Veröffentlichung des CDP Jahresberichts 2011
Klimaschutzziele deutscher Unternehmen drohen politische Vorgaben zu verfehlen
- Von 128 Unternehmen, die ihre Klimadaten an das CDP berichten, haben 48% Ziele zur CO2-Reduktion gemeldet
- CO2-Emissionen sind trotz Wirtschaftswachstum in 2010 nur um 0,5% gestiegen
- Erheblich bessere Transparenz bei der Berichterstattung - durchschnittliches CDP Rating der besten Unternehmen von 76 auf 84 gestiegen
Die Unternehmen müssen noch einiges leisten, um der Erderwährmung entgegen zu wirken. |
Dies ist das Ergebnis des Jahresberichts 2011 des Carbon Disclosure Project (CDP) für Deutschland und Österreich, der in Frankfurt a. M. veröffentlicht wurde. Das CDP ist die führende internationale Initiative bei der Erhebung, Analyse und Bewertung von Emissions- und Klimadaten von Unternehmen. Der Bericht, der in diesem Jahr zum sechsten Mal erscheint, untersucht die Klimaschutz-Aktivitäten der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland und Österreich. Er entstand in Kooperation mit den strategischen Partnern des CDP, der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem WWF, sowie der WestLB, deren Analysten wie im Vorjahr den Bericht verfassten. 128 Unternehmen - und damit mehr als je zuvor - beteiligten sich in diesem Jahr an der Umfrage des CDP in Deutschland und Österreich. Darunter sind alle 30 Unternehmen aus dem DAX vertreten.
Hat die Abkoppelung von Emissions- und Wirtschaftswachstum schon begonnen?
Die Treibhausgasemissionen der an das CDP berichtenden Unternehmen sind trotz 3,6 Prozent Wirtschaftswachstum und erheblicher Produktionsausweitung auf vergleichbarer Basis im Jahr 2010 aggregiert nur um 0,5 Prozent gestiegen - das Umweltbundesamt hat die Ausweitung der Gesamtemissionen in Deutschland für 2010 dagegen vorläufig auf 5,4 Prozent geschätzt. Ist dies ein erstes Zeichen, dass sich das Emissionsvolumen bei Unternehmen vom wirtschaftlichen Wachstum abzukoppeln beginnt? So offenkundig dies für das Jahr 2010 ist - für eine langfristige Trendaussage ist es noch zu früh. Denn das berichtete Investitionsniveau der Unternehmen dürfte für nachhaltige Emissionsminderungen kaum ausreichen. Zwar haben die Unternehmen insgesamt 438 Maßnahmen zum Schutz des Klimas gemeldet. Doch diese summieren sich insgesamt nur auf 3,4 Mrd. Euro Investitionen. Mehr als die Hälfte der angegebenen Investitionen gehen in die Bereitstellung kohlenstoffarmer Energie, je ein Fünftel in energieeffizientere Prozesse und in Produktdesign. 120 Mio. EUR werden ausgegeben für Energieeffizienz in Gebäuden. Da zwei Drittel der genannten Maßnahmen von den Unternehmen allerdings noch nicht beziffert werden können, ist der tatsächliche Umfang der Klimaschutzinvestitionen schwer abzuschätzen.
Auch die Zeiträume bei der Planung von Emissionseinsparungen der Unternehmen reichen noch nicht aus, um einen langfristig sicheren Pfad zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu ermöglichen: nur durchschnittlich 3,1 Jahre "Restlaufzeit" haben die Reduktionsziele. Nur fünf Unternehmen - darunter BMW, K + S, Deutsche Telekom und VERBUND - haben Reduktionsziele, die länger als 15 Jahre angesetzt sind. Im Übrigen setzt sich die Mehrzahl der Unternehmen keine absoluten, sondern lediglich relative Reduktionsziele. Diese reichen häufig nicht aus, den Umsatzwachstumseffekt auszugleichen - ihre Emissionen steigen dann trotz verbesserter Ressourceneffizienz.
Die Zielsetzungen und Strategien der Unternehmen zur Bekämpfung des Klimawandels weisen insgesamt also noch Mängel auf. Das spiegelt sich auch in den Rating-Ergebnissen des CDP zur sogenannten "Klimaperformance" wider. Nur vier deutsche Unternehmen haben es in diesem Jahr mit Ihren Klimaschutzmaßnahmen in den "Carbon Performance Leadership Index" (CPLI) geschafft. Es qualifizierten sich BASF, Bayer, BMW und SAP. In der Gesamtbewertung zur Performance aller Unternehmen konnten sich Allianz, CeWe Color, Deutsche Börse, SAP, Symrise und Volkswagen verbessern.
Fortschritte bei der Transparenz und Berichtsqualität der Unternehmen
Um die Unternehmensantworten auch in ihrer Vollständigkeit vergleichen zu können, veröffentlicht das CDP zudem jährlich den "Carbon Disclosure Leadership Index" (CDLI). Hier konnten sich die deutschen und österreichischen Unternehmen auch im internationalen Vergleich deutlich verbessern. Die durchschnittliche Bewertung der 30 Indexmitglieder hat sich von 76 auf 84 Punkte erhöht. Die Spitzenplätze belegen Bayer, Deutsche Post, Siemens und BMW. Neu aufgenommen in den Index wurden: Bauer, Commerzbank, Daimler, Porsche, Raiffeisen, VERBUND und Strabag. Den größten Sprung nach vorne schaffte die Deutsche Börse (+26 Punkte).
Ausschlaggebend für die durchschnittliche Gesamtverbesserung der Transparenz-Noten waren mehrere Faktoren. Besonders hervorzuheben ist, dass sich immer mehr Unternehmen ihrer Verantwortung für die Emissionen entlang ihrer Wertschöpfungskette stellen. So sind im Bereich der sogenannten Scope-3-Emissionen trotz hoher Komplexität und Unsicherheit in der Methodik inzwischen 45 Prozent aller Unternehmen in der Lage, Daten zu messen und zu berichten - das sind acht Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Auch die Verlässlichkeit der berichteten Emissionsdaten konnte erheblich gesteigert werden: Der Anteil der Unternehmen, die ihre Emissionen extern verifizieren lassen, stieg von 53 Prozent auf 68 Prozent bei den direkten Emissionen (Scope 1). Bei den indirekten - auf dem Energieverbrauch beruhenden - Emissionen ist dieser Anstieg mit 16 Prozentpunkten auf 57 Prozent noch deutlicher zu erkennen. Eine bedeutende Entwicklung, da nur verlässliche Daten Grundlage für fundierte Investmententscheidungen sein können.
Erfreulich ist zudem, dass die höhere Transparenz der Informationen gegenüber der Öffentlichkeit zugenommen hat: 61 Prozent der Unternehmen entschieden sich dafür, Ihre an das CDP berichteten Informationen öffentlich verfügbar zu machen; im Vorjahr waren das nur 57 Prozent.
Der Bericht kann unter diesem Link heruntergeladen werden.
Über das CDP
Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die die weltweit größte Datenbank für unternehmensrelevante Klimainformationen führt. Im Auftrag von 551 institutionellen Investoren fordert das CDP jährlich rund 6.000 börsennotierte Unternehmen weltweit auf, ihre klimarelevanten Unternehmensdaten an das CDP zu berichten - über die Hälfte leisten dieser Aufforderung folge. Die Ergebnisse werden in regionalen Analyseberichten interpretiert, bewertet und dienen insbesondere Kapitalmarktteilnehmern für nachhaltige Investmententscheidungen. Ziel ist es, Emissions-management und Klimawandel als wichtige Wirtschafts- und Erfolgsfaktoren in Unternehmen zu etablieren. In Deutschland ist das CDP seit 2006 aktiv. Die im DAX30 notierten Unternehmen sind unter den Teilnehmern vollständig vertreten. Die strategischen Partner des CDP in Deutschland sind die KPMG AG Wirtschafts-prüfungsgesellschaft und der WWF Deutschland. Mehr Informationen zum CDP finden Sie unter: www.cdproject.net
Quelle:
Umwelt | Klima, 17.10.2011
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