Jan Pechmann
Wirtschaft | Marketing & Kommunikation, 31.08.2020
Warum das Klima Marketing braucht
Volker Quaschning ist überzeugt, dass Marketing den positiven Wandel für Klimaschutz beschleunigen kann
Marketing hat nicht das beste Image. Zu Recht. Wir erschaffen Bedürfnisse und regen den Konsum an. Das macht uns zum Teil des Problems. Aber was wäre, wenn wir mit unseren Mitteln auch Teil der Lösung werden könnten?
Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme und setzt sich mit den Mitteln der Wissenschaft für den Klimaschutz ein. Er ist überzeugt, dass Marketing den positiven Wandel beschleunigen kann. Award-Initiator Jan Pechmann hat sich mit Volker Quaschning darüber unterhalten, warum und in welcher Weise unser Klima das Marketing braucht. Im Prinzip muss jeder mit Orientierungspozential auch eine Orientierungspflicht verspüren. Was glaubst du, wo wir heute damit stehen?
Viele klimapositive Kampagnen sind heute schon ganz nett. Ganz nett reicht aber nicht aus. Wir brauchen richtige Kracher. Ich bin überzeugt, dass es da draußen gibt es viele kreative Köpfe gibt, die dazu gute Ideen hätten. Die müssen jetzt umgesetzt werden, einen besseren Zeitpunkt wird es nicht geben. Wir haben in den letzten Monaten erlebt, welche Folgen eine globale Krise haben kann. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass die Folgen der Klimakrise um ein vielfaches gravierender sein werden. Ich hoffe, dass die Menschen jetzt sensibilisierter und empfänglicher für die Thematik geworden sind.
Verhalten zu beeinflussen, indem man etwas erstrebenswert aussehen lässt – klingt nach einer klassischen Marketingdisziplin. Aber reichen Verhaltensänderungen auf Individualebene in der Kürze der Zeit wirklich aus, um unsere Zukunft zum Besseren zu verändern?
Wir brauchen ganz klar die Politik, um das Ding noch zu drehen. Aber die Politik traut sich nicht. Weil sie denkt, sie stößt bei der Bevölkerung auf Widerstand. Und tatsächlich führen Verbote und erzwungene Verhaltensänderungen gerne zu Reaktanzen. Die Rolle des Marketings besteht darin, die Bereitschaft in der Bevölkerung zu erzeugen, sich dem Thema zu öffnen. In unseren demokratischen Strukturen brauchen wir für große Veränderungen die überzeugte Mehrheit. Und diese Mehrheit muss Radikalität beim Thema Klimaschutz als eine Notwendigkeit begreifen. Für die Überzeugungsarbeit wiederum brauchen wir das Marketing.
Also geht es vermutlich darum, die Strahlkraft von Marken zu nutzen, um gesellschaftlich etwas zu bewegen. Wir sprechen immer von „Das Marketing". Wer genau sollte sich denn angesprochen fühlen?
Die großen Konzerne spielen sicherlich eine wichtige Rolle. Sie sind es, die Einfluss auf die Politik haben und über die deutsche Lobbykratie die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft vorgeben. Aber wir brauchen auch die kleinen Start-Ups und Kreativen, die mit ihren innovativen Ideen irgendwann die Großen vor sich hertreiben.
Volker, du beschäftigst dich täglich mit dem Thema Klimawandel und suchst nach Lösungen für dieses Mammutproblem. Wie kommst du zu der Annahme, dass Marketing hierbei helfen kann?
In der Wissenschaft ist man sich schon lange ziemlich einig, was getan werden müsste. Aber das ist da draußen noch nicht angekommen. Die Politik hört auf die, die am lautesten schreien. Und das Klima hat momentan keine ausreichende Stimme. Wir haben durch die Corona-Krise gesehen, wie ein disruptives Phänomen die Wirtschaft umschmeißen und Existenzen zerstören kann. Und genau solche Dinge werden auch durch den Klimawandel passieren. Da helfen keine kosmetischen Maßnahmen und kein Schönreden. Wir MÜSSEN in den nächsten 20 Jahren klimaneutral werden – das heißt, wir müssten die Energiewende um den Faktor fünf hochschrauben. Dafür braucht es radikale Verhaltensänderungen. Die Herausforderung besteht darin, diese radikalen Verhaltensänderungen in ein positives Licht zu rücken.
Die Politik hört auf die, die am lautesten schreien. Und das Klima hat momentan keine ausreichende Stimme.
Dieser Artikel ist in forum 03/2020 - Digitalisierung und Marketing 4 Future erschienen.
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