Schaumstoffe aus Holz

Recycelbar und umweltschonend

Diese Schaumstoffplatten bestehen zu 100 Prozent aus Holz. © Manuela Lingnau / Fraunhofer WKISchaumstoffe setzen sich aus petrochemischen Kunststoffen zusammen – und sind damit nicht besonders umweltfreundlich. Abhilfe verspricht ein neuartiges Schaummaterial: Es besteht zu hundert Prozent aus Holz, ist klimafreundlich und recycelbar. Langfristig könnte der Holzschaum herkömmliche Schaumstoffe ersetzen, sei es bei Wärmedämmungen, Verpackungen oder Leichtbaumaterialien. Schaumstoffe dämmen Häuser, polstern Waren beim Versand und dienen als Leichtbaumaterial. Denn diese Materialien sind leicht, lassen sich günstig produzieren und besitzen gute Dämmeigenschaften. Doch sie haben auch ein Manko: Sie basieren vor allem auf Erdöl oder Erdgas und sind folglich nicht besonders umweltfreundlich. Langfristig sollen Materialien aus nachwachsenden Naturstoffen die erdölbasierten Produkte ersetzen.
 
Recycelbar und umweltschonend
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut, WKI in Braunschweig verfolgen einen vielversprechenden Ansatz: Sie entwickelten ein Verfahren, um aus Holzpartikeln Schaumstoff herzustellen. »Unser Holzschaum lässt sich genauso einsetzen wie klassische Kunststoffschäume, ist dabei aber ein hundertprozentiges Naturprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen«, erklärt Prof. Volker Thole vom WKI. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu herkömmlichem Schaumstoff ist der Holzschaum problemlos zu recyceln. Wird er beispielsweise als Verpackung verwendet, kann der Verbraucher ihn einfach zum Altpapier geben. Wie groß das Potenzial des neuartigen Materials ist, zeigt auch der Greentec-Award 2015, den die Entwicklung in der Kategorie »Bauen und Wohnen« gewonnen hat.
Um den Schaum herzustellen, zermahlen die Wissenschaftler das Holz zunächst in feine Partikel, bis eine zähflüssige Masse entsteht. Diese Suspension schäumen sie mit Gas auf. Anschließend wird der Schaum ausgehärtet, wobei holzeigene Stoffe den Härtungsprozess unterstützen. Dieses neue Herstellungsverfahren basiert auf speziellen chemischen Prozessen. »Man kann sich das ähnlich wie beim Backen vorstellen, wenn der Teig im Ofen aufgeht und fest wird«, erklärt Thole. Das Ergebnis ist ein leichter Grundwerkstoff. Er ist entweder als Hartschaumplatte oder als elastischer Schaumstoff weiterzuverarbeiten und, genau wie andere Holzwerkstoffe auch, einfach zu sägen oder zu fräsen.
 
Häuser mit Holzschaum dämmen
Die Maschine produziert Hanffasern, die in Zusammenwirkung mit Biopolymeren zu sogenanntem Organoblech verarbeitet werden. © Manuela Lingnau / Fraunhofer WKIDie Holzschäume eignen sich besonders gut als Dämmstoffe für Gebäude: Sie sorgen dafür, dass die behagliche Wärme dort bleibt, wo sie sein soll – in den Innenräumen. Bislang bestehen auch diese Dämmschäume aus petrochemischem Kunststoff. Zwar gibt es bereits Dämmstoffe auf Holzbasis, etwa Vliese aus Holzfasern oder Holzwolle. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie weniger formstabil sind als Dämmmaterialien aus Kunststoff. „Oftmals sinken Dämmvliese aus Faserstoffen im Laufe der Zeit durch ihr Eigengewicht und bei höherer Feuchte in der Mitte ein. Dadurch geht ein Teil der Dämmwirkung verloren", erläutert Thole. Der am WKI entwickelte Holzschaum kann dagegen mit klassischen Kunststoffschäumen mithalten: „Wir haben unsere Schaumprodukte nach den Normen, die für Dämmstoffe gelten, analysiert. Sowohl bei den wärmedämmenden Eigenschaften als auch bei den mechanischen und hygrischen – also die Feuchte betreffenden – haben wir viel versprechende Werte erhalten", so der Fachbereichsleiter für Verfahrens- und Systemtechnik Holzwerkstoffe. Kurzum: Die Holzschäume dämmen ebenso effektiv wie klassische Kunststoffschäume, halten Druck aus und trotzen der Feuchte.
Derzeit experimentieren die Braunschweiger Wissenschaftler mit verschiedenen Holzarten. Welche Baumarten eignen sich besonders gut als Grundstoff? Darüber hinaus identifizieren sie geeignete Prozesse, mit denen sich solche Holzschäume auch im großen Maßstab industriell fertigen lassen. Schon in wenigen Jahren sollen Produkte aus Holzschaum auf dem Markt erhältlich sein.
 
Weitere Informationen finden Sie unter www.fraunhofer.de.
 
Von Fritz Lietsch

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.

Weitere Artikel von :

Lösungen für die Verteilnetze von Morgen
Verteilnetze - Schauplatz der Energiewende
Die Verteilnetze werden in immer höherem Maße
zum entscheidenden Schauplatz der Energiewende.
Die Gründe dafür liegen sowohl in der Stromerzeugung und -einspeisung als auch im Verbrauch.


Accelerating Integrated Energy Solutions
…dieses Ziel verfolgt The smarter E Europe, Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft.
Im Kontext einer zukunftsfähigen Energiewelt stehen erneuerbare Energien, Dezentralisierung und Digitalisierung sowie branchenübergreifende Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung 24/7 in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr im Fokus. forum präsentiert für Sie Themen, Highlights und Termine 2024.


Bayer in der Krise – wann nimmt der Größenwahnsinn machtgieriger Manager ab?
Der aktuelle Kommentar von Fritz Lietsch
Auf 38,7 Milliarden Euro belaufen sich die Schulden des Chemiekonzerns Bayer. Nicht genug, dass Bayer auf aggressive Weise sein genmanipuliertes Saatgut und sein giftiges Glyphosat durchsetzt. Jetzt stellt der Konzern auch finanziell eine Bedrohung dar – wie andere Konzerne auch, deren Manager mit ihrer Machtgier die Allgemeinheit schädigen.


Ein Fazit nach 2 Wochen Klimakonferenz in Dubai
forum-Chefredakteur Fritz Lietsch verabschiedet sich von der COP 28
Diese Klimakonferenz war voller Widersprüche und damit ein perfektes Abbild unserer globalen Gesellschaft. Doch beginnen wir von vorne: Nach dem riesigen Zuspruch unserer täglichen Veranstaltungen in der „Bio-Villa" am Meer in Sharm el Sheik zur COP 27, waren wir nun auf der COP 28 mit unserem future economy forum Stand erstmals in der blue zone der COP vertreten.


Was wurde eigentlich aus … 's Fachl?
Zukunft gestalten – Nachgefragt | Tops oder Flops in forum Nachhaltig Wirtschaften?
Seit 2007 stellt forum vielversprechende Projekte, Start-ups und Social Business-Initiativen vor. Häufig werden nur Mega Flops bekannt, wie etwa das Projekt Cargolifter, wo riesige Luftschiffe kniffelige Transportaufgaben übernehmen sollten. Nachfolgend zeigen wir die Entwicklung von mutigen Projekten, über deren Start wir schon einmal vor Jahren berichteten.




     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

LOHAS & Ethischer Konsum

"Du sollst konsumieren!"
Für Christoph Quarch ist der Black Friday ein schwarzer Tag
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Ökologische Stromproduktion aus Fließgewässern

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

  • circulee GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Global Nature Fund (GNF)
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • NOW Partners Foundation
  • toom Baumarkt GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • TÜV SÜD Akademie
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG