Christoph Santner

Do or die: Co-Creation ist das Gebot der Stunde

Prof. Dr. Christine Woesler de Panafieu ist Gründerin und Eigentümerin von Cosight, Paris.

Die Wissenschaftlerin und Pionierin zum Thema Co-Creation erklärt in forum, wie Unternehmen die Methode für sich nutzen können.
 
Das Co-Creation-Center von Unilever in London heißt "Pitch". Sie haben es mit entwickelt. Woher kommt der Name?
Prof. Dr. Christine Woesler de Panafieu. © Christoph Santner Am Abend muss jede Idee, die tagsüber entwickelt wurde, in zwei Minuten gepitcht werden. Von diesem Pitch hängt es ab, ob eine Idee weiter vorfolgt wird. Doch das Wort pitch bedeutet ja auch Spielfeld.

Warum beschäftigen Sie sich wissenschaftlich und in der Praxis so intensiv mit Co-Creation?
Unternehmen brauchen Inspiration von außen. Wenn man nur intern arbeitet, reicht das nicht aus. So habe ich vor 15 Jahren peu a peu damit begonnen, in interne Workshops externe Experten hineinzubringen und damit Unternehmen aus ihren trägen Alltagsprozessen rauszubekommen. Seit zehn Jahren nehme ich auch Verbraucher verstärkt mit hinein. Heute erleben wir eine Konkretisierung und Spezialisierung von Co-Creation. Es gibt ja nicht nur ein Modell, wie man arbeiten kann.

Welche Grundtypen haben Sie wissenschaftlich herausgearbeitet?
Da ist einmal das Skills Village. Hier geht es darum, neue Kompetenzen zu erwerben, funktionaler und emotionaler Art. Auch Teambuilding-Prozesse müssen hier durchgeführt werden. Es geht um neues Wissen - denn mit dem, was wir an den Universitäten gelernt haben, können wir die Zukunft nicht vorbereiten. Dann gibt es den Collaboration Hub. Hier kommen primär verschiedene Abteilungen eines Unternehmens miteinander ins Gespräch und ins Co-Kreieren, die bisher kaum miteinander kommunizierten. Hinzu kommen dann etwa wichtige Lieferanten und Co-Creatoren. Gemeinsam bilden sie ein neues Öko-System, um innovative Strategien, Produkte und Business-Modelle zu entwickeln. Die dritte Art ist der Business Innovator. Hier geht es darum - besonders in schnelllebigen Branchen - sich Start-ups und junge Leute mit frischen Ideen zu holen. Sie investieren also in eine völlig neue Art zu denken und Business zu entwickeln.

Um welche Grundprinzipien geht es im Prozess der Co-Creation?
Ich habe folgende Prinzipien definiert: Connecting. Die Kunst, Beziehungen aufzubauen und neu zu bilden. Contributing: Jeder muss mit seiner Expertise und seinem Wissen an den Tisch kommen. Wir brauchen nicht nur Teil-Nehmer, sondern Teil-Geber an diesen Prozessen. Confronting ist von zentraler Wichtigkeit. Es geht hier nämlich nicht um Friede - Freude - Eierkuchen. Hier ist nicht alles "lieb". Denn wenn man aus seiner Komfort-Zone heraustritt und Überzeugungen in Frage stellt, kommt man in eine unkomfortable Zone. Denn man muss fremde Ideen akzeptieren. Crafting bedeutet schließlich, handwerklich zu arbeiten, auch mit den Händen, Modelle zu bauen und vermehrt die Intuition zu akzeptieren. Aus dem Bauch heraus zu handeln. Und Constraining, einschränken, heißt schließlich, sehr klar die eine Frage zu stellen, für die nun Lösungen gefunden werden. Es geht also um die Formulierung von zentralen Leitfragen.

Wie wollen Sie ganz persönlich dieses Thema weiter vorantreiben?
Mir geht es um die Professionalisierung und Durchsetzung von Co-Creation. Dabei müssen Firmen zum Beispiel lernen, dass dieser Prozess ein Geben und Nehmen ist. Das muss sich die Waage halten. Es gilt einen Added Value für jeden zu entwickeln, der mitarbeitet - nicht nur monetärer Art.

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2014 - Voll transparent, voll engagiert erschienen.

Weitere Artikel von Christoph Santner:

Algorithmen für den Planeten
KI-Lösungen für ein nachhaltiges und l(i)ebenswertes Morgen
Ist Künstliche Intelligenz (KI) die Chance, drängende globale Herausforderungen, deren Lösung schon fast unmöglich erschien, doch noch in den Griff zu bekommen? Kann KI dabei helfen, die 17 Sustainable Development Goals (SDG) zu erreichen, also die wichtigsten Ziele der Weltgemeinschaft? Oder ist sie gar in der Lage, die Welt beziehungsweise die Menschheit zu retten?


Vom Wissen zum Handeln
Christoph Santner war für forum beim Netzwerk für Nachhaltigkeitslösungen SDSN Schweiz
Dieses markante Motto hat sich das Netzwerk für Nachhaltigkeitslösungen SDSN Schweiz auf die Fahnen geschrieben. Fokus der letzten großen Konferenz dieser schlagkräftigen Organisation am 19. Juni in Aarau war das Thema „TACKLING THE SHIFT TO A REGENERATIVE ECONOMY“. Dabei wurden klare Handlungsoptionen herausgearbeitet, wie der Übergang in eine wahrhaft regenerative Wirtschaft gelingen kann.


Ropes of Hope - Ein (digitaler) Lichtblick für Meer und Mensch
Lösungen – Biodiversität und Kreativität
Diese Geschichte erzählt, wie ein ganzheitliches Korallen-Projekt an Tansanias Küste mit lokalen Fischer-Communities, Environmental DNA und Künstlicher Intelligenz die Meeresbiodiversität rettet – und wie die Initiative bookbridge dieses Projekt mit innovativen Methoden und NFTs unterstützt.


Das KAIpital
Was passiert, wenn sich Kapital und künstliche Intelligenz zu KAIpital verbinden?
Was passiert, wenn sich Kapital und künstliche Intelligenz zu KAIpital verbinden, um das Zusammenleben auf dieser Welt zu verbessern? Die Antwort: Die Welt und wir alle könnten fairer, klüger, profitabler und nachhaltiger werden. Die Initiative forum KAIpital will den Weg dorthin aufzeigen.


KI – Kreative Zerstörung UND Kreative Erschaffung oder: kann KI Kunst?
Aus dem Tagebuch des aidioten. Christoph Santner blickt auf die neuen CHANCEN, die KI eröffnet.
forums KI-Experte Christoph Santner berichtet über Pioniere und Wegbereiter der Künstlichen Intelligenz. Diesmal geht’s um die neuen CHANCEN, die KI eröffnet, während so viele auf die Gefahren fixiert sind.




     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Deutsche Einheit - deutsche Identität(en)
Christoph Quarch sieht die Zukunft in der Stärkung individueller Identitäten im Dialog mit anderen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy

Wie Unternehmen mit regionaler Aufforstung ihre ESG-Ziele stärken

  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Global Nature Fund (GNF)
  • circulee GmbH
  • TÜV SÜD Akademie
  • NOW Partners Foundation
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften