Inklusion: Kleine Unternehmen bergen erhebliches Potenzial

Aktion Mensch fordert Bewusstseinswandel und Tatkraft von Politik und Unternehmern

Inklusion bei der Arbeit ist noch nicht gelebte Praxis. Das kann und muss schneller gehen, fordert Aktion Mensch anlässlich der jüngsten Veröffentlichung der Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zu Arbeitnehmern mit Behinderung in Kleinbetrieben (weniger als 20 Mitarbeiter). Die jetzt erhobenen Zahlen zeigen, dass die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung im Jahr 2015 in Kleinbetrieben zwar auf 2,1 Prozent leicht gestiegen ist (2010: 1,7 Prozent). Deutschland kommt aber nur mit kleinen Schritten voran. Bei den beschäftigungspflichtigen Unternehmen liegt die Quote bei knapp 4,7 Prozent. Private und öffentlich-rechtliche Arbeitgeber, die über mindestens 20 Arbeitsplätze verfügen, müssen wenigstens 5 Prozent der Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung besetzen.

Inklusion ist auch in kleineren und mittelständischen Unternehmen möglich und betriebswirtschaftlich sinnvoll, so die Meinung von Aktion Mensch. ©paulbr75, pixabay„Es zeigt sich, dass wir noch weit entfernt sind von einer Teilhabegerechtigkeit für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt. Dabei bergen gerade Kleinbetriebe und mittelständische Unternehmen erhebliches Potenzial für die Beschäftigung", betont Aktion Mensch-Vorstand Armin v. Buttlar. „Die Politik muss helfen bei der Sensibilisierung für das Thema und beim Abbau von bürokratischen Hindernissen. Aber leider finden sich auch in den Wahlprogrammen der großen Parteien für die Bundestagswahl 2017 noch keine Absichten, hier verstärkt aktiv zu werden."

Know-how wird nicht genutzt
Jeder vierte sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer in Deutschland arbeitet in einem Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Das sind rund acht Millionen Beschäftigte in 1,9 Millionen Kleinbetrieben (ohne „Solo-Unternehmer"). Diese Unternehmen sind nicht verpflichtet, Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen zur Verfügung zu stellen. „Es wäre schön, wenn nicht nur Großbetriebe, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen mehr Menschen mit Behinderungen beschäftigten. Diese haben deren Fähigkeiten und Kenntnisse aber oft schlicht noch nicht auf dem Radar. Viele Arbeitgeber scheuen auch den vermeintlichen Aufwand - und verschließen sich so für Fachkräfte, die schon jetzt so dringend gesucht werden. Die aber, die den Schritt schon für sich vollzogen haben, würden dies immer wieder tun. Es gibt viele Fördermöglichkeiten und Beratungsangebote, die beiden Seiten den Weg ebnen. Die gilt es zu nutzen", sagt Gabriele Lösekrug-Möller, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales.
 
„Eine auf Fachkräfte und Know-how angewiesene Volkswirtschaft wie die unsere in Deutschland kann es sich gar nicht leisten, auf Fähigkeiten und Talente von Menschen mit Behinderung zu verzichten", so der Aktion Mensch-Vorstand.

Betriebswirtschaftlich sinnvoll und loyale Mitarbeiter
„Inklusion ist auch in Kleinbetrieben und mittelständischen Unternehmen möglich – und für die Unternehmen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll", ist v. Buttlar überzeugt. Die Aktion Mensch wünscht sich mehr Bewusstsein und Tatkraft von Unternehmern zur Inklusion von Menschen mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt. „Es muss für Kleinbetriebe nicht gleich eine Beschäftigungspflicht eingeführt werden", so v. Buttlar. „Aber die Beschäftigungsziele für Menschen mit Behinderung sollten auch hier deutlich benannt werden. Dabei zeigen sich Menschen mit Behinderung gegenüber ihren Arbeitgebern besonders loyal, wenn diese ihre Arbeitskraft wertschätzen. Sie können die gesuchten Fachkräfte sein, die vor allem in diesen Kleinunternehmen fehlen."

Fördermöglichkeiten und Chancen durch Digitalisierung bekannter machen
Das Inklusionsbarometer der Aktion Mensch belegt, dass nur 62 Prozent der Chefs kleiner Unternehmen die staatlichen Fördermöglichkeiten kennen. Von diesen beansprucht nur die Hälfte eine Förderung. „Die Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber müssen – insbesondere bei Kleinunternehmen – besser bekannt gemacht und vereinfacht werden", sagt v. Buttlar. „Die Digitalisierung bietet neue Ansätze für mehr Inklusion. Die Politik steht in der Pflicht, den Unternehmen die Wege aufzuzeigen, diese Chancen zu nutzen, um ihren Beitrag zur gesellschaftlichen Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu leisten."

Über die Aktion Mensch e.V.
Die Aktion Mensch e.V. ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie rund 3,9 Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern. Mit den Einnahmen aus ihrer Lotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte. Möglich machen dies rund vier Millionen Loskäufer. Zu den Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Seit Anfang 2014 ist Rudi Cerne ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch.
 

Wirtschaft | CSR & Strategie, 28.05.2017

     
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