Hightech-Produkt
oder Samariter der Ökologie?

An Recyclingpapier scheiden sich die Geister. Manche Unternehmen schwören darauf. Andere sagen dem Produkt noch immer nach, hochwertige Drucksysteme lahmzulegen. Was leisten Recyclingpapiere wirklich und was gehört in die Kategorie Ammenmärchen?
forum-Chefredakteur Fritz Lietsch fragt nach bei Johannes Bischof (JB), President Konica Minolta Business Solutions Deutschland und Ulrich Feuersinger (UF), Geschäftsführer Steinbeis Papier und spricht im CEO-Talk über Recyclingpapier, CSR-Strategien und Öko-Visionen.

JB: An dem Punkt sind wir leider noch nicht. Es ist richtig, dass Recyclingpapier mehr Akzeptanz erfährt. In den Beschaffungsüberlegungen von nachhaltigen Unternehmen spielt es eine zunehmend wichtige Rolle. Eine Entwicklung, die wir als Mitglied der Initiative Pro Recyclingpapier nur begrüßen können. Zumal unsere Multifunktionssysteme Recyclingpapiere ohne Probleme verarbeiten. Ich persönlich bekenne mich ausdrücklich zum Recyclingpapier durch mein Engagement in der Initiative CEOs pro Recyclingpapier.
Anwender kritisieren, dass Recyclingpapier Staus verursache und Drucker gefährde.
JB: Unsere „Stresstests" mit Recyclingpapier belegen das Gegenteil. In der Produkt- und Leistungsqualität unterscheidet sich die Generation moderner Recyclingpapiere nicht von Neupapieren, die auf Frischfaserbasis hergestellt werden. Recyclingpapiere sind uneingeschränkt geeignet für den Einsatz auf unseren Multifunktionssystemen. Diverse Tests haben das belegt: Beim Druck einer hohen Anzahl von Farb- und Schwarzweiß-Seiten auf verschiedenen bizhub-Systemen kam es zu keinem einzigen Papierstau. Für Hersteller wie Steinbeis führen wir in regelmäßigen Abständen Papiertests durch und bestätigen deren Leistungsqualität mit einem Zertifikat.
Herr Feuersinger, das müsste doch auch die letzten Gegner überzeugen.
UF: Es freut uns natürlich, dass Konica Minolta als Anbieter von Druck- und Komplettlösungen für Dokumenten- und Druckworkflows die Entwicklung von Recyclingpapier fördert. Das Produkt erlebt einen positiven Imagewandel und immer mehr Top-Entscheider der deutschen Wirtschaft sprechen sich für den Einsatz von Papieren mit dem Blauen Engel aus. Auch das Maßnahmenprogramm „Nachhaltigkeit" der Bundesregierung hat bis Ende 2015 eine Recyclingpapierquote von 90 Prozent für Ministerien und Landesbehörden verordnet. Der aktuelle Marktanteil von Recyclingpapier bei den Büropapieren beträgt aber gerade einmal 15 Prozent.

UF: Aus der Perspektive von Druckperformance und Lauffreudigkeit sowie Ressourcen- und Energieeffizienz kann Recyclingpapier starke Argumente anführen. Anwender zahlen mit dem Einsatz von Recyclingpapier auf die ökologische Wertschöpfung und die Steigerung der Ressourcenproduktivität ein. Ich denke, dass aus Sicht der ökologischen Vernunft alles für Recyclingpapier spricht. Schwierig wird es, wenn Konsumenten von einem nachhaltigen Herstellungs- und Industriekonzept ein Eins-zu-Eins-Produkt mit höchstem Weißegrad erwarten. Recyclingpapier mit der Blauer Engel-Zertifizierung werden nun einmal ohne Bleichmittel und chemische Zusätze hergestellt. Die Art der Weiße steht für dieses Konzept und ist Stil einer neuen Kommunikationskultur und ISO 100 kann sich definitiv sehen lassen. Dieses Konzeptverständnis wollen wir auch mit unserer neuen Kampagne „Paper 4.0" unterstreichen. Die Entscheidung für Recyclingpapier ist ein Votum für nachhaltige Qualität.
Herr Bischof, Ihr Unternehmen hat mit 14 weiteren Herstellern die Selbstverpflichtung zur Förderung von Recyclingpapier in Europa unterzeichnet. Was ist das Ziel?
JB: Im Kontext unserer Management- und Firmenphilosophie ist die Unterzeichnung ein konsequenter Schritt. Denn je mehr Recyclingpapier im Einsatz ist, desto besser für Klimaschutz und Schonung natürlicher Ressourcen. Insofern ist es Anspruch aller Unterzeichner, Recyclingpapier als führendes Druck- und Kopiermedium in Europa zu etablieren. Wir wollen neue Werte im Wirtschaften, für die Wirtschaft, für unsere B2B-Partner und Kunden schaffen. Recyclingpapier gehört zu dieser Wertephilosophie. Wie übrigens auch unser Komplettservice für klimaneutrales Drucken. Wir ermitteln dabei die durch den Druck entstehenden Gesamtemissionen über den Lebenszyklus der einzelnen Drucksysteme hinweg. Der so ermittelte CO2-Fußabdruck des Benutzers wird über zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen. Unsere „Ökovision 2050" formuliert verbindlich eine langfristige ökologische Perspektive: Ausgehend von den Werten des Jahres 2005 verpflichtet sie uns, die im gesamten Produktlebenszyklus entstehenden CO2-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts um 80 Prozent zu reduzieren. Aktuell sind es schon mehr als 40 Prozent. Dieser Erfolg entsteht aus technologischer Kompetenz, die sich auch wirtschaftlich rechnet: Schon heute erzielen wir rund 54 Prozent der Umsatzerlöse durch zertifizierte „Green Products". Sie betreffen die Systeme, unsere IT-Services sowie alle internen Prozesse, von der Supply Chain und Logistik bis hin zum Recycling.
Herr Feuersinger, welcher Öko-Vision folgt ihr Unternehmen?
UF: Wir haben uns bereits in den frühen 70er-Jahren entschieden, das Unternehmen von einer energie- und rohstoffintensiven Produktion auf die umwelt- und ressourcenschonende Herstellung von Recyclingpapieren auf Basis der Sekundärressource Altpapier umzustellen. Mit den Jahren entstand eine ökologisch integrierte Fabrik, bei der sich die Prinzipien von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft über die gesamte Beschaffungs-, Produktions- und Wertschöpfungskette erstrecken. Unsere ökologischen Einspareffekte beim CO2-Ausstoß, Wasser- und Energieverbrauch setzen Maßstäbe in der Branche.
Vielen Dank für das Gespräch und Ihr Engagement, Vorbild zu sein.
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 01.08.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2016 - Zukunft der Arbeit erschienen.

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