Umwelt | Ressourcen, 17.04.2012
Krieg um Fisch
"Wie kann die Welt zukünftig ernährt werden und wie ernährt sich die Welt"
In dieser Reihe zeigt forum-Autor Fritz Lietsch diesmal, dass es alarmierende Anzeichen für ein Versiegen der Fischgründe gibt. Und während Politik und Lobbyvereinigungen noch um Fangquoten und Beifangregulierungen streiten, beweisen engagierte Fischer, Fischhändler und letztendlich aufgeklärte Verbraucher, dass man einfach anfangen sollte, der bedrohten Natur und damit uns selbst unter die Arme zu greifen.
Auf einer internationalen Konferenz in Kiel alarmierte mich ein hochrangiger Militär der NATO: "Wir beobachten ein unerklärliches Aufrüsten maritimer Streitkräfte nicht nur in Entwicklungsstaaten. Da dies militärisch gesehen keinen Sinn macht, vermuten wir dahinter die Absicht, maritime Ressourcen und vor allem Fischfanggebiete notfalls auch militärisch zu verteidigen oder zu erobern".
Viele Fischbestände und die biologische Vielfalt unserer Meere sind massiv bedroht. In den europäischen Gewässern sind nach Angaben der EU trotz leichter Besserung immer noch 74 Prozent der Fischbestände überfischt. Denn die politisch bewilligten Fangquoten überschreiten oftmals seit Jahren deutlich die wissenschaftlichen Empfehlungen. Die paradoxe Folge ist, dass die Fischer immer weniger Fische fangen. Dass es möglich ist, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, zeigen mehrere Bestände im Nordostatlantik, die in den letzten Jahren schonend und im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen befischt wurden: Sie haben sich wieder erholt - die Fangmengen steigen wieder.
Überfischung ist teuer und kostet Jobs
3,2 Mrd. Euro pro Jahr und 100.000 Jobs kostet die EU die Überfischung ihrer Bestände. Würde man den Beständen eine Erholung erlauben, könnte man allein dadurch 160 Mio. EU-Bürger zusätzlich versorgen, behaupten Forscher der "New Economics Foundation". Die britischen Experten haben berechnet, wie sich die Rückführung von 43 Fischbeständen in europäischen und benachbarten Gewässern auf ein nachhaltiges Niveau wirtschaftlich auswirken würde: 3,5 Mio. Tonnen Fische würden langfristig pro Jahr zusätzlich in den Netzen landen. Der deutsche Fang würde sich etwa um 116 Prozent erhöhen. 100.000 neue Jobs wären sichergestellt, und der Profit für die EU wäre mit 1,8 Mrd. Euro dreimal höher als die aktuellen Fischereisubventionen.
Für eine notwendige Erholung der Bestände gibt es mehrere Ansätze, erklärt der Fischereibiologe Jörn Schmidt vom IFM Geomar im Interview. "Man könnte alle überfischten Gebiete schließen, deren Bestände sich vermutlich schnell erholen würden. Für die hier Beschäftigten wären in der Übergangszeit Kompensationen nötig", so der Experte für nachhaltige Fischerei. Obwohl diese Methode ökonomisch ideal wäre und schnelle Ergebnisse liefert, sei eine "sanfte Lösung" des langsamen Zurückschraubens der Fänge jedoch eher konsensfähig.
Fischressourcen - ein globaler Verteilungskampf
Die verfehlte EU-Fischereipolitik bedroht aber nicht nur die europäischen Meere, denn die überdimensionierte europäische Flotte fischt auch vor Afrika und auf den Weltmeeren. Das hat neben den negativen ökologischen ebenso dramatische soziale Folgen für die Länder des globalen Südens. Denn die Fangschiffe vor ihren Küsten nehmen den Menschen vor Ort ihre Nahrungs- und Einkommensquellen.
Darauf sollte die EU-Fischereipolitik endlich reagieren und die bestehenden Fehlentwicklungen beseitigen! Mit der Reform der EU-Fischereipolitik im kommenden Jahr bietet sich die Gelegenheit, ein Umsteuern herbeizuführen.
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Neuartige Netze können den Beifang drastisch reduzieren und damit die Fischgründe schützen. |
Viele Fischbestände und die biologische Vielfalt unserer Meere sind massiv bedroht. In den europäischen Gewässern sind nach Angaben der EU trotz leichter Besserung immer noch 74 Prozent der Fischbestände überfischt. Denn die politisch bewilligten Fangquoten überschreiten oftmals seit Jahren deutlich die wissenschaftlichen Empfehlungen. Die paradoxe Folge ist, dass die Fischer immer weniger Fische fangen. Dass es möglich ist, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, zeigen mehrere Bestände im Nordostatlantik, die in den letzten Jahren schonend und im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen befischt wurden: Sie haben sich wieder erholt - die Fangmengen steigen wieder.
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