Hydrogen Dialogue 2024

Wie ein Klimaschutzprojekt saubere Energie und Frauen in Indien fördert

Mikrokredite nach Muhammad Yunus

  • April Allderdice inmitten indischer Kleinstunternehmerinnen. April Allderdice ist CEO von MEC; Quelle: MicroEnergy Credits
  • Krishna Devi, Kleinstunternehmerin, mit ihrem sauberen Kochofen, Indien. Quelle: MicroEnergy Credits
Ein Klimaschutzprojekt in Indien verbessert die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung, ermöglicht Frauen eine berufliche Perspektive und verringert gleichzeitig die Abholzung der Wälder und den Ausstoß schädlicher CO2-Emissionen. Wie gelingt es, den sozialen Nutzen für die lokale Bevölkerung mit dem Schutz unseres Klimas zu verbinden?
 
Latha ist Unternehmerin. Sie trägt ein farbenfrohes Kleid und lächelt zufrieden. In ihrem kleinen Laden verkauft sie Lebensmittel und kleine Dinge für den Haushalt. Abends, sobald es dunkel wurde, konnte sie ihre Kund:innen jedoch nicht mehr bedienen. Das ist mittlerweile anders, sie profitiert nun von Solarleuchten.

So wie Latha geht es vielen Frauen in Indien. Ein Land, in dem nicht nur der berufliche Alltag, sondern auch die Lebensqualität von vielen Menschen durch Armut stark eingeschränkt ist. Besonders in den ländlichen Regionen leidet die Bevölkerung unter diversen Einschränkungen ihrer Lebensqualität? Ein Problem ist zum einen der mangelnde Hygienestandard: 39 Prozent der ländlichen Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zum anderen fehlt eine verlässliche Energiequelle, weshalb viele Menschen schädliche Petroleumleuchten nutzen, um ihre Häuser zu beleuchten. Gekocht wird meist über offenem Feuer, für das große Mengen an Feuerholz benötigt wird. Dies setzt nicht nur schädlichen Rauch frei, sondern führt auch zur Abholzung der Wälder. Ein Projekt von MicroEnergy Credits (MEC) setzt genau dort an und legt den Fokus neben der Vermeidung von CO2-Emissionen auch auf den Social Impact.

MEC ist ein Unternehmen mit Sitz in den USA, welches Klimaschutzprojekte entwickelt, die den Wandel zu sauberer Energie und die Förderung von Frauen mit dem Schutz des Klimas verbindet. 2012 wurde ein Klimaschutzprojekt in Indien gestartet mit dem Ziel, die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbessern, Frauen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen und gleichzeitig die Abholzung der Wälder und den Ausstoß schädlicher CO2-Emissionen zu verringern.

Frauen in Indien treiben den Wandel zu sauberer Energie voran
Der Fokus liegt bei diesem Projekt auf drei unterschiedlichen Bereichen: Solarleuchten, wie Eingangs beschrieben im Falle von Latha, Wasserfiltern und effizienten Kochöfen? Das Projekt stärkt gezielt Frauen in ihrem beruflichen und privaten Umfeld und geht zugleich soziale und ökologische Herausforderungen an, um das Leben der Menschen und die Umwelt positiv zu beeinflussen. Es ermöglicht Kleinstunternehmerinnen, wie beispielsweise Betreiberinnen von kleinen Restaurants oder Läden im ländlichen Indien, Zugang zu Mikrokrediten, um sich die Gerätschaften (Solarleuchten, Wasserfilter, effiziente Kochöfen) leisten zu können. Zudem baut das Projekt Lieferketten in abgelegene Regionen aus, in denen die Geräte andernfalls nicht verfügbar wären. Das treibt den Wandel zu sauberer Energie auch auf dem Land voran.  

Die Frauen, die die Gerätschaften erworben haben, treffen sich regelmäßig zu einem Erfahrungsaustausch, um sich gegenseitig zu unterstützen und sicherzustellen, dass alle mit den Produkten zufrieden sind und diese auch nutzen. Jede Gruppe hat eine Leiterin, die sich um den Kundendienst kümmert, falls Produkte gewartet oder repariert werden müssen. Außerdem arbeiten einige Frauen als „Clean Energy Demonstrators" und klären die Menschen in den umliegenden Dörfern über die Vorteile der neuen Produkte auf. So wird es noch mehr Frauen ermöglicht, den ersten Schritt auf dem Weg zu sauberer Energie zu machen und berufliche Eigenständigkeit zu erlangen.

Wie funktionieren die verschiedenen Technologien?

Effiziente Kochöfen

660 Millionen Menschen in Indien kochen auf traditionellen Kochöfen über offenem Feuer. Das bringt folgende Probleme mit sich: Der entstehende Rauch verursacht schwere, gesundheitliche Probleme, es sind große Mengen an Brennholz erforderlich und der hohe Bedarf an Brennholz führt zur Abholzung der Wälder. Knapp ein Drittel der indischen Landmasse ist bereits von Wüstenbildung und Degradation betroffen. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich Millionen von Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung, die durch das Kochen über offenem Feuer verursacht wird. Krishna Devi ist eine von den Frauen, die die Vorteile der effizienten Kochöfen zu schätzen wissen. „Mit weniger Holz kann ich die gleiche Menge Essen kochen. Ich muss nicht mehr ständig pusten und es entsteht kein Rauch. Dank diesem Ofen muss ich nicht zum Arzt gehen. Ich bin nicht krank." So geht es mittlerweile vielen Familien in Indien. Durch die Nutzung der effizienten Kochöfen werden Co2-Emissionen eingespart und gesundheitsschädlicher Rauch vermieden. Bis zum Jahr 2021 wurden in Indien durch MEC bereits knapp 500.000 effiziente Kochöfen verkauft, seither sind unzählige weitere dazugekommen.

Solarleuchten

„Durch die häufigen Stromausfälle war das Lernen für unsere Kinder sehr schwierig. Die Kinder haben also enorm von den Solarleuchten profitiert. Auch in meinem Geschäft sind die Solarleuchten sehr nützlich. Jetzt kann ich meine Kunden auch abends bedienen, selbst wenn der Strom ausfällt", so Latha, Ladenbesitzerin. Ähnlich ging es auch Mamta. Sie hat vier Kinder und lebt im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Früher haben Mamta und ihre Familie Petroleumlampen angezündet. Das hat viel Rauch verursacht, die Atmung beeinträchtigt und das Haus war sehr dunkel. Mamtas Kinder können durch die Solarleuchte ihre Freizeit flexibel gestalten und selbst entscheiden, wann sie lernen. Um die Mikrokredite in kleinen Raten zurückzuzahlen, haben Mamta und die anderen Unternehmerinnen je nach Höhe des Kredites bis zu drei Jahre Zeit, daher ist das Darlehen für die meisten Frauen gut zu stemmen. Durch die Nutzung der sauberen Alternative wird sogar meist Geld gespart, da kein oder deutlich weniger Brennstoff gekauft werden muss. Dies kommt auch dem Klima zugute, da schädliche Emissionen eingespart werden.

Wasserfilter

Sauberes Wasser ist in Indien keine Selbstverständlichkeit, vor der Nutzung kochen viele Menschen das verfügbare Wasser daher über offenem Feuer ab. Dabei entsteht starker Rauch, der Gesundheitsrisiken birgt, Atemwegserkrankungen verursacht und zu rund 607.000 Todesfällen pro Jahr beiträgt (Statista, 2023). Oft müssen Frauen auch weite Strecken zurücklegen, um Brennholz zu sammeln. Die Wasserfilter stellen daher eine große Erleichterung im Alltag dar. Durch Wasserfiltersysteme wird verschmutztes Wasser mechanisch gereinigt und muss nicht mehr abgekocht werden. Regelmäßige Wasserproben und deren Untersuchung stellen die Qualität sicher. Auch bei dieser Technologie werden CO2-Emissionen gespart, die durch das Abkochen des Wassers entstanden sind.  

So wird aus der Stärkung von Kleinstunternehmerinnen ein Klimaschutzprojekt
Durch die Nutzung jahrzehntelanger Erfahrung und in Zusammenarbeit mit Mikrofinanzinstituten stellt MEC indischen Kleinstunternehmerinnen Finanzmittel zur Verfügung, damit sie ihre Zukunft im Bereich der sauberen Energie selbstbestimmt in die Hand nehmen können, während MEC Unternehmen und staatlichen Stellen verifizierte Emissionsreduktionen mit nachprüfbarer Wirkung anbieten. Wichtig für den Erfolg der Projekte von MEC ist, dass die Geräte für saubere Energie gekauft und nicht frei verteilt werden. Wenn die Nutzer:innen selbst entscheiden, in welches Produkt für saubere Energie sie ihr Geld investieren, ist die Wertschätzung für die Geräte erfahrungsgemäß höher. Mit dem Geld, das die Frauen für den Brennstoff sparen, können sie die Mikrokredite zurückzahlen.

Da für die Nutzung der Geräte deutlich weniger Brennholz verwendet wird, schont das die Wälder Indiens. Außerdem lässt sich der Ausstoß von schädlichen Emissionen bemessen, der durch die Nutzung von Geräten mit sauberer Energie eingespart werden konnte. Dadurch können sogenannte Verifizierte Emissionsreduktionen (VERs) ausgegeben werden. Die Einnahmen aus den Emissionsgutschriften machen das Klimaschutzprojekt wiederum erst möglich. Das Projekt trägt zu verschiedenen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei, unter anderem zu „Bezahlbarer und sauberer Energie", einem „Menschenwürdigen Arbeits- und Wirtschaftswachstum" und „Maßnahmen zum Klimaschutz".

Kontakt: ClimatePartner GmbH, Mona-Kira Prestel | mona-kira.prestel@climatepartner.com | www.climatepartner.com/de


Wirtschaft | CSR & Strategie, 23.08.2024

     
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