Flüsterleise durch die City

Ein Hamburger Logistiker setzt auf Strom und CO2-Reduktion.

Schon ab Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrtausends war ein innovativer Logistikdienstleister aus Hamburg die Erprobung von E-Mobilen und alternativer Antriebe angegangen. Doch mangelnde Reichweiten und zu geringe Praxistauglichkeit verhinderten größere Fortschritte: Das Nachladen der Batterien dauerte zu lange, eine flächendeckende Infrastruktur fehlte noch und die hohen Anschaffungskosten der Fahrzeuge schreckten ab. Das überzeugte Eintreten für eine CO2-freie Zukunft hat sich allerdings ausgezahlt. Heute, rund 15 Jahre später, steht das Thema E-Mobilität weltweit auf der Agenda und der früh gestartete Logistiker möchte auch weiter ganz vorne mit dabei sein.

2010: Schnell wie ein Formel-1-Profi, flüsterleise wie ein Götterbote. Mit seinen neuen E-Fahrzeugen startet der Paketdienst Hermes in eine neue Ära. Im Bild: Dr. Philip Nölling, CFO von Hermes und Mika Häkkinen, Formel-1-Weltmeister, bei der Übergabe der ersten E-Fahrzeuge in Berlin.
Foto: © Hermes
Bereits im Sommer 2010 wurden in Berlin die ersten serienreif produzierten Vito E-CELL von Mercedes-Benz als Transporter im Zustelldienst der Logistikgruppe getestet. Aufgrund der guten Erfahrungen ging das Unternehmen 2011 - im Jahr der europäischen Umwelthauptstadt - auch in Hamburg mit E-Transportern von Mercedes-Benz, aber auch mit Smart und Renault in die E-Offensive."Die Entwicklung von Elektromobilität ist für uns eine klare Investition in die Zukunft", betont Dr. Philip Nölling, kaufmännischer Geschäftsführer der Hermes Logistik Gruppe Deutschland (HLGD), im Pressegespräch. "Denn eine verantwortungsvolle und Ressourcen schonende Logistik braucht Unternehmen, die mit gutem Beispiel voran gehen und neue Technologien frühzeitig erproben." Als einer der größten gewerblichen Nutzer in der Modellregion Hamburg setzt Hermes schon heute eine steigende Zahl elektrischer Antriebe und Botenräder bei der Paketzustellung im Stadtgebiet ein - noch ist das ein seltenes Bild.

Pionierleistungen mit Imagegewinn
Dieser beherzte Schritt ist nicht nur für die Paketbranche, sondern für die gesamte Wirtschaft wegweisend. Nicht zuletzt wegen Internet und E-Commerce haben die Sendungsmengen zuletzt dramatisch zugenommen. Die Städter monieren Lärm und Abgase, und die Reduktion von CO2 ist eine erklärte Priorität von Politik und Wirtschaft. Auch hier setzt CFO Nölling ein klares Statement: "Die Logistik gerät in puncto Klima- und Umweltschutz zunehmend in die Pflicht. Wer CO2-Emissionen regulieren will, muss Transporte bewusst vermeiden. Dahinter steht der explizite Auftrag an die Logistik, die übergebenen Transporte möglichst klimaneutral und Ressourcen schonend zu organisieren. Die Ökologie ist längst zum Wettbewerbsfaktor geworden."

Auch eine gute Alternative zu herkömmlichen Transportfahrzeugen sind E-Bikes. Das lauteste an ihnen ist die Klingel.
Foto: © Hermes
Besonders die Elektromobilität bietet für die Transportspezialisten großes Potenzial. Man will gerüstet sein für die bereits heute absehbaren restriktiven, staatlichen Maßnahmen wie CO2-Limits und Umweltzonen. Man will nicht bloß reagieren, sondern die Zukunft der Mobilität aktiv mit gestalten. Ökonomisches Wachstum an ökologische Nachhaltigkeit zu koppeln, ist für den Logistiker eine Rechnung, die aufgeht. Denn damit erzielt das Unternehmen nicht nur einen Imagegewinn, sondern kann auch die Glaubwürdigkeit seines ökologischen Gesamtprogramms untermauern.

"Enabler" für die Kunden
Die Götterboten wollen selbst mit gutem Beispiel voran gehen und damit auch die Kunden zum CO2-Sparen animieren. Diese bekommen die beim Transport anfallenden CO2-Emissionen standardmäßig ausgewiesen und können auf Beratungsleistungen zur weiteren Optimierung ihrer Logistik zurückgreifen. Auch an Umweltschutzprojekten, die in Kooperation mit dem NABU realisiert werden, werden Kunden beteiligt. "Unser gemeinsames Ziel ist, CO2 künftig lückenlos entlang der gesamten Logistikkette zu erfassen, auszuweisen und sukzessive zu reduzieren", unterstreicht Dr. Philip Nölling. Die Hoffnung treibt an, dass in naher Zukunft nur noch das leise Surren von E-Fahrzeugen und Fahrradklingeln in den Innenstädten zu hören sind.
 
 
Von Fritz Lietsch

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Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.

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