Apple & Foxconn

Nichts als leere Versprechungen

Wien - Apple und Foxconn haben verkündet bis 1. Juli die Arbeitsstunden in Foxconns chinesischen Werken auf das rechtliche Maximum zu beschränken ohne, dass es zu Einkommensverlusten für die ArbeiterInnen kommen würde. Geändert hat sich vorerst nicht viel, wie die Südwind-Kampagne Clean-IT nun aufdeckt.

Arbeiterinnen am Fließband in einer chinesischen Fabrik. Ihre Arbeitsbedingungen sind weiterhin nicht akzeptabel.
Foto: © Clean-IT
Nach einer Selbstmordwelle unter ArbeiterInnen und harscher Kritik an den Arbeitsbedingungen in den chinesischen Foxconn-Werken, in denen überwiegend Apple-Produkte gefertigt werden, war Apple 2012 der Fair Labor Association (FLA) beigetreten und beauftragte diese die Arbeitsbedingungen in seinen Werken in China zu untersuchen.

Apple und Foxconn versprachen in einer Veröffentlichung der FLA Ende März 2012 wesentliche Neuerungen bis zum 1. Juli 2013 einzuführen. So sollten, zum Beispiel, die Arbeitsstunden auf den rechtlichen Standard in China, nämlich 40 Stunden Normalarbeitszeit plus höchstens neun Überstunden pro Woche, angeglichen werden. Gleichzeitig sollte es zu Lohnerhöhungen kommen, um die negativen Auswirkungen der Reduktion der Arbeitsstunden wettzumachen und Lohnnachzahlungen für unbezahlte Arbeitszeit sollten geleistet werden.

Außerdem wurde vereinbart eine Studie durchzuführen, die die Höhe eines existenzsichernden Mindestlohnes bestimmen würde. "Bedauerlicherweise wurde nun klar, dass Apple und Foxconn ihre Versprechungen nicht eingehalten haben. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter heißt das weiterschuften zu Hungerlöhnen", kritisiert Andrea Ben Lassoued, Leiterin der Südwind-Kampagne Clean-IT, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Elektronikindustrie einsetzt.

Schon im Frühling 2013 wurde offensichtlich, dass es bei Foxconn und Apple zu erheblichen Verzögerungen in der Umsetzung der angekündigten Reformen kam. Am 17. Mai 2013 gab Foxconn bekannt, dass mehr Zeit notwendig wäre, um die Überstunden in den chinesischen Fabriken zu reduzieren. Auch der ebenfalls im Mai publizierte zweite Foxconn-Prüfbericht der FLA führt keine Fortschritte bezüglich Lohnerhöhungen an.

Weiters wurde festgestellt, dass Foxconn die Wochen-Arbeitsstunden bis dato auf 60 reduziert hätte. Dies verstößt aber immer noch gegen den eigenen Verhaltenskodex der FLA, der vorsieht, dass die Standards des Landes eingehalten werden, in dem sich die Produktionsstätte befindet. Das chinesische Arbeitsrecht sieht aber nur eine 40-Stunden-Woche und insgesamt 36 Überstunden pro Monat vor.

Dieses Problem besteht nicht nur in den drei Firmen, die von der FLA untersucht wurden. Kürzlich durchgeführte Forschungen in anderen Fabriken Foxconns berichten von 80-100 Wochenstunden. 60 ArbeiterInnen des Foxconn Werks in Zhengzhou wurden von ForscherInnen der Hongkonger Organisation SACOM (Students and Scholars Against Corporate Misbehaviour) im Herbst 2012 interviewt. Sie berichten von unzähligen unbezahlten Überstunden und von angeordnetem Zeitausgleich statt der rechtlich vorgesehenen Vergütung von Überstunden.

Am 1. Mai 2013 beschuldigte eine Gruppe von WissenschafterInnen und StudentInnen aus China und Hongkong Foxconn Überstunden zu verstecken, indem die Überstundenzuschläge als "Bonuszahlungen" auf den Lohnabrechnungen der ArbeiterInnen verzeichnet werden.

"Gemeinsam mit SACOM fordern wir Foxconn auf, die Überstunden auf das rechtliche Maximum zu reduzieren und den Arbeiterinnen und Arbeitern existenzsichernde Mindestlöhne zu zahlen - Löhne, die ihnen und ihren Familien ein menschenwürdiges Auskommen gewährleisten", so Ben Lassoued.

Mehr Informationen zu den Arbeitsbedingungen in der Elektronikindustrie unter www.clean-it.at

Die Südwind-Kampagne Clean-IT ist Teil des internationalen GoodElectronics Netzwerkes. Sie wird von der Europäischen Union und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert. Die von Clean-IT vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von Clean-IT wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Fördergeber dar.

Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit über 30 Jahren für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt.





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Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 04.07.2013

     
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