Energieeffizienzgesetz: Besser heizen, um Klimaziele zu erreichen
Wie Energiesparen jetzt Pflicht in der Unternehmensstrategie wird
Trotz gut gefüllter Gasspeicher erleichtert sich die Stimmung auf dem Heizmarkt nicht: Bei einem kalten Winter sind Reserven schnell aufgebraucht, Abhängigkeiten vom Import fossiler Energieträger bestehen noch immer und geben Unbehagen und auch der Übergang zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien ruckelt noch. Hinzu kommen Gesetze wie das im September beschlossene Energieeffizienzgesetz (EnEfG), das Unternehmer*innen und Gebäudebetreibenden nicht immer die Orientierung bieten, die sie für eine Umstellung bräuchten. Welche Auswirkungen hat unser Heizverhalten auf unseren Energieverbrauch und sind wir wirklich so ineffizient? Was ist die aktuelle Gesetzeslage für Unternehmen? Und wie lassen sich Einsparpflichten umsetzen?

Mit dem neuen Energieeffizienzgesetz soll die Umsetzung der europäischen Energieeffizienzrichtlinie (EED) in Deutschland gewährleistet werden. Das Ziel ist klar: Der Endenergieverbrauch in Deutschland soll im Vergleich zu 2008 bis 2045 um 45 Prozent sinken, bis 2030 steht das Zwischenziel von 26,5 Prozent.
Um Energieeinsparpotenziale identifizieren zu können, schreibt das EnEfG Unternehmen vor, ihren Energieverbrauch zu analysieren. Dafür müssen Unternehmen mit einem Jahresendenergiebedarf von über 7,5 GWh ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einführen. Darin werden die Energieverbräuche analysiert und Optimierungspotenziale ermittelt. Alle Energiesparmaßnahmen, die nach der DIN EN 17463 (VALERI) als wirtschaftlich eingeordnet werden, müssen sie in einem Umsetzungsplan veröffentlichen. Als wirtschaftlich sinnvoll gelten dabei die Maßnahmen, die nach 50 Prozent der Nutzungsdauer einen positiven Kapitalwert aufweisen. Unternehmen mit mindestens 2,5 GWh Jahresenergieverbrauch brauchen zwar kein zertifiziertes Managementsystem, sind aber ebenfalls verpflichtet, Energieeffizienzmaßnahmen zu evaluieren und in Umsetzungsplänen zu veröffentlichen.
Für den öffentlichen Sektor ergeben sich aus dem EnEfG ganz konkrete Einsparziele. Die Öffentliche Hand soll ihren jährlichen Energieverbrauch um 48 TWh Energie reduzieren. Dabei nehmen öffentliche Gebäude eine Vorbildrolle ein: Rathäuser, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen sind verpflichtet, pro Jahr zwei Prozent Energie einzusparen. Dazu müssen auch sie – je nach Energieverbrauch – ein umfangreiches oder vereinfachtes Energie- oder Umweltmanagementsystem einführen.
Wo bisher häufig nur Image-Gründe oder das Umweltbewusstsein Einzelner über die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen entschieden haben, gibt das Energieeffizienzgesetz Zögerlichen jetzt einen weiteren „Anreiz". Und die ersten Schritte zur Erfüllung des Gesetzes sowie zum effizienteren Einsatz von Energie sind denkbar einfach: Zunächst einmal müssen sich Gebäudebetreibende über ihren aktuellen Energieverbrauch informieren. Dieser ist nicht nur die Ausgangsbasis, um Einsparpotenziale zu evaluieren, sondern legt auch fest, welche Pflichten zum Beispiel aus dem EnEfG resultieren.
In Büros verursacht das Heizen die meisten Emissionen und Kosten

Dabei ist die größte Stellschraube beim Endenergieverbrauch in Gebäuden die Heizung. Das heißt nicht, dass Mitarbeitende ab sofort frieren sollen, um Energie zu sparen. Ganz im Gegenteil: Das Einsparpotenzial besteht in der Eliminierung von Ineffizienzen. Denn Büros stehen bis zu 80 Prozent der Zeit leer, werden aber oft durchgehend beheizt. In vielen Gebäuden herrscht sogar noch mehr Leerstand, zum Beispiel aufgrund von Homeoffice, Geschäftsreisen und flexiblen Arbeitszeiten. Da die Nutzenden der Räume die Heizkosten nicht selbst tragen und daher wenig für ein bewusstes Heizverhalten sensibilisiert sind, wird hier oft unnötig geheizt.
Einsparpotenzial besteht aber nicht nur bezüglich der Kosten, sondern auch für die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Fünf Millionen Tonnen CO2 emittieren Nichtwohngebäude jährlich allein in Deutschland. Europaweit sind es sogar 21 Millionen Tonnen. Klimaneutrales Bauen ist jedoch nicht die Lösung aller Probleme. Statt ressourcenaufwendig neu zu bauen, ist es viel effektiver und nachhaltiger, Bestandsgebäude zu optimieren.
Ein Umsetzungsbeispiel: Digitales Wärmemanagement

An welchen Stellen sich Heizenergie einsparen lässt, ohne das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu beeinflussen, zeigt sich in dieser alltäglichen Situation: Es ist Feierabend, ich fahre den Computer herunter, schalte das Licht aus, verabschiede mich und gehe nach Hause – den Heizkörper abzudrehen, habe ich vergessen. Und wer doch daran denkt, stellt die Heizung häufig nur auf die mittlere Stufe herunter, um am nächsten Morgen nicht in ein kaltes Büro kommen zu müssen. Dass dadurch mehr (i. d. R. fossile) Heizenergie als nötig verbraucht wird, ist vielen dabei nicht bewusst.
Vor der Digitalisierung waren den Gebäudetreibenden hier jedoch die Hände gebunden. Sofern sie nicht selbst durch jedes einzelne Büro liefen und jede Heizung selbst herunterdrehten, mussten sie auf die Mithilfe der Kolleg*innen hoffen.
Mittlerweile ist auch dieser Lebensbereich digitalisiert und automatisiert. Die Lösung nennt sich digitales Wärmemanagement. Es beinhaltet eine intelligente Einzelraumregelung, die Räume nur noch bedarfsgerecht beheizt. Was kompliziert klingt, ist in der Umsetzung ganz einfach: Es werden lediglich die konventionellen durch smarte Heizkörperthermostate ersetzt. Diese funktionieren wie alle Thermostate – man dreht sie, um die Temperatur einzustellen – zusätzlich erkennen sie aber durch integrierte Sensoren, ob ein Raum genutzt wird und heizen entsprechend auch eigenständig. Bei erkannter Abwesenheit regelt sich die Heizung automatisch herunter. Das System lernt mit der Zeit und wärmt den Raum passend zu den Gewohnheiten der jeweiligen Nutzenden vor. Mit der Technologie sollen unnötiges Heizen verhindert und laut Anbietern bis zu 32 Prozent Energie sowie Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
Statt durch jeden Raum zu wandern, visualisiert jetzt also eine Online-Plattform die Raumdaten in Echtzeit und lässt Einstellungen per Fernwartung zu. Konkret kann damit beispielsweise folgendermaßen Energie eingespart werden: Mit der herkömmlichen Einstellung heizt eine Heizung, die auf Stufe 5 steht, einen Raum auf 28 Grad – viel zu warm für Büro, Toiletten oder die Gemeinschaftsküche. Daher kann diese Maximaltemperatur per Klick für das ganze Gebäude auf 24 Grad reduziert werden. Der Temperaturunterschied ist für die Raumnutzenden kaum spürbar, wirkt sich aber signifikant auf den Energieverbrauch aus. In anderen, weniger genutzten Bereichen wie Fluren bietet sich sogar eine noch niedrigere Maximaltemperatur an.
Über vilisto

Kontakt: vilisto GmbH | info@vilisto.de | www.vilisto.de
Technik | Energie, 25.10.2023

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