Optimierte Farben sind dem „Druck“ gewachsen
Cradle to Cradle
Verunreinigungen im Papierrecycling sowie Schadstoffe aus Druckprodukten sind große Herausforderungen für die Papierindustrie. Druckfarben und deren Bestandteile, die zwar oft nur 2-4 Gewichtsprozent des Druckproduktes stellen, beeinflussen die Recyclingfähigkeit und die sich daraus ergebende Qualität des Papiers entscheidend.
Im Recyclingprozess wird Altpapier deinkt, d.h. die Papierfaser wird von den restlichen Bestandteilen getrennt, um daraus Zeitungsdruck-, Kopier- und Hygienepapiere herzustellen. Verpackungen werden nicht deinkt. Damit bleiben Druckfarben Bestandteil des recycelten Materials, aus dem dann wieder neue Verpackungen oder andere Produkte hergestellt werden.
Grundsätzlich ist es daher relevant, dass Druckfarben unbedenklich und für die nächste Verwendungsstufe geeignet sind. Diese enthalten eine Reihe chemischer, fossiler, metallischer oder nachwachsender Bestandteile. Hinzu kommen im Herstellungsprozess Trockenstoffe oder Veredelungsmaterialien wie Folien und Klebstoffe.
Während Standardprodukte für Rollen- und Bogenoffset prinzipiell gut deinkbar sind, lassen sich UV-trocknende Farbsysteme, die wegen ihrer schnellen Trocknung für Druckereien attraktiv sind, von der Papierfaser nur schwer trennen. Und das ist nur einer von mehreren Aspekten, warum UV-Druckobjekte der Umwelt keinen Gefallen tun.
All diese Faktoren beeinflussen den Recyclingprozess, ob positiv oder negativ. Sie können zu einer gesundheitlichen Belastung werden. Im Recyclingpapier, wenn nicht alles deinkt werden konnte – und im Deinkingschlamm, in dem sich diese Stoffe ansammeln.
Dieser Schlamm wird bei der Ziegelherstellung und im Straßenbau eingesetzt. Eine Verwendung beispielsweise als Bodendünger ist wegen der undefinierten bzw. schädlichen Zusammensetzung in Europa verboten, wäre aber im Sinne einer nachhaltigen Wertschöpfung erstrebenswert und auch möglich.
Optimierte Druckprodukte für eine zirkuläre Wertschöpfung
Das Healthy Printing Symposium am 14.9.2018 in Lüneburg Spannende neue Pilotprojekte demonstrieren gesundes Drucken am Markt. Geschäftsideen und praktische Herausforderungen austauschen und sich an Healthy Printing Projekten beteiligen. Mehr Informationen sind im Bericht „Druckprodukte zukunftsfähig gestalten" enthalten, der auf den Webseiten www.epea.com und www.baumev.de kostenfrei heruntergeladen werden kann. |
Papier, Druckfarben und Zusatzstoffe können mit dem Cradle to Cradle (C2C) Konzept so optimiert werden, dass eine sichere und kontinuierliche Zirkulation von gesunden Materialien und Nährstoffen im biologischen oder technischen Kreislauf möglich wird (www.epea.com). Die nach
dem Cradle to Cradle Certified™ Produktstandard zertifizierten Farben für den Papierdruck unterscheiden sich von konventionellen Druckfarben häufig in der Zusammensetzung, denn alle Inhaltsstoffe werden daraufhin überprüft, ob sie für den biologischen Kreislauf geeignet sind. Problematische Inhaltsstoffe, wie beispielsweise bestimmte schwermetallhaltige oder organohalogen-haltige Pigmente, bedenkliche Bindemittel oder Hilfsstoffe, werden zunächst identifiziert und toxikologisch in dem betreffenden Szenario bewertet. Ziel ist es, diese in einem stetigen Verbesserungsprozess zu optimieren. Die C2C Zertifizierung auf dem Gold Level bescheinigt, dass eine Druckfarbe für den biologischen Kreislauf optimiert und damit biokompatibel ist. Die Level Bronze und Silber reflektieren Produkte, deren Hersteller sich auf den Weg begeben haben und die C2C-Methodik anwenden.
Wie kann ich aktiv werden?
Die Healthy Printing Initiative (www.healthyprinting.eu) ist eine Netzwerkinitiative, die Angebot und Nachfrage für solche positiven Druckprodukte fördert und bereits verfügbare saubere Druckprozesse und definierte Produkte im Markt stärker verankern will.
Katja Hansen
ist Expertin für Produkt- und Prozessinnovationen auf Grundlage des Cradle to Cradle (C2C) Designkonzeptes mit jahrzehntelanger Projekterfahrung im In-und Ausland. Sie leitet die Healthy Printing Initaitive.
Umwelt | Ressourcen, 30.08.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/03 2018 - Wasser - Grundlage des Lebens | Bildung erschienen.
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