Zero Impact Growth - Der T(h)urmblick
Auf der Suche nach einer klaren Orientierungshilfe?
Also jetzt mal ehrlich - woher wissen wir eigentlich, ob ein Unternehmen nachhaltig wirtschaftet? Und woran bemessen wir dies? Sind die Gewinner in den verschiedenen Rankings diejenigen, die genug für die Nachhaltigkeit ihres Unternehmens, des Planeten und uns Menschen tun? Nein, wir wissen es nicht!
Wir können nur grob beurteilen, ob Unternehmen B besser als Unternehmen A ist. Aber dafür müssen wir schon sehr genau die sogenannten "Boundary Definitions" anschauen: Für was und wie weit fühlt sich ein Unternehmen verantwortlich und misst dies dann auch? Die jetzt noch gültigen GRI Guidelines (Version 3.1) kennen zwar den "Nachhaltigkeitskontext" als ein Prinzip, aber die Indikatoren bilden diesen Anspruch nicht ab. Dieses Dilemma bestand schon 2005/2006, als Footprints, Emission Caps oder das Ruggie-Framework noch nicht bestanden. Uns fehlt noch immer die eigentliche Benchmark zur Bewertung von "gut oder schlecht". Die neuen G4 Richtlinien (2013) und das künftige IIRC Rahmenwerk (2020) müssen Antwort geben auf Sinn und Zweck der Berichterstattung und festlegen, welche Benchmarks Erfolg im Sinne der Nachhaltigkeit messen. Uns fehlt eine klare Orientierungshilfe!
John Elkington (Volans) und ich sind davon überzeugt, dass wir nicht bis 2020 warten können, um diese Benchmark zu definieren. Nach unzähligen Gesprächen mit Unternehmen haben wir uns entschlossen, mit dem "ZERO IMPACT GROWTH"-Paradigma die nötige Orientierungshilfe zu definieren. Wir fokussieren uns auf die Basisarbeiten des WBCSD (Vision 2050) und die einfache Annahme, dass wir sehr schnell definieren müssen, was wir bis wann und mit welchen Konsequenzen gemeinsam erreichen müssen. Darauf aufbauend bieten wir ab Frühjahr 2012 den ZERO HUB als Open Innovation Plattform an, um mit Unternehmen aus insgesamt sechs Industrieclustern gemeinsam zu arbeiten. Die Kombination der Thesen aus John Elkingtons neuem Buch "The Zeronauts - Breaking the Sustainability Barrier" [Earthscan/Taylor & Francis, Frühjahr 2012] und die Innovationsmethodologien von Deloitte Innovation liegen diesem Prozess zugrunde. Wir definieren die sogenannten "Zeronautics", den notwendigen "Joint Adaptation Plan", und darauf aufbauend die Werkzeuge und "Individual Adaptation Plans" zur Unterstützung der Umsetzung. Phase 1 dauert neun Monate und ist - wie der Name schon andeutet - aus unserer Sicht nur der Anfang (weitere Informationen zum ZERO HUB sind über die E-Mail-Adresse unten beziehbar).
Der Diskussionsprozess zum ZERO HUB ist vielschichtig, ermutigend sowie schockierend zugleich. Es gibt viele Unternehmen, die grundsätzlich Interesse an dieser Ausarbeitung haben, es aber für zu früh oder zu schwierig erachten, sich an dieser Diskussion aktiv zu beteiligen. Zu unserer Überraschung kommen diese Aussagen vielfach von Unternehmen, die in den einschlägigen Rankings relativ gut abschneiden. Woran liegt das? Ich denke, vier sehr kritische Aspekte sind hierbei zu nennen:
1. Selbst bei den im Nachhaltigkeitsbereich weiter entwickelten Unternehmen stehen noch immer kaum Kapazitäten zu Themen nachhaltiger Entwicklung zur Verfügung. Entscheidungsprozesse sind vor diesem Hintergrund sehr politisch motiviert und diffus bezüglich der Mitspracherechte und somit unberechenbar.
2. Die mittelfristigen Zielsetzungen dieser Unternehmen entsprechen eher dem Forderungskanon des Topmanagements. Dieser ist vielfach nur ansatzweise mit ausgearbeiteten Szenarien untermauert. Ein angesprochenes Unternehmen hat sich beispielsweise sehr medienwirksame mittelfristige Ziele auferlegt, aber die Nachhaltigkeitsspezialisten des Unternehmens wissen eigentlich noch nicht richtig, wie diese zu erreichen sind. Der ZERO HUB ist aus der Sicht solcher Unternehmen dann eher unerwünscht.
3. Das ZERO IMPACT GROWTH Paradigma schafft - so unsere Überzeugung - Orientierungshilfe, um Einzelaktivitäten eines Unternehmens bezüglich der Effektivität und des Zeitplans besser untersuchen zu können. Seien wir ehrlich, viele Nachhaltigkeitschefs wollen dies gar nicht. Gründe sind vor allem eigenes Standing und Innenpolitik, und je weniger Benchmark existiert, umso mehr Handlungsfreiheit bleibt.
4. In vielen Unternehmen, die sich an der Rankingspitze befinden, ist Nachhaltigkeit Teil des Brands geworden. Um diese Spitzenposition zu behalten, schotten sie sich z.T. ab, was kontraproduktiv zum eigentlichen Nachhaltigkeitsgedanken ist und in alte Stereotype (noch verstärkt durch die Aspekte 1-3) zurückfallen lässt. Eine weitere Krisenwelle kommt dann gerade recht: Man müsse sich jetzt erst mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Und außerdem bekäme man doch so viele Angebote von außen, die man gar nicht bewältigen könne.
Aber es gibt auch Unternehmen, die sich wirklich um ihr und unser Überleben in der Zukunft sorgen. Es sind diejenigen Unternehmen, die wissen, dass das eigentliche Innovationspotenzial der Nachhaltigkeit durchaus auch außerhalb der eigenen Industrie sowie der Liefer- und Abnehmerketten zu finden ist. Sie sehen das Synergienpotenzial eines gut organisierten Innovationsprozesses wie den ZERO HUB als Möglichkeit, die letzten Hindernisse zum 'Mount Sustainability' zu überwinden. Dass aus der akademischen Welt schon der Ruf nach REGENERATIVE GROWTH als Folgeparadigma kommt, verstärkt die Motivation, nun erst einmal die minimal notwendige Orientierungshilfe anzuvisieren. Soviel Zeit muss sein!
Wir können nur grob beurteilen, ob Unternehmen B besser als Unternehmen A ist. Aber dafür müssen wir schon sehr genau die sogenannten "Boundary Definitions" anschauen: Für was und wie weit fühlt sich ein Unternehmen verantwortlich und misst dies dann auch? Die jetzt noch gültigen GRI Guidelines (Version 3.1) kennen zwar den "Nachhaltigkeitskontext" als ein Prinzip, aber die Indikatoren bilden diesen Anspruch nicht ab. Dieses Dilemma bestand schon 2005/2006, als Footprints, Emission Caps oder das Ruggie-Framework noch nicht bestanden. Uns fehlt noch immer die eigentliche Benchmark zur Bewertung von "gut oder schlecht". Die neuen G4 Richtlinien (2013) und das künftige IIRC Rahmenwerk (2020) müssen Antwort geben auf Sinn und Zweck der Berichterstattung und festlegen, welche Benchmarks Erfolg im Sinne der Nachhaltigkeit messen. Uns fehlt eine klare Orientierungshilfe!
John Elkington (Volans) und ich sind davon überzeugt, dass wir nicht bis 2020 warten können, um diese Benchmark zu definieren. Nach unzähligen Gesprächen mit Unternehmen haben wir uns entschlossen, mit dem "ZERO IMPACT GROWTH"-Paradigma die nötige Orientierungshilfe zu definieren. Wir fokussieren uns auf die Basisarbeiten des WBCSD (Vision 2050) und die einfache Annahme, dass wir sehr schnell definieren müssen, was wir bis wann und mit welchen Konsequenzen gemeinsam erreichen müssen. Darauf aufbauend bieten wir ab Frühjahr 2012 den ZERO HUB als Open Innovation Plattform an, um mit Unternehmen aus insgesamt sechs Industrieclustern gemeinsam zu arbeiten. Die Kombination der Thesen aus John Elkingtons neuem Buch "The Zeronauts - Breaking the Sustainability Barrier" [Earthscan/Taylor & Francis, Frühjahr 2012] und die Innovationsmethodologien von Deloitte Innovation liegen diesem Prozess zugrunde. Wir definieren die sogenannten "Zeronautics", den notwendigen "Joint Adaptation Plan", und darauf aufbauend die Werkzeuge und "Individual Adaptation Plans" zur Unterstützung der Umsetzung. Phase 1 dauert neun Monate und ist - wie der Name schon andeutet - aus unserer Sicht nur der Anfang (weitere Informationen zum ZERO HUB sind über die E-Mail-Adresse unten beziehbar).
"Zero-Glossar"
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Der Diskussionsprozess zum ZERO HUB ist vielschichtig, ermutigend sowie schockierend zugleich. Es gibt viele Unternehmen, die grundsätzlich Interesse an dieser Ausarbeitung haben, es aber für zu früh oder zu schwierig erachten, sich an dieser Diskussion aktiv zu beteiligen. Zu unserer Überraschung kommen diese Aussagen vielfach von Unternehmen, die in den einschlägigen Rankings relativ gut abschneiden. Woran liegt das? Ich denke, vier sehr kritische Aspekte sind hierbei zu nennen:
1. Selbst bei den im Nachhaltigkeitsbereich weiter entwickelten Unternehmen stehen noch immer kaum Kapazitäten zu Themen nachhaltiger Entwicklung zur Verfügung. Entscheidungsprozesse sind vor diesem Hintergrund sehr politisch motiviert und diffus bezüglich der Mitspracherechte und somit unberechenbar.
2. Die mittelfristigen Zielsetzungen dieser Unternehmen entsprechen eher dem Forderungskanon des Topmanagements. Dieser ist vielfach nur ansatzweise mit ausgearbeiteten Szenarien untermauert. Ein angesprochenes Unternehmen hat sich beispielsweise sehr medienwirksame mittelfristige Ziele auferlegt, aber die Nachhaltigkeitsspezialisten des Unternehmens wissen eigentlich noch nicht richtig, wie diese zu erreichen sind. Der ZERO HUB ist aus der Sicht solcher Unternehmen dann eher unerwünscht.
3. Das ZERO IMPACT GROWTH Paradigma schafft - so unsere Überzeugung - Orientierungshilfe, um Einzelaktivitäten eines Unternehmens bezüglich der Effektivität und des Zeitplans besser untersuchen zu können. Seien wir ehrlich, viele Nachhaltigkeitschefs wollen dies gar nicht. Gründe sind vor allem eigenes Standing und Innenpolitik, und je weniger Benchmark existiert, umso mehr Handlungsfreiheit bleibt.
4. In vielen Unternehmen, die sich an der Rankingspitze befinden, ist Nachhaltigkeit Teil des Brands geworden. Um diese Spitzenposition zu behalten, schotten sie sich z.T. ab, was kontraproduktiv zum eigentlichen Nachhaltigkeitsgedanken ist und in alte Stereotype (noch verstärkt durch die Aspekte 1-3) zurückfallen lässt. Eine weitere Krisenwelle kommt dann gerade recht: Man müsse sich jetzt erst mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Und außerdem bekäme man doch so viele Angebote von außen, die man gar nicht bewältigen könne.
Aber es gibt auch Unternehmen, die sich wirklich um ihr und unser Überleben in der Zukunft sorgen. Es sind diejenigen Unternehmen, die wissen, dass das eigentliche Innovationspotenzial der Nachhaltigkeit durchaus auch außerhalb der eigenen Industrie sowie der Liefer- und Abnehmerketten zu finden ist. Sie sehen das Synergienpotenzial eines gut organisierten Innovationsprozesses wie den ZERO HUB als Möglichkeit, die letzten Hindernisse zum 'Mount Sustainability' zu überwinden. Dass aus der akademischen Welt schon der Ruf nach REGENERATIVE GROWTH als Folgeparadigma kommt, verstärkt die Motivation, nun erst einmal die minimal notwendige Orientierungshilfe anzuvisieren. Soviel Zeit muss sein!
Wie ein Raumflug: Die fünf Schritte zum Zeronaut 1) Launch
2) Into Orbit
3) Preparing to land
4) Re-Entry
5) Stardom
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Im Profil
Ralph Thurm ist Gründer und Managing Director von A|HEAD|ahead. Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick".
Ralph Thurm ist Gründer und Managing Director von A|HEAD|ahead. Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick".
Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 04.01.2012
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