Vom öden Online-Meeting zur lebendigen Kollaboration

Vier einfache Methoden, die Online-Meetings sozialer und lebendiger machen

Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Arbeitsalltag unserer Gesellschaft? Wie hat sie die zwischenmenschlichen Kontakte beeinflusst? Und was hat sich in der Zusammenarbeit dadurch verändert? In den letzten Monaten ist das Thema der Digitalisierung an fast niemandem vorbeigezogen und auch Computer-Muffel mussten sich an die neuen Formen der Zusammenarbeit gewöhnen. Ob Online-Meetings in Zoom, Workshops mit digitalen Whiteboards oder Konferenzen mit Hangout und Slack, viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber wurden durch die Verlagerung der Arbeit in die digitale Welt herausgefordert. Online-Kollaboration war das neue Zauberwort. Dass der digitale Raum dabei anderen Gesetzen folgt und neue Kompetenzen nötig waren, wurde schnell ersichtlich. Pauline Tonhauser stellt vier einfache Methoden für die digitale Aufwärmung im nächsten Meeting vor:

Handy Lachen als Warm-Up-Spiel. © Pauline TonhauserAls Gründerin der DesignThinkingCoach Academy arbeitete ich mit multidisziplinären Teams, die neue Lösungen für komplexe Probleme entwickeln und das bisher ausschließlich offline. Im Innovationsprozess des Design Thinking spielt die Arbeitskultur im Team eine wichtige Rolle, um kreative Flow Zustände zu erreichen, in denen die ganz neuen noch nicht gedachten Ideen entstehen.

Vor diesem Erfahrungshintergrund bin ich vom transformativen Wert realer zwischenmenschlicher Kontakte überzeugt. Als dann der erste Shutdown kam, akzeptierte ich diese Zwangspause und machte kurzerhand Betriebsferien, ganz nach dem Motto „entspannen und abwarten". Während die ganze Welt ihre Angebote online stellte, von Workshops über Networking Events bis hin zu riesigen Konferenzen, hielt ich weiterhin die Füße still. In meiner Vorstellung war der digitale Raum seelenlos, trennend und mühselig. Ich wollte jedoch inspirieren und verbinden. Digital schien mir das schier unmöglich. Da waren einfach zu viele Fragen in meinem Kopf: „Wie soll echter Teamspirit erzeugen werden, wenn die Teammitglieder zuhause am PC sitzen? Wie soll ein Team bahnbrechende Ideen entwickeln, wenn die Mitglieder sich nicht persönlich begegnen? Und wie kann es jemals Spaß bringen, stundenlang auf einen Bildschirm zu starren?"

Während bei mir also die Arbeit pausierte und ich keine Bemühungen auf mich nahm, online zu gehen, rief mich ein Design Thinking-Kollege an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, eine Ausbildung zum Online-Moderator zu entwickeln. Da ich mich nach inspirierender Teamarbeit und Innovation sehnte, sagte ich vorsichtig zu, und wir begannen in digitaler Zusammenarbeit, eine komplette Online-Ausbildung zu konzipieren. Als Autorin zweier Bücher zum Thema Warm-ups und Mindfullness-Übungen für Trainer wurde es schnell meine Rolle, für das Soziale sowie das Wohlbefinden im digitalen Raum zu sorgen.

Ich beschäftigte mich eingehend mit den Fragen, welche Methoden und Übungen sich aus der Offline-Welt in die Online-Welt übertragen lassen und welche neuen Möglichkeiten eigentlich durch das Medium Computer entstehen. Wie können wir es schaffen, dass sich Fremde online besser kennenlernen und als gemeinsames Team agieren? Wie können wir Nähe erzeugen, während räumliche Distanz besteht? Wie können wir digitales „Socializing" anregen? Und wie sorgen wir für unser körperliches Wohlbefinden?

Schnell stellte ich fest, dass es vier einfache Methoden gibt, die das nächste Online-Meeting, den neuen Workshop oder das gemeinsame Training zu einer Zeit machen, die lebendiger, sozialer und einfach fröhlicher ist. Vier Methoden für den Moderator möchte ich gerne vorstellen:

Pick a Smile sich kennenlernen und zwischenmenschliches Interesse erzeugen
Bei diesem Warm-up geht es darum, dass sich Menschen auf einer persönlichen Ebene kennenlernen und nicht nur im Arbeitskontext. So wird der Mensch auf dem Bildschirm auch emotional wahrgenommen und erscheint greifbarer und realer.

Die Anleitung des Moderators ist einfach: „Suche ein Objekt, das dich instinktiv zum Lächeln bringt und erzähle uns, warum." Jeder Teilnehmer hat also die Aufgabe, ein positiv besetztes Objekt aus seiner Umgebung herbeizuholen. Dieses Objekt zu besorgen, sollte nicht länger als zwei Minuten dauern. Nachdem die Teilnehmenden wieder vor die Bildschirme zurückgekehrt sind, erzählt jeder etwas über dieses Objekt und weshalb es ihn zum Lächeln bringt. Hierbei kommen persönliche, skurrile und lustige Details ans Licht, die für Sympathie zwischen den Teilnehmenden sorgen. Natürlich sorgt dieses Warm-up auch für gute Laune, denn jeder Einzelne hat etwas Positives mit der Gruppe geteilt. Tipp: Je nach Gruppengröße und verfügbarer Zeit ist es sinnvoll, die Gruppe aufzuteilen.

Interview mit einem Star – Gemeinschaftsgefühl erzeugen und Teambuilding fördern
Diese Aufwärmübung folgt dem Prinzip: Wenn wir etwas gemeinsam als Gruppe erschaffen, dann fühlen wir uns näher beisammen. Auch hier erzeugt Lachen Sympathie.

Und so wird es moderiert: „Stellt euch vor, ihr als Gruppe seid eine einzige Person. Ein berühmter Star. Dieser Star ist in eine Fernsehshow eingeladen und wird nun vom Moderator interviewt." Der Moderator stellt eine Frage an den Star und die Gruppe antwortet als eine Person, indem jeder der Reihe nach ein Wort sagt. Die Reihenfolge, in der die Teilnehmenden antworten, muss zuvor im Chat festgelegt werden, damit jeder weiß, wann er dran ist. So entstehen ziemlich lustige Sätze. Ist die erste Frage beantwortet, stellt der Moderator eine weitere Frage. Den Fragen sind dabei keine Grenzen gesetzt: Gut funktioniert hat zum Beispiel: „Wir freuen uns außerordentlich, die Ehre zu haben, Sie hier auf Channel 5 interviewen zu dürfen! Gestatten sie mir folgende Frage: Sie haben letzte Woche die Dreharbeiten für einen Blockbuster abgeschlossen - Was war das Besondere für Sie in diesem Projekt?" Oder: „Sie wollen ein neues Buch schreiben - worum soll es gehen?"

Handy Lachen – noch mehr Spaß und viel Energie erzeugen
Dieses Warm-up bringt Stimmung und Energie in die Runde und ist ganz schnell erklärt: „Nimm dein Handy ans Ohr und stell dir vor, die Person am anderen Ende erzählt eine lustige Geschichte, die dich in schallendes Gelächter ausbrechen lässt." Der Moderator macht den ersten Schritt und lacht dabei, als sei er alleine im Raum.

Dieses Warm-up kommt aus dem Lachyoga und hat das Ziel, dass die gesamte Gruppe in schallendes Gelächter ausbricht. Am Anfang mag es einigen Teilnehmenden nicht ganz leicht fallen. Doch das Lachen der anderen reißt am Ende jeden mit, alle werden locker und es wird zum Selbstläufer. Lachen sorgt für Entspannung, spendet frische Energie und erzeugt eine lösungsorientierte, positive Einstellung bei jedem Einzelnen für das gemeinsame Vorhaben.
 
Such a good Feeling! – Retrospektive oder Stimmung im Team sichtbar machen
Hierbei versucht der Moderator, den emotionalen Stand der Gruppe abzufragen oder eine Retrospektive anzuleiten. Diese Methode ist sehr intuitiv und ermöglicht es auch introvertierten Menschen ihre Gefühlslage bildhaft auszudrücken.
 
Pauline Tonhauser, Gründerin der DesignThinkingCoach Academy. © Pauline TonhauserDie Anmoderation kann so aussehen: „Suche ein GIF (Bilddatei mit Animation) im Internet, das deine aktuelle Gefühlslage (oder bezüglich eines Projekts, der Zusammenarbeit o.ä.) widerspiegelt." Diese Bilder sammelt der Moderator dann entweder auf einem digitalen Whiteboard wie Miro oder Jamboard oder nutzt das Online-Tool „Padlet". Padlet ist ein extrem simples Werkzeug, das über eine integrierte GIF-Suche verfügt. So entsteht in Minutenschnelle eine Stimmungswand von Bewegtbildern. Sobald alle GIFs gesammelt wurden, hat jeder Teilnehmende die Chance, etwas dazu zu sagen. Mit diesen Methoden kommt automatisch frischer Wind in die nächste Online-Zusammenkunft. Der Schlüssel für den Moderator ist Innovation und Mut, etwas Neues einzubringen. Die Teilnehmenden werden es dem Gesprächsleiter danken. Menschen sind nun einmal soziale Wesen, die Spaß haben und sich miteinander verbunden fühlen möchten. Mit gutem Teamspirit und guter Laune entstehen letztlich die besten Ergebnisse.
 
Die guten Erfahrungen mit Online-Workshops aus 2020 haben mir eines klargemacht: Digitale Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, aber man muss sie komplett neu denken, denn es gelten andere Regeln. Die Ortsunabhängigkeit sowie wegfallende Reisezeit erweitern unsere Möglichkeiten, zu agieren und schenken neue Freiheit. Gleichzeitig besteht nach wie vor der Wunsch nach realen Begegnungen, denn sie wirken ganzheitlicher auf unser Erleben. Wer die Stärken aus beiden Welten versteht und sie richtig einzusetzen weiß, ist in der Lage, neue, ganzheitliche Lernformate zu gestalten und Remote-Teams erfolgreich zu führen. Für mich und mein Team steht damit fest, dass auch zukünftige Design Thinking-Coaches lernen müssen, Online-Workshops zu rocken.
 
Pauline Tonhauser ist Entrepreneur, kreative Rebellin und Gründerin der DesignThinkingCoach Academy. Mit Design Thinking hat sie ein Werkzeug gefunden, das es Teams ermöglicht, Lösungen zu entwickeln, die außerhalb des Gewöhnlichen liegen und echtes Innovationspotenzial tragen. Seit 2014 trägt sie Methode und Mindset in Unternehmen und bildet die Design Thinking-Coaches der Zukunft aus. 

Technik | Digitalisierung, 20.12.2020

     
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