An der Schnittstelle zwischen Verbraucher und Hersteller
"Grünes Licht" für den ressourcenschonenden Einkauf
Wenn es darum geht, die Lebensgrundlagen für heutige und kommende Generationen zu bewahren, sitzen wir alle im selben Boot: Politik und NGOs, Wirtschaftsunternehmen und Bevölkerung. Wenn wir wollen, dass unsere Welt nachhaltiger wird, müssen wir auch alle dazu beitragen. Klimawandel, Wasserknappheit, die Endlichkeit fossiler Ressourcen und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sind Herausforderungen, die uns dauerhaft zu verantwortungsvollem Handeln zwingen.
Der Handel unterstützt den nachhaltigen Lebensstil seiner Kunden
Der Handel ist der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland. Die Unternehmensgruppe Tengelmann, die vor 146 Jahren gegründet wurde und die ich heute gemeinsam mit meinem Bruder in der fünften Unternehmergeneration leite, ist ein Teil davon. Der Schutz unserer Lebensgrundlagen hat in unserem Familienunternehmen jahrzehntelange Tradition und in den letzten Jahren im gesamten Einzelhandel enorm an Dynamik gewonnen. Die globalen Wirtschaftsräume, in denen die internationalen Handelsunternehmen agieren, erfordern die nachhaltige Gestaltung der gesamten Prozesskette. Dabei endet unsere Verantwortung nicht vor unserer Haustür.
Als Schnittstelle zwischen Herstellern und Verbrauchern stehen wir Händler tagtäglich in direktem Kontakt mit Lieferanten und Kunden. Dies gibt uns einen gewissen Gestaltungsspielraum, den wir beispielsweise nutzen, um bei den Herstellern für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion zu werben. Heute fast ein Selbstläufer, doch aller Anfang war auch hier schwer: Ich erinnere mich noch sehr genau an das Aufsehen, das mein Vater vor ziemlich genau 30 Jahren erregte, als er konsequent daran ging, umweltschädliche Produkte aus den Sortimenten seiner Handelsunternehmen zu nehmen, um damit die Hersteller zu zwingen, beispielsweise auf Phosphate in Waschmitteln oder auf FCKWs in Sprayflaschen zu verzichten. Heute wie damals sehen es die Handelsunternehmen allerdings nicht als ihre Verantwortung an, die Verbraucher "zu nachhaltigem Konsum zu erziehen", also ihnen mittels Sortimentsgestaltung vorzuschreiben, was sie zu konsumieren haben. Die Aufgabe des Handels ist vielmehr, für die Verbraucher ein attraktives und vielfältiges Sortiment bereitzustellen, aus dem sie frei auswählen können. Wir Einzelhändler nehmen den Kunden als das, was er ist: ein mündiger Verbraucher, der seine Kaufentscheidungen auf der Basis eigener Einschätzungen und Erfahrungen eigenständig trifft und auch treffen muss.
Darum muss es einen langfristigen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit geben. Diese Veränderung zu erreichen, ist eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die der Handel alleine nicht lösen kann und auch nicht lösen wird. Wir Handelsunternehmen können diesen Prozess im Rahmen unserer Möglichkeiten jedoch unterstützen, z. B. mit geeigneten Leistungsangeboten oder mit einer möglichst ressourcenschonenden Ladengestaltung und Logistik. Dabei hat sich Nachhaltigkeit zu einem echten Wettbewerbsfaktor entwickelt.
Nachhaltige Produkte "in aller Munde"
Rund 60 Prozent unserer Kunden - insbesondere in der jüngeren Generation - möchten eigenen Aussagen zufolge "mit gutem Gewissen" konsumieren. Diesem Wunsch folgend, sorgen die Handelsunternehmen in ihren Sortimenten für eine große Anzahl nachhaltiger Produkte. Der sozial und ökologisch engagierte Kunde erwartet genaue Informationen über Herkunft, Herstellung, Vertrieb und Vermarktung eines Produkts. Die Einzelhändler sorgen für ein hohes Maß an Transparenz und ermöglichen damit den Verbrauchern die bewusste Kaufentscheidung für einen nachhaltigeren Lebensstil. In der Praxis ist dies ablesbar an den seit Jahren steigenden Umsätzen mit Bio- und Fair-Trade-Produkten. Immer mehr Hersteller setzen auf Bio-Erzeugnisse mit dem offiziellen Bio-Siegel des BMELV. Das Fair-Trade-Label garantiert, dass durch den Verkauf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Beschäftigten in den Herstellerländern verbessert werden. Darüber hinaus haben zahlreiche Handelsunternehmen für ihre Eigenmarken eigene Label entwickelt, die sich eng an den Kriterien staatlicher Siegel orientieren und Produkte kennzeichnen, die über ihre Qualität hinaus hohen ökologischen und sozialen Kriterien genügen.
Der Handel unterstützt den nachhaltigen Lebensstil seiner Kunden
Als Schnittstelle zwischen Herstellern und Verbrauchern hat der Handel Gestaltungsspielräume und nutzt diese im Rahmen seiner Möglichkeiten. |
Als Schnittstelle zwischen Herstellern und Verbrauchern stehen wir Händler tagtäglich in direktem Kontakt mit Lieferanten und Kunden. Dies gibt uns einen gewissen Gestaltungsspielraum, den wir beispielsweise nutzen, um bei den Herstellern für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion zu werben. Heute fast ein Selbstläufer, doch aller Anfang war auch hier schwer: Ich erinnere mich noch sehr genau an das Aufsehen, das mein Vater vor ziemlich genau 30 Jahren erregte, als er konsequent daran ging, umweltschädliche Produkte aus den Sortimenten seiner Handelsunternehmen zu nehmen, um damit die Hersteller zu zwingen, beispielsweise auf Phosphate in Waschmitteln oder auf FCKWs in Sprayflaschen zu verzichten. Heute wie damals sehen es die Handelsunternehmen allerdings nicht als ihre Verantwortung an, die Verbraucher "zu nachhaltigem Konsum zu erziehen", also ihnen mittels Sortimentsgestaltung vorzuschreiben, was sie zu konsumieren haben. Die Aufgabe des Handels ist vielmehr, für die Verbraucher ein attraktives und vielfältiges Sortiment bereitzustellen, aus dem sie frei auswählen können. Wir Einzelhändler nehmen den Kunden als das, was er ist: ein mündiger Verbraucher, der seine Kaufentscheidungen auf der Basis eigener Einschätzungen und Erfahrungen eigenständig trifft und auch treffen muss.
Darum muss es einen langfristigen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit geben. Diese Veränderung zu erreichen, ist eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die der Handel alleine nicht lösen kann und auch nicht lösen wird. Wir Handelsunternehmen können diesen Prozess im Rahmen unserer Möglichkeiten jedoch unterstützen, z. B. mit geeigneten Leistungsangeboten oder mit einer möglichst ressourcenschonenden Ladengestaltung und Logistik. Dabei hat sich Nachhaltigkeit zu einem echten Wettbewerbsfaktor entwickelt.
Nachhaltige Produkte "in aller Munde"
Rund 60 Prozent unserer Kunden - insbesondere in der jüngeren Generation - möchten eigenen Aussagen zufolge "mit gutem Gewissen" konsumieren. Diesem Wunsch folgend, sorgen die Handelsunternehmen in ihren Sortimenten für eine große Anzahl nachhaltiger Produkte. Der sozial und ökologisch engagierte Kunde erwartet genaue Informationen über Herkunft, Herstellung, Vertrieb und Vermarktung eines Produkts. Die Einzelhändler sorgen für ein hohes Maß an Transparenz und ermöglichen damit den Verbrauchern die bewusste Kaufentscheidung für einen nachhaltigeren Lebensstil. In der Praxis ist dies ablesbar an den seit Jahren steigenden Umsätzen mit Bio- und Fair-Trade-Produkten. Immer mehr Hersteller setzen auf Bio-Erzeugnisse mit dem offiziellen Bio-Siegel des BMELV. Das Fair-Trade-Label garantiert, dass durch den Verkauf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Beschäftigten in den Herstellerländern verbessert werden. Darüber hinaus haben zahlreiche Handelsunternehmen für ihre Eigenmarken eigene Label entwickelt, die sich eng an den Kriterien staatlicher Siegel orientieren und Produkte kennzeichnen, die über ihre Qualität hinaus hohen ökologischen und sozialen Kriterien genügen.
Der Handel übernimmt Verantwortung nicht nur in der Sortimentsgestaltung, sondern auch in der Logistik und Gestaltung der Verkaufsflächen. Geschlossene Kühlregale sind ein Beitrag zur Energieeffizienz und damit zum |
Auch regionale Produkte rücken wieder stärker in den Fokus. Bekam man noch vor zehn Jahren regionale Produkte fast ausschließlich auf Wochenmärkten, so haben sie inzwischen wieder einen festen Platz in den Sortimenten vieler Supermärkte. Regionale Produkte leisten auf unterschiedliche Art und Weise einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. So wirken sich kurze Transportwege zwischen Herstellungsort und Verkaufsfläche positiv auf die CO2-Bilanz aus. Als lokaler Wirtschaftsfaktor treibt der Verkauf von einheimischer Ware darüber hinaus die ökonomische und soziale Entwicklung in der Region voran. Der Kunde kann die Herkunft der Ware nachvollziehen und sich so mit seiner Region und mit deren Produkten identifizieren. Als Händler bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit zu wählen. Unsere Kunden nutzen diese und entscheiden Tag für Tag neu, ob sie zu Produkten aus herkömmlichem oder aus Bio-Anbau greifen, ob ihnen das Fair-Trade-Siegel wichtig ist, oder ob sie regionalen Produkten den Vorzug geben. Unsere Aufgabe ist es, Sortimente so zusammenzustellen, dass unsere Kunden ihre mündige Kaufentscheidung treffen können.
"Grünes Licht" für den ressourcenschonenden Einkauf
In Deutschland gibt es etwa 400.000 Einzelhandelsgeschäfte, angefangen beim kleinen Obst- und Gemüsehändler an der Ecke bis hin zu den großen Luxushäusern in edlen Shoppingmalls. Sie alle haben ein gemeinsames Problem: Ihre Verkaufs- und Lagerflächen sind enorme Energiefresser: Frischwaren müssen (tief)gekühlt, Verkaufsräume belüftet und beheizt, Ware attraktiv ausgeleuchtet werden, ganz zu schweigen von der energieintensiven Technik im Hintergrund. Der Handel setzt sich dafür ein, diese Prozesse nachhaltiger zu gestalten. So haben viele Händler in den vergangenen Jahren begonnen, ihre Ladenlokale nach dem Green Building Standard zu bauen. Damit zeichnet die Europäische Union Gebäude aus, die besonders energieeffizient errichtet und betrieben werden. Auch unser Familienunternehmen baut seine Handelsflächen nach diesem Konzept und setzt konsequent Ökostrom ein. So haben wir Ende 2008 den ersten Tengelmann Klimamarkt eröffnet, seinerzeit der erste CO2-freie Supermarkt in Deutschland, der seit seiner Umstellung 50 Prozent weniger Energie verbraucht als zuvor. Große Einsparpotenziale liegen in der Warenkühlung und in der Nutzung der dort anfallenden Abwärme zum Heizen des Marktes, im Verschließen von Kühlmöbeln mit Glastüren und in der energieeffizienten Beleuchtung unter Ausnutzung von Tageslicht. Zudem kommt das alternative Kühlmittel CO2 zum Einsatz, das im Vergleich zu herkömmlichen FCKW-Kühlmitteln wesentlich klimaschonender ist. Viele andere Händler sind auf diesen Zug aufgesprungen und tragen ihrerseits mit eigenen Energie-Spar-Märkten dazu bei, den Einkauf nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus erzeugt der Handel einen Teil seiner Energie selbst. Ob Solaranlagen auf den Dächern von Logistikzentren oder Biogasanlagen, die mit Lebensmittelabfällen betrieben werden - immer mehr Filialen des Handels verwandeln sich in kleine Kraftwerke. Und Deutschlands größte Grünstromnutzer sind die Handelsunternehmen!
Auch wenn hier nur einige Punkte schlaglichtartig beleuchtet werden konnten: Das Nachhaltigkeitsengagement des deutschen Handels umfasst neben der verantwortlichen Sortimentspolitik auch den Umweltschutz, das breite Spektrum der Arbeitsbedingungen und Qualifikation, der internationalen Lieferkette und des gesellschaftlichen Engagements. Für diese Themen engagieren wir uns und wir ermuntern auch unsere Kunden dazu.
"Grünes Licht" für den ressourcenschonenden Einkauf
In Deutschland gibt es etwa 400.000 Einzelhandelsgeschäfte, angefangen beim kleinen Obst- und Gemüsehändler an der Ecke bis hin zu den großen Luxushäusern in edlen Shoppingmalls. Sie alle haben ein gemeinsames Problem: Ihre Verkaufs- und Lagerflächen sind enorme Energiefresser: Frischwaren müssen (tief)gekühlt, Verkaufsräume belüftet und beheizt, Ware attraktiv ausgeleuchtet werden, ganz zu schweigen von der energieintensiven Technik im Hintergrund. Der Handel setzt sich dafür ein, diese Prozesse nachhaltiger zu gestalten. So haben viele Händler in den vergangenen Jahren begonnen, ihre Ladenlokale nach dem Green Building Standard zu bauen. Damit zeichnet die Europäische Union Gebäude aus, die besonders energieeffizient errichtet und betrieben werden. Auch unser Familienunternehmen baut seine Handelsflächen nach diesem Konzept und setzt konsequent Ökostrom ein. So haben wir Ende 2008 den ersten Tengelmann Klimamarkt eröffnet, seinerzeit der erste CO2-freie Supermarkt in Deutschland, der seit seiner Umstellung 50 Prozent weniger Energie verbraucht als zuvor. Große Einsparpotenziale liegen in der Warenkühlung und in der Nutzung der dort anfallenden Abwärme zum Heizen des Marktes, im Verschließen von Kühlmöbeln mit Glastüren und in der energieeffizienten Beleuchtung unter Ausnutzung von Tageslicht. Zudem kommt das alternative Kühlmittel CO2 zum Einsatz, das im Vergleich zu herkömmlichen FCKW-Kühlmitteln wesentlich klimaschonender ist. Viele andere Händler sind auf diesen Zug aufgesprungen und tragen ihrerseits mit eigenen Energie-Spar-Märkten dazu bei, den Einkauf nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus erzeugt der Handel einen Teil seiner Energie selbst. Ob Solaranlagen auf den Dächern von Logistikzentren oder Biogasanlagen, die mit Lebensmittelabfällen betrieben werden - immer mehr Filialen des Handels verwandeln sich in kleine Kraftwerke. Und Deutschlands größte Grünstromnutzer sind die Handelsunternehmen!
Auch wenn hier nur einige Punkte schlaglichtartig beleuchtet werden konnten: Das Nachhaltigkeitsengagement des deutschen Handels umfasst neben der verantwortlichen Sortimentspolitik auch den Umweltschutz, das breite Spektrum der Arbeitsbedingungen und Qualifikation, der internationalen Lieferkette und des gesellschaftlichen Engagements. Für diese Themen engagieren wir uns und wir ermuntern auch unsere Kunden dazu.
Von Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann
Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 22.01.2014
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