2016: Produktion und Verbrauch von Energie im globalen Massstab

Von Energiewende keine Spur!

Die vom Energiekonzern BP kürzlich publizierten Weltenergiezahlen 2016 zeigen auf, dass noch keine eindeutigen und verlässlichen Entwicklungen in Richtung eines sorgsameren Umgangs mit den energetischen Naturressourcen im Gange sind. Allein der Umstand, dass die Kohleförderung nochmals etwas abgenommen hat, lässt noch keine Rückschlüsse auf ein grundsätzliches Umdenken zu. Das Wachstum des Verbrauchs von Primärenergie zeigt auf, dass ein Umdenken noch nicht stattgefunden hat.
 
CO2-Eintrag in die Atmosphäre © BPDie Erdölförderung und die Erdgasförderung haben im Jahre 2016 um 22,9 bzw. 17.9 Millionen Tonnen, d.h. um je 0.3 % zugenommen, was zwar weiterhin eine Steigerung bedeutet, wenn auch nur in einem geringeren Ausmass als in früheren Jahren. Bedingt sind diese Zunahmen beim Erdöl durch die Fördersteigerungen im Iran und Irak und die politisch bedingten Strategien der Mengenausweitung in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sowohl beim Erdöl wie auch beim Erdgas konnte die Fracking gestützte Produktion in den USA erstmals seit 2007 / 2006 nicht weiter gesteigert werden, was zu einem Rückgang von 4.2 bzw. 2,6% führte. Auch wenn in den letzten Monaten dank erneut intensivster Bohrtätigkeit die Förderung wieder steigt, kann dies bereits ein Vorbote des unvermeidlichen Zusammenfallens der Fracking-Blase sein. Die Welt-Kohleproduktion hat um beachtliche 230.9 Millionen Tonnen, d.h. um 6.2 % abgenommen, was fast ausschliesslich auf die Minderförderungen in den USA und China im Ausmass von 224.4 Millionen Tonnen zurückzuführen ist. Offen ist, wie nachhaltig bzw. wie konjunkturbedingt diese Entwicklung in China tatsächlich ist und inwieweit das allfällige Platzen der Fracking-Blase in den USA die Kohleförderung wieder antreiben wird, wobei sie trotz den trump‘schen Freundschaftsbezeugungen für die Kumpels dort nie mehr den früheren Stand erreichen dürfte. Zu beachten ist, dass der weltweite Verbrauch von Kohle bloss um 1,7% zurückgegangen ist, was heisst, dass Lager abgebaut worden sind.
 
Auffallend ist, dass allein bedingt durch den Rückgang der Kohleförderung, die Weltgesamtproduktion an Primärenergie erstmals seit dem Krisenjahr 2008 leicht um 0.75 % zurückgegangen ist, der Primärenergieverbrauch jedoch um 1% zugenommen hat und insbesondere der Welt-Verbrauch an fossilen Energieträgern um 0,7% weiter zugenommen und einen neuen Rekordwert erreicht hat. Konkret bedeutet dies, dass im globalen Massstab keine Anzeichen einer Energiewende ersichtlich sind, vielmehr spricht alles dafür, dass die bisherige Entwicklung kurzfristig weiter in den gewohnten Bahnen erfolgen wird. Die Konsequenzen sind deshalb nach wie vor besorgniserregend:
  • Sowohl der CO2-Eintrag in die Atmosphäre (im vergangenen Jahr 33432 Millionen Tonnen!!!) sowie das sich aufkumulierende Volumen an atmosphärischem CO2, das für den Treibhauseffekt und die Erderwärmung verantwortlich ist, nahmen im Jahre 2016 weiter zu und erreichten neue Rekordwerte, was sich von Jahr zu Jahr analog wiederholt.
  • Die gesamte Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen, die 2016 im Weltmassstabweiter gesteigert werden konnte (Wasserkraft + 2.8%, andere erneuerbare Energien + 14.1 %)hat keinen positiven Effekt im Sinne eines Rückgangs des Einsatzes von umweltbelastenden Energien, sondern dient faktisch dazu, zusätzliche Bedürfnisse zu befriedigen. Es besteht die Gefahr, dass auch dies sich wiederholen wird, in einer Welt, die Wachstum per se als positivbetrachtet und offenbar weiterhin ignorieren will, dass die Probleme sich ohne einen markanten Rückgang beim Verbrauch fossiler Brennstoffe nie werden lösen lassen.
Die Energiewende wird nur gelingen, wenn die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen weiter gesteigert und der Verbrauch fossiler Energien deutlich reduziert werden kann. Die an internationalen Konferenzen anvisierten und teilweise festgelegten Zielsetzungen, bestimmte Effekte des Verbrauchs an fossilen Energieträgern, wie die Klimaerwärmung, einzugrenzen, sind zwar besser als gar keine Massnahmen, sie lassen es aber zu, bis zum Erreichen des Werts, der nicht überschritten werden soll, weiter in gleichem Masse auf die bisherigen fossilen Energieträger zu setzen und den politisch eingeräumten Spielraum vollständig auszunutzen. Angesichts des Umstands, dass die Folgewirkungen des CO2-Eintrags sich erst mittelfristig auswirken und ein kurzfristiger Rückgang sich nicht sofort niederschlagen wird, ist ein Verhalten gefordert, dass auf wirksame Massnahmen setzt. Mit anderen Worten heisst dies, dass jetzt gehandelt werden muss, denn die Erdöl- und Erdgasvorräte, selbstverständlich auch diejenigen an Kohle, sind viel zu gross. Die Vorräte an fossilen Energieträgern sind zu gross, das Klima erträgt ihren Verbrauch nicht. Die Energiewende muss jetzt erfolgen.
 
 
Kontakt: Jenni Energietechnik | tabea.bossard@jenni.ch | www.jenni.ch

Technik | Energie, 06.07.2017

     
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