Ein Jahr neues Klimaschutzgesetz – eine Bilanz der weltweiten Anstrengungen

Der aktuelle Kommentar von Mathias Lelievre

Wenn wir über das vergangene Jahr nachdenken, wird deutlich, dass die Welt immer noch nicht die notwendigen Schritte unternimmt, um den Klimawandel abzumildern, geschweige denn zu stoppen.
 
Der IPCC hat im Laufe des Jahres 2021 bis ins Jahr 2022 drei Berichte veröffentlicht, die eindeutig zeigten, dass wir alle unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten müssen. Erst vor kurzem veröffentlichte der IPCC seine bisher schärfste Warnung: Wir erreichen bald einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.  Die bestehenden Ziele müssen als Reaktion erheblich verschärft werden, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.
 
Die wichtigen Schritte nicht ignorieren
Alles dreht sich um CO2. Doch reichen die Anstrengungen zur Reduktion des Gases aus? © geralt, pixabay.com2021 war ein wichtiges Jahr für den Klimaschutz. Neben der zunehmenden öffentlichen Empörung über den Klimawandel hat auch der lang erwartete COP26-Gipfel im Jahr 2021 den Nerv der Öffentlichkeit getroffen – wobei die von den Staats- und Regierungschefs eingegangenen Verpflichtungen als „nicht weit genug gehend" kritisiert wurden.  
Es wäre jedoch nachlässig, die wichtigen Schritte zu ignorieren, die die internationalen Staats- und Regierungschefs unternommen haben, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen, die Erwärmung des Planeten unter 1,5 °C zu halten. So haben 153 Länder bestehende Emissionsziele verschärft oder neue festgelegt; 137 Länder haben sich verpflichtet, die Entwaldung bis 2030 zu beenden, und mehr als 100 Länder haben sich verpflichtet, die Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Zwar sind weitere Maßnahmen erforderlich, doch die in Glasgow geleistete Arbeit hat das 1,5°C-Ziel am Leben erhalten.
 
Vor einem Jahr hat die Bundesregierung bereits durch die Änderung des Klimaschutzgesetzes die Klimaschutzvorgaben verschärft. Darin legte sie eine Treibhausgasneutralität bis 2045 fest. Laut den darin festgelegten Meilensteinen sollen die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.
 
Die Herausforderungen und Chancen für Unternehmen
Auf politischer Ebene wurden weltweit Initiativen ins Leben gerufen – „Race to zero" der united Nations oder auch die Nationale Klimainitiative in Deutschland. Gleichzeitig müssen die Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der schnellstmöglichen Dekarbonisierung spielen, um die globale Erwärmung zu verhindern und relevant zu bleiben. Viele Unternehmen stellen sich bereits dieser Herausforderung.
 
Obwohl mehr als 1.000 Unternehmen, darunter 82 Global Fortune 500-Unternehmen, Net Zero-Ziele angekündigt haben, reicht das Setzen ehrgeiziger Ziele bei weitem nicht aus, um eine sinnvolle Nachhaltigkeitstransformation und eine erhebliche Reduzierung der globalen Emissionen zu erreichen. Es gibt eine große Bewegung bei der Festlegung von Zielen, aber das Erreichen von Netto-Null bedeutet eine Transformationsreise, die weit über die schrittweisen Veränderungen hinausgeht, an die die meisten Unternehmen gewöhnt sind.
 
Während im Rahmen dieser Initiativen viele Unternehmen ihre Klimaziele bekannt gegeben haben, zeigen Studien wie der Net Zero Tracker und der Net Zero Report, dass wenige bis gar keine Details zum Erreichen dieser Ziele veröffentlicht wurden. Der Mangel an Planung und Voraussicht ist dabei nicht automatisch ein Ausdruck ihrer Einstellung zum Klimawandel. Es verdeutlicht auch die Komplexität und Schwierigkeit, bestehende System zu überarbeiten. Es ist zweifellos eine große Herausforderung, aber die Unternehmen dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken. Technologien, Fertigkeiten und Wissen im Bereich der Nachhaltigkeit sind verfügbar und entwickeln sich rasch weiter – es liegt im besten Interesse der Unternehmen, sie zu übernehmen und den Klimawandel frontal anzugehen. 
 
Es braucht mehr als Vorschriften
Um Unternehmen zu ermutigen, wirksame Strategien zur Dekarbonisierung zu entwerfen und umzusetzen, muss weitergedacht werden, als Unternehmen nur durch staatliche Vorschriften zu Veränderungen zu zwingen. Immer mehr Länder drängen nämlich Unternehmen dazu, ihre klimabezogenen Risiken nicht mehr nur auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend zu berichten. Der regulatorische Druck nimmt weiter zu.
 
Neue Vorschriften sind zwar wichtig, doch kein Allheilmittel. Die Unternehmen müssen den enormen Wert der Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken erkennen. Letztlich liegt es in ihrem eigenen Interesse, in den Umstieg auf Nachhaltigkeit zu investieren. Diejenigen Unternehmen, die sich für die Nachhaltigkeitstransformation engagieren, werden ihr Endergebnis verbessern, da sie ihre Kosten senken, indem sie weniger verbrauchen, neue Einnahmequellen erschließen, die besten Talente halten und anziehen, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten verschaffen, die Kundentreue erhöhen, sich durch günstigeres Kapital finanzieren usw. Und obendrein werden sie dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
 
Ein Blick zurück ... und nach vorn  
Mathias Lelievre.© ENGIE impactImmer mehr der weltweit größten Unternehmen kündigen ehrgeizige Netto-Null-Ziele an und investieren in ihre Nachhaltigkeitstransformation. Es wird nicht einfach sein, die dort festgelegten Ziele zu erreichen, aber die gute Nachricht ist, dass Investitionen in die Nachhaltigkeit günstiger geworden sind.  Zum Beispiel gibt es Fortschritte bei den digitalen Plattformen für Nachhaltigkeit , die einen nahtlosen Wandel auf Unternehmensebene ermöglichen. Unternehmen können hierbei Daten nutzen, um genau zu simulieren, wie viel Kohlenstoff sie durch die Implementierung neuer interner Prozesse einsparen können, was Zeit spart und es den Unternehmen ermöglicht, ihre Reise zu Net Zero zu beschleunigen.
Zum einjährigen Bestehen des neuen Klimaschutzgesetzes ist es wichtig, Bilanz zu ziehen, wo wir als Land zum Thema Nachhaltigkeit stehen. Doch auch wenn das Klimaschutzgesetz den Anlass bietet, sollten wir nicht vergessen, dass der Kampf gegen den Klimawandel auch den Rest des Jahres stattfindet. Wir haben immer noch eine Chance, den Kampf zu gewinnen, aber die Zeit ist JETZT.

Mathias Lelievre leitet als Chief Executive Officer das Unternehmen ENGIE Impact, das Nachhaltigkeitslösungen und -dienstleistungen für Unternehmen, Städte und Regierungen anbietet.

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Umwelt | Klima, 03.07.2022

     
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