Umwelt | Klima, 06.04.2024

Jetzt wird’s heiß – mit Eis?

Der aktuelle Kommentar von Sepp Biesenberger

© Mostafa Elturkey, pixabay.comFünf Grad Erwärmung bis 2100 – oder kommt schon bald eine neue Eiszeit? Die Herausforderung für Flora, Fauna und den Menschen sind groß. Doch mit dem lokalen Blick und lokalen Maßnahmen können wir ihnen begegnen.

Während der Naturschutz in den 25 Jahren vor der Jahrtausendwende weitgehend auf dem Hintergrund eines stabilen Klimas stattfand, hat sich in den letzten 25 Jahren ein dramatischer Klimawandel mit Temperaturanstieg vollzogen.

Temperaturabweichung (im Vergleich zum Temperaturmittelwert der Jahre 1961 bis 1990):
Region
2023
2024 (1. Quartal)
Deutschland
2,4
4,0°      
Bayern
2,6°   
4,4°
Ebersberg
2,8°
4,8°
München
3,1°
5,1°

Datenbasis: Deutscher Wetterdienst

Die Entwicklung der mittleren Jahrestemperatur im Zeitverlauf wird hier eindrucksvoll sichtbar:
 
                                                    Mittel der Temperatur im Jahr - Bayern:

Quelle

Unsichere Zukunft
Zugegeben: Niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, wie stark sich das Klima in Bayern in der Lebenszeit eines heute Neugeborenen bis 2100 verändern wird. Sicher ist aber, dass die globale Klimaveränderung starke regionale Unterschiede aufweist: In einigen Regionen, wie zum Beispiel Bayern, beträgt die Erwärmung deutlich mehr als plus 1,5° C, in anderen Regionen auf dem Globus wiederum weniger.

Die unvorstellbare 5°-Latte wurde inzwischen an einigen Bayerischen Orten in ausgewählten Zeiträumen gerissen, verbunden mit einem Artensterben riesigen Ausmaßes. Und in den Sommermonaten sind verstärkt Hitzetote zu beklagen.

40° C im August, minus 20° C im Januar, oder sechs Wochen Dauerregen – Extremwetterereignisse, dazu zählen auch Kältewellen, gab es schon früher, aber nicht so häufig und nicht so lange anhaltend.

Regionale Maßnahmen sind gefragt
Den Kopf in den Sand zu stecken ist sicher keine Lösung. Regionale Maßnahmen sind gefragt, die sowohl Flora und Fauna als auch dem Menschen den Übergang zu höheren Temperaturen erleichtern.

Zwar ist es gut möglich, dass es nach einer weiteren vorübergehenden Erwärmung in einigen Jahren wieder deutlich kälter wird, da eine Abschwächung des Golfstroms in Zentraleuropa erwartet wird – so sagt es eine Studie vom Februar 2024 der Universität Utrecht mithilfe eines der modernsten Klimamodelle vorher. Dennoch ist die Umsetzung der folgenden Maßnahmen lohnenswert, weil diese sowohl dem Artenschwund entgegenwirken, als auch unsere Finanzkraft schützen.

Hier einige der erfolgversprechendsten Treiber (Liste unvollständig), die sowohl bei der zuerst erwarteten Erwärmung als auch der darauf folgenden Abkühlung greifen:
  • Ressourcen sparen (reduce, repair, reuse, recycle, regionale und saisonale Produkte, Bio, Fleischkonsum reduzieren, Foodsharing, unverpackt).
  • Teilen statt Besitzen (Kleidertausch, Pflanzentausch, Nachbarschaftshilfe, Mobilität mit Fahrrad, Autoteiler, Mitfahrgelegenheiten, ÖPNV).
  • Energie erneuerbar erzeugen und effizient verwenden (Sonne, Wind, Geothermie, Potenzialspeicher, Elektroantrieb).
  • Fauna unterstützen (Insektenfreundliche Gärten, Krötenrettung, Igelhilfe, Fledermauskästen).
  • Flora anpassen (Waldumbau mit temperaturresilienten heimischen Arten, Hochwasserschutz, Stadtbegrünung, Hitzeaktionsplan, Regenwasserrückhaltung, Moorwiedervernässung, Extensivierung der Landwirtschaft mit Umstellung auf Bio ohne Futterzukauf aus anderen Kontinenten).
  • Flächenverbrauch drosseln (kein Straßenneubau, Mehrfamilienhäuser, keine Schottergärten).
  • Naturerfahrung vermitteln (weg vom Handy – mit Kinder- und Jugendgruppen raus in die Natur).
Auf die Zusammenarbeit verschiedener Akteure kommt es an
Sepp Biesenberger © privatDenn wenn wir wenig oder nichts an unserem Verhalten ändern und Flora und Fauna nicht schützen, werden die Folgekosten für Schadensbeseitigung schon in naher Zukunft überproportional steigen.

Der Erfolg wird nicht zuletzt von der Vernetzung und der konstruktiven Zusammenarbeit aller Organisationen abhängen, die sich dem Erhalt des ökologischen Astes, auf dem wir alle sitzen, verpflichtet fühlen.

Am Beispiel des Landkreises Ebersberg sind dies:
Klimafolgenanpassungsmanager, Klimamanager, Untere Naturschutzbehörde, Naturschutzwächter, Landschaftspflegeverband, Landwirtschaft, Naturschutzverbände, Vereine, NGOs, Parteien, Architekten, Städteplaner und Kommunen und nicht zuletzt ehrenamtlich engagierte Bürger*innen, die Spaß und Freude an dem Erhalt von Natur und Umwelt haben und mit vielen helfenden Händen gemeinsam anpacken,

Sepp Biesenberger ist Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz Ebersberg. Gleichzeitig ist er unermüdlicher Aktivist, Stadtrat, engagierter Mahner und kreativer Kopf.

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