Technik | Energie, 23.05.2024

Rechenzentrum hilft beim Heizen

In Mainz entsteht ein nachhaltiges Großprojekt mit vielen Standortvorteilen

Der Rhein, von den Mainzern gemeinhin eher als Grenze wahrgenommen, ist in diesem Fall zentrales Bindeglied – für ein Gemeinschaftsprojekt, das Betreiber und Politik als vorbildlich preisen: Auf der Ingelheimer Aue entsteht ein aus drei Gebäudeblöcken bestehendes Rechenzentrum, das in Sachen Effizienz und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe definieren soll. 

Simulation aus der Vogelperspektive: die Ingelheimer Aue mit dem neuen Rechenzentrum. © KMWAuf einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern wird das Groß-Rechenzentrum mit einer IT-Leistung von insgesamt 54 Megawatt aus dem Boden wachsen. Die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke beider Landeshauptstädte, beteiligt sich in einem Joint-Venture mit dem norwegischen Unternehmen Green Mountain an diesem Projekt. 

Einer der vielen Standortvorteile des Projekts ist seine direkte Lage am Ufer. Zum einen stellt der Rhein das Kühlwasser bereit, das benötigt wird, um die Rechner vor Überhitzung zu schützen. Zum anderen wird das erwärmte Wasser an das Mainzer Fernwärmenetz abgegeben. Das Rechenzentrum kann mit seiner Abwärme rechnerisch den Wärmebedarf von etwa 20.000 Haushalte abdecken. 

Mithilfe von Hochtemperaturwärmepumpen wird das Temperaturniveau der Abwärme aus dem Rechenzentrum von 30 Grad auf 110 Grad Celsius angehoben. So kann die Abwärme ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Die Abnahme dieser Wärme richtet sich nach dem Wärmebedarf der Haushalte. Diese Methodik lobt auch Christian Synwoldt, Fachreferent bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz als „hoch innovativ" – und es sei „letztlich auch die Stoßrichtung, wie die Industrie Teile ihrer Prozesswärme künftig bereitstellen kann". 

Die Nähe zum Internet-Knoten Frankfurt am Main komplementiert den Standortvorteil auf der Ingelheimer Aue. 

Umweltverbände angetan
So soll das Rechenzentrum nach Fertigstellung ausschauen. © KMWDie Summe dieser günstigen Faktoren macht auch in Umweltschutzverbänden Eindruck. Die Deutsche Presseagentur (dpa) zitiert einen BUND-Experten, der den Standort in Mainz als „sehr vorteilhaft" einschätzt. Denn die Nutzung der Abwärme sei dort – anders bei den meisten Rechenzentren sonst – sinnvoll geregelt. 

In unmittelbarer Nähe zum Bauplatz befinden sich gleich vier KMW-eigene Kraftwerke, sodass auf dieselbetriebene Notstromaggregate verzichtet werden kann. Bereits in Planung ist dort ein weiteres – wasserstofffähiges – Kraftwerk. Der letzte kleine Rest fossilen Brennstoff-Einsatzes für das Rechenzentrum könnte damit ab 2035 erledigt sein.

Das geplante „Zukunftskraftwerk" soll von 2028 an immer dann einspringen, wenn Sonne und Wind nicht genug Energie liefern.  Zunächst mit Erdgas betrieben, ab 2035 dann CO2-frei mit Wasserstoff. Denn die Stromversorgung des Rechenzentrums stellt die KMW vor allem mit Windkraftanlagen sicher.  

„Motor für digitale Infrastruktur"
Bei der Grundsteinlegung im vergangenen Herbst hatte Klimaschutzministerin Katrin Eder lobende Worte gefunden: „Das grüne Rechenzentrum von KMW und Green Mountain ist ein Leuchtturmprojekt für Rheinland-Pfalz, das nicht nur die regionale Bedeutung unterstreicht, sondern auch den Weg für nachhaltige Digitalisierung und wirtschaftliche Entwicklung ebnet.  Es zeigt, dass wir unsere Umweltziele auch durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und technische Innovationen erreichen können."

Als „Motor für unsere digitale Infrastruktur und Wirtschaft," bezeichnet der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase das Projekt: „Die technologischen Innovationen, gepaart mit umweltfreundlichen Maßnahmen wie die Abwärmenutzung in unser Fernwärmenetz, positionieren Mainz als Vorreiter für grüne Rechenzentren." 

Weitere Informationen unter www.greenmountain-kmw.com sowie bei Alexandra Koch von der KMW-Öffentlichkeitsarbeit: alexandra.koch@kmw-ag.de.

Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH



     
        
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