B.A.U.M. - Transmissionsriemen für den Umweltschutz

Ein Netzwerk von Gleichgesinnten

Als B.A.U.M. 1984 gegründet wurde, war die Welt noch eine deutlich andere: Ohne Internet, Billigflieger und Telefon-Flatrates war Hamburg für uns Oberpfälzer so weit weg, dass wir lange nicht von B.A.U.M. wussten - obwohl wir schon seit 7 Jahren an einer ökologischen Unternehmensführung arbeiteten. Erst als wir in Süddeutschland niemanden fanden, der uns dabei weiterhelfen konnte, wie man eine Ökobilanz sinnvoll erstellt, wurden wir auf B.A.U.M. aufmerksam und sind 1989 dem Verein beigetreten, der uns die gesuchte Hilfe leistete.

Verantwortungsbewusstes Handeln muss sich durch alle Bereiche eines Unternehmens ziehen und fest in die Philosophie verankert sein.
Foto: © Neumarkter
Die Welt war damals in vielerlei Hinsicht anders: Kaum jemand interessierte sich für Ökologie, "öko" war selten schmeichelhaft gemeint. Die wenigen Manager, die sich dennoch mit der Thematik befassten, waren damit allein auf weiter Flur und in den eigenen Unternehmen selten gut gelitten, denn sie waren unbequeme Frager.


Ein Netzwerk von Gleichgesinnten

Hier half B.A.U.M.: Durch den Austausch mit Gleichgesinnten bekamen wir "Outlaws" Sicherheit und merkten, dass wir doch nicht ganz allein waren. Bis heute können wir hier unseren Frust abladen, um im nächsten Schritt gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir mussten seitdem nicht mehr jeder selbst das Rad neu erfinden. Durch diese Vernetzung hat sich die Schlagkraft derer, die sich für umweltbewusstes Management einsetzen, massiv erhöht.

B.A.U.M. versteht es auf unnachahmliche Weise, motivierte Menschen und deren Organisationen so zu unterstützen, dass sie ihre Ziele schneller und besser erreichen. Ob es um Sachfragen geht, den Vorschlag für eine Auszeichnung oder optimistisch eine zunächst unmöglich erscheinende Verbindung hergestellt wird - die B.A.U.M.-Mitarbeiter haben schon oft die entscheidende Idee gehabt. Wir schätzen die persönliche Betreuung durch die Hamburger Crew außerordentlich, denn man merkt, dass sich hier Menschen engagieren, weil ihnen ein Thema am Herzen liegt. Das daraus erwachsende Engagement ist beeindruckend und im Ergebnis immer sehr hilfreich. Und so staune ich immer wieder, wie viel mit vergleichsweise geringen Mitgliedsbeiträgen erreicht wird.

Natürlich ist in einem solchen Verbund, in dem ganz unterschiedliche Menschen und Unternehmen zusammenkommen, nicht alles einfach: Mit den unterschiedlichen Unternehmensgrößen sind nicht nur unterschiedliche Themen und Möglichkeiten verbunden, sondern regelrechte Kulturunterschiede. Über die Jahre haben alle gelernt, damit umzugehen, haben wechselseitig voneinander profitiert und es sind sogar tolle Freundschaften entstanden.


Hart aber herzlich

Manchmal diskutieren wir auch hart, beispielsweise wo die Grenze zwischen ernsthaftem Engagement und Greenwashing liegt oder wie man die großen Konzerne zum Umdenken bekommen kann. Doch wie kontrovers es auch zur Sache gehen mag: Am Ende stand bislang immer eine Antwort, die ich akzeptieren konnte.

Vielleicht ist das auch das Geheimnis des B.A.U.M.-Erfolgs: Bei allem Idealismus ist der Verein nie abgehoben. Man treibt voran, ist Taktgeber in Ökomanagement-Fragen und gewinnt so immer mehr Einfluss, der kraftvoll genutzt wird - und trotzdem schafft es der Vorstand, niemanden auszugrenzen, weil er vielleicht langsamer ist oder seine Prioritäten anders setzt. Nein, die Herangehensweise ist eine andere: Wir bei B.A.U.M. wollen andere anstecken mit unserer Umweltschutz-Philosophie. Wir wissen, dass wir dafür einzelne Menschen "infizieren" und dann dabei unterstützen müssen, ihren Ideen im Unternehmen Gehör zu verschaffen. Wir wollen von innen heraus verbessern und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger von außen dozieren. Der Verzicht auf Tipp-Ex (oder heute die Verwendung von Recycling-Papier) kann durchaus ein guter Anfang sein!


Umweltschutz ist praktizierte Ökonomie

Anders als andere Umweltverbände hat B.A.U.M. erkannt, dass Umweltschutz für die meisten Unternehmen nur dann relevant wird, wenn sie dadurch auch Kosten sparen. Diese Erkenntnis öffnet Türen. Denn noch ist unsere Gesellschaft nicht so weit, dass sie Umweltschutz von Unternehmen honoriert, indem sie dadurch verursachte Preissteigerungen einfach akzeptiert - Unternehmen brauchen aber Kunden.

Als ich in den 70ern angefangen habe, mich mit ökologischer Unternehmensführung auseinanderzusetzen, dachte ich, die Gesellschaft würde schneller Fortschritte machen. Trotzdem bin ich heute nicht unzufrieden mit dem, was wir in den letzten 30 Jahren erreicht haben: Das Bewusstsein vieler Menschen ist merklich verändert. Früher war es undenkbar, dass Menschen bei Kaufentscheidungen Tierwohl, Klimaschutz oder Verteilungsgerechtigkeit berücksichtigen. Heute kehren Menschen einem Bio-Markt den Rücken, weil dessen neuer Gesellschafter für Preiskorruption steht. Das macht Mut.

Es bleibt noch viel zu tun. In den nächsten 30 Jahren muss B.A.U.M. daher wie ein Transmissionsriemen für den Klimaschutz sein: Denn es sind die Unternehmen, die am entscheidenden Hebel sitzen, mit ihrer Produktion etwas für den Klimaschutz und gegen Ressourcenausbeutung zu tun, sowie alternatives Wachstum zu schaffen. Viele gute Ideen gibt es schon, aber ihre flächendeckende Umsetzung tut not. Unternehmen davon zu überzeugen, ist keine leichte Aufgabe, aber eine, die es wert ist, verfolgt zu werden. B.A.U.M. traue ich zu, das zu schaffen.
 
Von Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber, Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 22.01.2014

     
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