Technik | Digitalisierung, 17.10.2025
DACH Unternehmen überraschen als Vorreiter in der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Deutsche, österreichische und schweizer Firmen setzen neue Maßstäbe
Eine Studie zeigt: Während viele europäische Unternehmen Nachhaltigkeitsregeln als Bürde sehen, setzen deutsche, österreichische und schweizer Firmen neue Maßstäbe. Wenn es um neue Berichtspflichten geht, dominieren im öffentlichen Diskurs Klagen über Bürokratie und die Last der Regulierung.
Doch die Realität ist komplexer. Der aktuelle „The State of Sustainability Reporting in Europe" von osapiens zeigt, dass gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz viele Unternehmen, die Zeichen der Zeit bereits erkannt haben und aus Pflicht eine Kür machen. Viele Unternehmen in der DACH-Region haben ihre Reporting-Prozesse bereits digitalisiert und automatisiert. 88 Prozent nutzen inzwischen digitale Lösungen, fast ein Drittel hat die Abläufe bereits vollständig automatisiert. Dies zahlt sich aus. So sehen sich 85 Prozent der befragten Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum heute bereit, die neuen Anforderungen der Corporate Social Responsibility Directive (CSRD) und des EU-Lieferkettengesetzes (CSDDD) zu erfüllen.
Zum Vergleich: In anderen europäischen Ländern sind es lediglich neun Prozent. Von Trägheit kann also keine Rede sein – im Gegenteil.
Regulatorik als Chance statt Belastung
Diese Zahlen belegen einen fundamentalen Stimmungswandel. Während früher die Klage über Bürokratie im Vordergrund stand, denkt man heute in Chancen. 97 Prozent der befragten Unternehmen betrachten die neuen Berichtspflichten nicht mehr als Hindernis, sondern als Innovationstreiber. Das ist bemerkenswert – nicht zuletzt, weil es die starke Wirkung von Regulierung zeigt, wenn sie auf Digitalisierung trifft.
Konkret berichten 64 Prozent der Unternehmen, dass sie durch die Anforderungen an ihre Berichterstattung Prozesse verschlankt haben. 65 Prozent geben an, ihre Produkte verbessert zu haben, und 63 Prozent, dass sie ihre Marktposition gestärkt haben. Regulierung wirkt in diesem Fall also nicht als Bremse, sondern als Katalysator.
Ein weiteres Kernergebnis der Studie ist, dass die digitale Reife Unternehmen in der DACH-Region einen klaren Vorsprung verschafft. 92 Prozent von ihnen behalten bereits heute die Auswirkungen entlang ihrer Lieferkette im Blick. Europaweit gelingt das nur 61 Prozent der Unternehmen. Wer technologisch frühzeitig aufrüstet, schafft Transparenz, minimiert Risiken und gewinnt Handlungsspielraum bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben.
Digitalisierung als strategischer Hebel
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Zahlen, Daten, Fakten
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Selbstverständlich ist der Weg nicht frei von Hürden. Das Datenmanagement bleibt eine Achillesferse. Trotz ihres digitalen Vorsprungs sehen sich viele DACH-Unternehmen mit strukturellen Problemen konfrontiert. So berichten 41 Prozent von einer mangelnden Integration zwischen Nachhaltigkeits- und Finanzberichterstattung und 36 Prozent erfassen relevante Kennzahlen noch manuell und damit sehr zeitaufwändig. Hinzu kommen regulatorische Komplexität (35 Prozent), fehlende Echtzeittransparenz (34 Prozent) sowie Probleme bei der Datenqualität (29 Prozent).
Auch wenn die Bereitschaft zur Digitalisierung hoch ist, fehlt vielen Firmen noch die nötige Basis. 38 Prozent sehen die größte Herausforderung in der Fragmentierung ihrer Daten, die über verschiedene interne und externe Quellen verteilt sind. 33 Prozent beklagen sich über mangelnde Fachexpertise und 31 Prozent kämpfen mit der Integration automatisierter Lösungen in bestehende Systeme. Für 29 Prozent sind hohe Implementierungskosten eine zusätzliche Hürde.
Die Richtung ist klar, aber die Frage ist, ob es auch eine passende Strategie gibt. Wer in digitale Lösungen investiert, verschafft sich einen Vorsprung. Das gilt nicht nur für die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern auch für Transparenz und Resilienz.
Mehr Resilienz durch Digitalisierung
Ein weiteres Ergebnis verdeutlicht, dass die Digitalisierung nicht nur für mehr Transparenz sorgt, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen stärkt. Die DACH-Region erweist sich im Umgang mit neuen Vorgaben als deutlich flexibler als andere europäische Märkte. So sehen 38 Prozent der befragten Unternehmen in der geplanten EU-Omnibus-Initiative eine Chance, regulatorische Lasten zu reduzieren und Berichtspflichten zu vereinfachen. 34 Prozent betonen hingegen mögliche neue Unsicherheiten.
Trotz der unterschiedlichen Bewertungen fühlen sich 85 Prozent der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz für kommende Veränderungen gut gerüstet, europaweit sind es lediglich 38 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass digitale Reife nicht nur aktuell von Vorteil ist, sondern Unternehmen auch dazu befähigt, mit regulatorischer Dynamik souverän umzugehen.
Digitale Stärke macht Unternehmen zukunftsfähig
Die Studie macht deutlich, dass sich deutsche Unternehmen gewandelt haben. Aus den vermeintlichen Zauderern sind in zentralen Fragen der Nachhaltigkeitsberichterstattung Vorreiter geworden. Die Digitalisierung ist dabei mehr als nur ein Mittel, um Pflichten zu erfüllen: Sie wird zum strategischen Hebel für Wettbewerbsfähigkeit, Transparenz und Resilienz. Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen, dass Regulierung nicht lähmt, sondern Innovation beflügelt. Wer die Anforderungen konsequent digital umsetzt, gewinnt nicht nur Zeit und wird effizienter, sondern ist auch in der Lage, flexibel auf neue Vorgaben zu reagieren. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist kein lästiges Anhängsel mehr, sondern entwickelt sich zur Kernfunktion moderner Unternehmensführung und zur Basis einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
Alberto Zamora ist Mitgründer und CEO von osapiens. Die Softwarelösungen von osapiens unterstützen Unternehmen weltweit dabei, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, Effizienzpotenziale auszuschöpfen und nachhaltiges Wachstum entlang ihrer Wertschöpfungskette zu realisieren.
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