweltzentrum mit Fairtrade-Café und Hofladen, das "ÖKo & Fair". In diesem Rahmen engagiert sie sich für die Umwelt und vor allem für den fairen Handel. Zudem ist sie Sprecherin der fairen Metropolregion München. Weitere Infos: nocap.oeko-und-fair.de, www.stopptgennahrungsmittel.de
Unter "Der aktuelle Kommentar" stellen wir die Meinung engagierter Zeitgenossen vor und möchten damit unserer Rolle als forum zur gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen gerecht werden. Die Kommentare spiegeln deshalb nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider, sondern laden ein zur Diskussion, Meinungsbildung und persönlichem
Engagement. Wenn auch Sie einen Kommentar einbringen oder erwidern
wollen, schreiben Sie an Alrun Vogt: a.vogt@forum-csr.net
Gesellschaft | Politik, 18.02.2023

Logistik und Transport - Herausforderung für Klima und Umwelt
forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2023 mit dem Schwerpunkt: Transport & Logistik
- KI und Robotik
- Normen für den grünen Wandel
- Photovoltaik für Unternehmen
- Ende des Etikettenschwindels
Kaufen...
Abonnieren...
29
SEP
2023
SEP
2023
Fest der Regionen
Kommt, wir feiern die sozial-ökologische Transformation!
92539 Schönsee, Nature Community
Kommt, wir feiern die sozial-ökologische Transformation!
92539 Schönsee, Nature Community
30
SEP
2023
SEP
2023
Vortragsreihe "Klima: Was kann ich tun?"
Tages-Stadtausflug "Klima-freundlich einkaufen"
80337 München
Tages-Stadtausflug "Klima-freundlich einkaufen"
80337 München
19
OKT
2023
OKT
2023
22. Innsbruck Nature Film Festival
70 Filme, 25 Workshops - Das kulturelle Highlight im alpinen Herbst!
A-6020 Innsbruck
70 Filme, 25 Workshops - Das kulturelle Highlight im alpinen Herbst!
A-6020 Innsbruck
Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!
Digitalisierung

Aus dem Tagebuch des aidioten. Christoph Santner blickt auf die neuen CHANCEN, die KI eröffnet.
Jetzt auf forum:
Netto setzt sich aktiv für mehr Lebensmittelwertschätzung ein
22. Innsbruck Nature Film Festival von 19. bis 22. Oktober 2023
Die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft
Die Macht des Nachhaltigkeitsberichts
Die Aktion Zukunft+: ein Klimaschutz-Sofortprogramm für Unternehmen (Teil 2 von 3)
Leuphana Universität Lüneburg feiert 35 Master of Sustainable Business Administration