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Klimaschutz erfahrbar machen

Provinzial: Die Versicherung, die Bäume pflanzt

Die Provinzial Rheinland kompensiert CO2-Emissionen mit eigenen Aufforstungsprojekten, nutzt Waldprojekte aber auch auf vielfältige Weise zur Motivation für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei Mitarbeitenden und Kund:innen, wie Umweltmanagerin Marita Krüssel im Interview schildert.
 
Frau Krüssel, warum hat sich die Provinzial beim Klimaengagement für die Option Wald entschieden?
Die Umweltökonomin Marita Krüssel ist seit 2013 für das Umwelt- und Gesundheitsmanagement der Provinzial Rheinland Versicherung AG verantwortlich. © Olaf StaschikBereits in 2007 haben wir unsere Klimastrategie veröffentlicht. Diese besagt, dass wir unsere Emissionen zunächst reduzieren oder vermeiden und die verbleibenden – bislang noch unvermeidbaren – Emissionen kompensieren. Damit waren wir einer der first mover und haben bereits in 2011 die Klimaneutralität unseres Geschäftsbetriebs in Düsseldorf erreicht.
 
Zur CO2-Kompensation haben wir uns für ein Engagement in Wälder entschieden. Denn Wälder sind die wichtigsten und komplexesten Landökosysteme der Erde. Die Erkenntnis, dass der zukunftsfähige und stabile Wald nur ein abwechslungsreicher Mischwald sein kann, ist zwar längst überfällig, setzt sich aber in Politik, Forstwirtschaft und Gesellschaft erst jetzt langsam durch. Gefördert wird die Einsicht besonders durch die letzten Jahre, in denen Hitze, Dürre und Borkenkäfer den Wäldern zugesetzt haben. Die Provinzial handelte bereits vorher und ließ eigenständig Mischwälder zur Kohlenstoffbindung aufforsten und setzte so ein Signal für den Klimaschutz und die biologische Vielfalt.

In PRIMAKLIMA haben wir einen Partner für unser Kompensationsvorhaben gefunden. Wälder gehören nicht zu unserem Kerngeschäft als Versicherer, deshalb ist es besonders wichtig, einen verlässlichen Partner an unserer Seite zu haben, der uns bei der Beurteilung und Auswahl beratend und kompetent zur Seite steht. Das Konzept, Bäume zur Speicherung von CO2 zu nutzen, das an anderer Stelle ausgestoßen wird, war und ist immer noch sehr aktuell. Zusätzlich bieten Wälder viel zusätzlichen Nutzen für Pflanzen- und Tierwelt, aber auch für den Menschen.

Sie haben Aufforstungen sowohl in Deutschland als auch in Argentinien. Aus welchem Grund?
Klimaschutz und Klimaneutralität sind nicht auf Anhieb verständliche Begriffe. Umso schöner finden wir die Möglichkeit, unseren Beitrag zum Klimaschutz durch gemeinsames Pflanzen, Riechen und Fühlen erfahrbar zu machen. Für uns stand deshalb fest, dass wir einen Teil unseres Engagements in Deutschland verorten wollten. Und so wurden bereits 2011, im 175-jährigen Jubiläumsjahr des Unternehmens, im Rahmen einer Mitarbeiteraktion 175 Bäume im Rhein-Erft-Kreis gepflanzt. Als Regionalversicherer haben wir so auch die Möglichkeit nutzen können, zusammen mit Mitarbeitenden einen eigenen kleinen Wald zu pflanzen.

Aber auch die Vorteile der Aufforstungen in Südamerika haben uns voll überzeugt: So wurden z.B. Böden aufbereitet, um sie wieder für Anpflanzungen nutzbar zu machen. In Argentinien wurden Flächen, die aufgrund der Weidewirtschaft stark degradiert sind, mit einer Baumart aufgeforstet, um die Böden wieder für heimische Baumarten aufzubereiten. Dadurch wird Lebensraum für mehr Artenvielfalt geschaffen und die Wasserhaltefähigkeit des Bodens verbessert. Auf längere Sicht soll eine zweite Waldgeneration angesiedelt werden, um einen natürlichen Mischwald entstehen zu lassen. Als weiteren Effekt ergeben sich so auch Beschäftigungsmöglichkeiten im ländlichen Raum.

Ihre Wälder sind jetzt im Durchschnitt 10-13 Jahre alt und damit noch jung. Wie ist der Zwischenstand, wie entwickeln sie sich bisher?
Die zwischen 2006 und 2010 gepflanzten Waldflächen stehen ab diesem Jahr zur zweiten Begutachtung an. Diplom-Forstwirt Rainer Kant von B.A.U.M. bereist die Aufforstungsflächen. Erste Ergebnisse belegen, dass die gepflanzten Bäume überdurchschnittlich gut wachsen. Mit maximalen Höhen von 14 bis 16 Metern zeigt sich nach dieser – in Baumjahren gesehen – kurzen Zeit ein unerwartet schnelles Wachstum. Uns wurde erklärt, dass die Hintergründe dafür vielfältig sind. Zum einen ist es auf einigen Standorten die gute Wasser- und Nährstoffversorgung. Zum anderen führen durch den Klimawandel veränderte Rahmenbedingungen wie höhere Durchschnittstemperatur, eine Verlängerung der Vegetationsperiode, Nährstoffeinträge und eine höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu einem beschleunigten Wachstum der Bäume.

© Rainer Kant
Was würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen anderen Unternehmen raten, die ebenfalls in Aufforstungen investieren wollen?
Experten einzubeziehen ist sicherlich sehr wichtig. Ein einmal gepflanzter Baum muss gepflegt werden. Somit gilt es, verlässliche Partner zu haben. Und es ist auch schön, wenn man sich einmal selbst vom Zustand der Wälder überzeugen kann.

Die Provinzial engagiert sich noch mit weiteren Waldprojekten. Bitte erzählen Sie uns davon!
Immer wieder setzten wir kleine Zeichen und pflanzen einen Baum – zuletzt eine Baumhasel, um unsere 10-jährige Mitgliedschaft bei den Klimaschutz-Unternehmen e.V. zu feiern. Unsere Waldprojekte sind sehr unterschiedlich. Da wären kleine Dinge wie z.B. eine Wald-Kiefer im Hain der Menschenrechte in Essen, der lebende Weihnachtsbaum in unserer Standort-Nachbarschaft oder „Spende statt Geschenk" zugunsten des Buchenurwalds in Wershofen in der Eifel.

Gerne nutzen wir Aufforstungen, um Menschen zu motivieren, auf nachhaltigere Varianten umzusteigen. So haben wir Mitarbeitende bei „Grün per Mausklick" mit einem Baum belohnt, wenn sie sich für die Nutzung des Self-Service, also das selbstständige digitale Abrufen z.B. von Gehaltsabrechnung in einem Portal, und damit für die Vermeidung von Papier entschieden haben. 1000 Bäume wachsen in diesem Mitarbeiterwald in Norddeutschland.

In die gleiche Richtung zielt „Baum statt Brief": Wir motivieren unsere Kunden zur Nutzung des Kundenportals inklusive elektronischem Postfach, indem wir für jede Anmeldung einen Baum pflanzen. Im Kundenportal wird die gesamte Korrespondenz digital hinterlegt.

Nachdem der Pfingststurm Ela Düsseldorf verwüstete und 30.000 Bäume verloren gingen, kamen viele Anfragen bei uns an. Unsere Mitarbeitenden wollten helfen, die Stadt suchte finanzielle Unterstützer. So erreichte uns der Aufruf „Neue Bäume für Düsseldorf" und durch unsere Spende konnten Ersatzpflanzungen getätigt werden. Und nicht nur das: auch unsere Mitarbeitenden beteiligten sich aktiv und ehrenamtlich beim Aufräumen und Wiederaufpflanzen im Düsseldorfer Volksgarten.

Grundsätzlich gilt bei allem: Nachhaltiges Handeln gehört bei der Provinzial Rheinland zum unternehmerischen Selbstverständnis. Denn für unser Unternehmen steht im Mittelpunkt des Handelns, dass sowohl wirtschaftlicher Erfolg als auch ökologisches Bewusstsein und darüber hinaus die soziale Verantwortung eine Investition in die Zukunft ist.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Umwelt | Klima, 01.06.2021
Dieser Artikel ist in In einer Zeit, in der Angst Einzug in der Gesellschaft hält, macht forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2021 Mut. - Sicher!? erschienen.
     
        
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