Künstlerin der Vielfalt
Zwischen Taoismus, Nachhaltigkeit und Natur
Biografisch führte das Schicksal von Dao Droste fast zwangsläufig dazu, dass sie eine Kosmopolitin wurde. Über ihre Kindheit und ihre große Familie in Vietnam (elf Geschwister), die durch den Krieg über drei Kontinente verteilt ist, berichtet sie im Interview mit Bernward Geier:
Wo sehen Sie als Künstlerin Ihre Wurzeln?
Ich wurde in Vietnam in eine Großfamilie mit Künstlertradition geboren. Das Aufwachsen mit Liebe, Achtsamkeit und guten Vorbildern mitten in der Natur nahe Saigon erlaubte mir, mich frei zu entfalten. Ich lebe sehr intuitiv, wie es den Prinzipien des Taoismus entspricht. Meine Arbeit ist mit einem Fluss zu vergleichen. Mahayana ist häufig Thema meines künstlerischen Schaffens. Diese buddhistische Lehre wird in meiner Familie gelebt als Weg, den Menschen mit Weisheit und Mitgefühl zu begegnen. Das Chemiestudium in Deutschland erweiterte mein Abstraktionsvermögen und meine Experimentierfreudigkeit und förderte meine Ausdauer.
Warum ist die Betrachtung von und die Beschäftigung mit der Natur ein Fokus Ihres Schaffens ?
In der „Naturschule" unseres Gartens in Gia Dinh habe ich gelernt, Flora und Fauna zu achten. Die Natur verleiht uns Kraft und von den Naturgesetzen können wir unendlich viel lernen. Das ist für mich das kostbarste Gut für Reifung und innere Freiheit.
Woher kommt Ihr Interesse für Themen wie Artenvielfalt und Nachhaltigkeit und was wollen Sie damit erreichen?
Den Garten meiner Kindheit habe ich als ein tropisches Paradies erlebt, mit riesigen bunten Schmetterlingen, Mangos, Papayas, Guaven, Milchfrüchten und verschiedenen Bananensorten. Der Krieg und vor allem das Entlaubungsmittel Agent Orange haben von diesem Paradies jedoch kaum etwas übrig gelassen. Ich habe diesen schmerzlichen Verlust unmittelbar erlebt. Artenvielfalt ist für mich kein abstrakter Begriff. Mein Bewusstsein um die gravierende Bedrohung der Natur ist durch meine Erfahrungen sehr geprägt. In zahlreichen Arbeiten zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit stelle ich zur (Rück)Besinnung die Kraft des Ursprünglichen dar und bringe damit viele Menschen auf der emotionalen Ebene zum Nachdenken, was ja der Beginn von positiver Veränderung ist.
Warum vermarkten Sie Ihre Kunst selbst und nicht weitgehend klassisch über Galeristen und Kunsthändler?
Ich wollte meine Unabhängigkeit behalten und gründete deshalb schon vor dreißig Jahren meine Atelier-Galerie in Eppelheim bei Heidelberg. Zu meiner Freude hat sich alles sehr positiv entwickelt. Es ist eine kleine Oase der Begegnung und Verbundenheit mit Kunst geworden, und dies besonders bei meinen traditionellen Jahresausstellungen in den Monaten November und Dezember.
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Arbeit.
Die Künstlerin lebt mit dem Bewusstsein, dass man nur im Einklang mit der Natur seine innere Harmonie findet. „Als Taoistin strebe ich danach, meine Intuition zu schärfen. Das geschieht durch das intensive Erleben und Erfahren der Natur, deren Teil ich bin." So beschreibt sie eine ihrer Lebensmaximen. Die Tatsache, dass sie in Chemie „summa cum laude" promoviert hat, ist für sie kein Widerspruch, sondern Teil ihres Lebens nach dem Ying-Yang-Prinzip. In ihrer aktuellen Jahresausstellung mit dem Titel „Simple Treasures" (Einfache Schätze) zeigt Dao das faszinierende Leuchten eines Sonnenuntergangs, das Flattern eines farbenprächtigen Schmetterlings, die Zartheit einer filigranen Blüte und ähnlich Berührendes mehr. „Solche einfachen Schätze intuitiv und emotional wahrzunehmen, erschließt uns erst unsere eigene Existenz und kann eine Quelle sein für wahre Glücksmomente", so beschreibt die Künstlerin das, was im Kern ihre Arbeiten inspiriert.
Dao arbeitet mit Hilfe aller denkbarer Materialien mit gleicher Schönheit, Ausdruckskraft und Perfektion: in kräftigen Farben und filigranen Schwingungen mit Pinsel und Leinwand oder mit ganzer Energie und Gestaltungskraft an ihren Skulpturen aus Terracotta und Bronze.
Bei den Bronzearbeiten ist sicher die „Lady OWA"-Statue ihr bedeutendstes Werk. Der fast zwei Meter große schlanke Frauentorso aus Bronze verkörpert die lebensspendende Kraft von „Mutter Natur" und ist sozusagen die Mutter der kleinen OWA-Statuen, die die Laureaten des von der Biofirma Rapunzel und des Weltdachverbandes des biologischen Landbaus IFOAM vergebenen One World Awards bekommen. Da es bislang schon ein Dutzend OWA-Preisträger/innen gibt, erfreuen die Lady-OWA-Skulpturen die Preisträger und Menschen „in allen vier Winden".
International erfolgreich
Der internationale Durchbruch gelang ihr bereits vor zwanzig Jahren 1997 mit einer Ausstellung in Oxford und im folgenden Jahr in Paris mit ihrer großen Bodeninstallation open-mindedness. Dieses Kunstwerk mit 500 Ton-Gesichtern wurde seither in vielen weiteren Städten Europas gezeigt. In zahlreichen Ausstellungen in historischem Ambiente wie Kirchen und Klöstern, Schlössern und Festungen begeistert sie ihr Publikum immer wieder mit der Vielfalt ihres Oeuvres, stets verbunden mit ihrer Intuition für die gegebene Architektur. Einige Beispiele: „diesseits und jenseits" (Schloss Neuerburg) und „Spirit of water" (Wasserschloss Bad Rappenau); weitere Ausstellungshöhepunkte waren die „ARTenvielfalt" (SusCon Nürnberg), „Terra cantans" – lat.: singende Erde – (Schweizer Triennale der Skulpturen, Bad Ragaz) und die Skulptur „Mama Miti" (Mutter der Bäume). Zu Letzterem inspirierte sie die Friedensnobelpreisträgerin und OWA-Laureatin Wangari Maathai. Im Jahr 2011 beeindruckte Dao Droste bei einer UNO-Konferenz in Bonn mit mehr als 1.400 Teilnehmern mit ihrer Installation „open-mindedness".
Die Künstlerin als Unternehmerin
Typisch für den starken Charakter und das Selbstbewusstsein der Künstlerin ist auch die Tatsache, dass sie als Unternehmerin ihre Kunstwerke weitgehend selbst vermarktet und den direkten Kontakt mit dem Publikum sucht und pflegt. Ihre Arbeiten befinden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen, unter anderem bei SAP, Rapunzel, Roche Diagnostics, Stiftung Triennale Bad Ragaz und im Karlsruher Schloss. Dao Droste wurde für ihre Kunst schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr wohl wichtigster Preis, der am besten zur Künstlerin passt, war die Auszeichnung mit dem B.A.U.M.-Umweltpreis 2015 in der Kategorie Kunst.
Bernward Geier ist Pionier des internationalen biologischen Landbaus, Umweltaktivist, Journalist und Filmemacher. Er lebt mit seiner Familie auf einem kleinen Biohof und Islandpferdegestüt im Bergischen Land. Unter anderem ist er auch Koordinator und Juryvorsitzender des One World Awards.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.02.2017
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