Der Boden: katastrophal vernachlässigt
Bernward Geier im Gespräch mit Klaus Töpfer
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Klaus Töpfer war Deutschlands bekanntester Umweltminister, Direktor des Umweltprogramms der
Vereinten Nationen (UNEP), Gründer und Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies
(IASS) in Potsdam. Der Grand Seigneur der deutschen und internationalen Umweltpolitik spricht
Tacheles zum Thema Boden und bekennt sich mehr denn je zum biologischen Landbau.

Es wurde mir bereits damals sehr deutlich, dass sich eine leistungsfähige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft entwickeln sollte. Die Inanspruchnahme der Natur etwa in der Intensität der Bodenbewirtschaftung und der Einsatz der vielen Pflanzenschutzmittel haben zu dieser Überlegung beigetragen. Insbesondere haben mir die Landschaft und Vielfalt zerstörenden Auswirkungen der Flurbereinigungen dafür die Augen geöffnet.
Warum haben sie unter den vielen globalen Krisen einen Fokus auf den Boden?
Die Auswirkungen der Bodenkrise sind leider in der Gesellschaft und vor allem in der Politik und Wirtschaft deutlich unterschätzt – der Boden wird in seiner ökonomischen und ökologischen Bedeutung vernachlässigt. Dies zu ändern, gilt mein Engagement. Wenn wir sehen, wie viele Milliarden Tonnen fruchtbarer Böden wir jährlich durch Erosion weltweit verlieren, muss man von einer Katastrophe reden. Dazu kommen ja noch gravierende Probleme der Kontamination durch Schwermetalle, (Agrar)-Chemikalien und Kunstdünger, was auch schwerwiegendste Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hat.
Reicht die Gesetzgebung zum Bodenschutz in Deutschland aus?
Es ist sehr gut, dass wir überhaupt ein Bodenschutzgesetz haben, was leider weltweit nicht der Fall ist. Allerdings müssen wir unsere Gesetze weiter entwickeln und etwa den Landverbrauch rigoros einschränken sowie weitere Kontaminationen vermeiden. Noch wichtiger ist, dass man die Gesetze viel konsequenter umsetzt.
Und wie sieht es international aus?
Das Thema ist natürlich ein globales. Leider ist in der EU mit dem Scheitern des vorgeschlagenen Bodenschutzgesetzes das Thema Boden weitgehend von der Tagesordnung verschwunden. Allein in Deutschland importieren wir Lebensmittel und Rohstoffe für die Ernährung in einer Flächendimension von bis zu 60 Millionen Hektar.
Was ist daran so schlimm?
Ein konkretes Beispiel sind die Futtermittelimporte aus Südamerika. Dafür werden dort große Flächen benötigt mit zum Teil erheblichen Eingriffen in den Naturhaushalt. Auch die unsägliche Entwicklung des Landgrabbing muss erwähnt werden. Diese friedensgefährdenden Entwicklungen kann man nicht allein durch Verändern des Konsumverhaltens lösen, sondern hier braucht es gesetzliche Rahmenbedingungen, die einen ökologisch sinnvollen Umgang mit den Böden fördern.
Inwiefern ist biologischer Landbau Teil der Lösung der Bodenkatastrophe?
Ohne konsequente Ausweitung des biologischen Landbaus werden wir in Sachen Bodenschutz nicht wirklich vorankommen. Eine industrialisierte Landwirtschaft hat in den sogenannten Entwicklungsländern erhebliche negative Auswirkungen auf Sozialstruktur und Arbeitsplätze. Eine zentrale Rolle hat die biologische Landwirtschaft schon allein deshalb, weil sie zeigt bzw. beweist, dass man den Boden nachhaltig nutzen kann, ohne ihn auszunutzen oder gar zu zerstören. Mit den verschiedenen Maßnahmen, allen voran die vielfältigen Fruchtfolgen und der organischen Düngung mit Kompost, kann die Bodenfruchtbarkeit sogar gesteigert werden. Im Übrigen kommt dem biologischen Landbau auch für die Erhaltung der Biodiversität und der Bewältigung der Klimakatastrophe eine entscheidende Rolle zu.
KlausTöpfer ist sich sicher: Ruhestand ist keine Lebensperspektive. Er ist ein früher Förderer des biologischen Landbaus und hat sich dabei vor allem mit seinen internationalen Aktivitäten große Verdienste erworben. Dafür erhielt er zahlreiche internationale Auszeichnungen. Darunter auch den B.A.U.M.-Umweltpreis, den deutschen Nachhaltigkeitspreis sowie den One World „VIP" (Very Impacting Persons) Award der weltweiten Biobewegung und des Bio-Pioniers Rapunzel.
Umwelt | Umweltschutz, 08.03.2021

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