Standards, Kodizes und Preise
Sabine Braun zieht Bilanz aus dem Monat Februar
Die Standardisierung und Formalisierung im Bereich Nachhaltigkeit schreitet weiter voran. Manches mag übertrieben erscheinen. Letztlich ist es aber eine Folge des hohen Interesses an dem Thema, das neue Gewichtungen im Verhältnis von Staat und Wirtschaft setzen kann und auch im Finanzmarkt an Bedeutung gewinnt.
Es ist nicht mehr beliebig, sondern für die Unternehmen und jene, die sie bewerten, wesentlich. Für Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, wird die Sache dadurch aber nicht einfacher. Denn die Rahmenwerke zu erfüllen, die die Spreu vom Weizen trennen sollen, setzt eine intensive Beschäftigung mit ihnen voraus. So trägt den Sieg oftmals nicht der, der alles richtig macht, sondern jener, der es gemäß den umfassenden Vorgaben besser darstellt. Wobei hier nichts gegen Grundregeln der Transparenz gesagt sei. Denn Glaubwürdigkeit beruht darauf, dass man das, was man tut, auch belegen kann. Und eine kontinuierliche Verbesserung von Leistungen setzt voraus, diese auch zu messen.
Internationale Entwicklung
Die Global Reporting Initiative (GRI) hat ihre Anforderungen an die Transparenz der von ihr geprüften Nachhaltigkeitsberichte ebenso verschärft wie der Global Compact der Vereinten Nationen die Vorgaben für die Fortschrittsberichterstattung (Communication on Progress). Anfang Februar haben zudem die GRI, der europäische Gewerkschaftsbund European Trade Union Confederation (ETUC) sowie die European Coalition for Corporate Justice (ECCJ), eine Allianz aus Nichtregierungsorganisationen und akademischen Institutionen, von der Europäischen Kommission eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gefordert, die Betriebe der jeweiligen Lieferketten einschließt. Sie erhoffen sich dadurch mehr Transparenz und eine bessere Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistungen unterschiedlicher Unternehmen. Experten sind freilich skeptisch. Denn schon heute ist selbst die freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung mit zahlreichen Anforderungen und Formalismen verbunden, dass der Nutzen von vielen in Fragen gestellt wird. Insbesondere mittelständische Unternehmen, die durch eine gesetzliche Verpflichtung zu Berichterstattung angehalten werden sollen, scheuen deshalb vor dem Aufwand zurück - zumal sie anders als börsennotierte Unternehmen unter keinem hohen Öffentlichkeitsdruck stehen und Kunden wie Verbraucher umfangreiche Berichte nur selten lesen. So meint auch Caspar von Blomberg, Europachef des Carbon Disclosure Projects, dass es bei Nachhaltigkeit anders als beim reinen Klimareporting einen "quasi regulatorischen Druck des Marktes noch nicht in dem Maße" gebe.
Nachhaltigkeit in Deutschland
Am 24. Februar 2011 zu Ende ging die öffentliche Kommentierungsphase zum Entwurf des Deutschen Nachhaltigkeitskodex, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung vorgelegt hatte. Sie führte zu rund 70 Stellungnahmen, darunter auch einige aus Unternehmen, aber vor allem aus Verbänden und Vereinen. Sie sind auf der Website des Rats für Nachhaltige Entwicklung veröffentlicht und bieten ein lesenswertes Kaleidoskop zum Thema "Nachhaltigkeit in Deutschland". Die meisten begrüßen die Initiative des Rats grundsätzlich. Vielfach bemängelt wird aber die unzulängliche Kompatibilität des Kodex mit der mittelständischen Wirtschaft beziehungsweise die Konzentration auf börsennotierte Unternehmen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vermischung von Performance- und Transparenz- bzw. Systemanforderungen. Und insbesondere die betroffenen börsennotierten Unternehmen lehnen die Verknüpfung mit §161 des deutschen Aktiengesetzes aus Haftungsgründen größtenteils ab. Umstrittener als der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, der dieses Jahr zum vierten Mal vergeben werden soll. Die Irritationen, die die Juryentscheidungen bei der letzten Preisverleihung im November 2010 in der Nachhaltigkeitsszene ausgelöst haben, sind noch nicht vergessen. Auch Befürworter des Nachhaltigkeitspreises konnte der Durchmarsch des Einzelhandelsunternehmens Rewe in gleich drei Kategorien nicht wirklich begeistern. Nun sind Unternehmen jeder Größe und Branche erneut aufgerufen, sich bis zum 15. Mai 2011 bewerben.
Mehr dazu:
http://www.nachhaltigkeitspreis.de/files/einladung_wettbewerb_dnp_2011.pdf
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Sabine Braun |
Internationale Entwicklung
Die Global Reporting Initiative (GRI) hat ihre Anforderungen an die Transparenz der von ihr geprüften Nachhaltigkeitsberichte ebenso verschärft wie der Global Compact der Vereinten Nationen die Vorgaben für die Fortschrittsberichterstattung (Communication on Progress). Anfang Februar haben zudem die GRI, der europäische Gewerkschaftsbund European Trade Union Confederation (ETUC) sowie die European Coalition for Corporate Justice (ECCJ), eine Allianz aus Nichtregierungsorganisationen und akademischen Institutionen, von der Europäischen Kommission eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gefordert, die Betriebe der jeweiligen Lieferketten einschließt. Sie erhoffen sich dadurch mehr Transparenz und eine bessere Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistungen unterschiedlicher Unternehmen. Experten sind freilich skeptisch. Denn schon heute ist selbst die freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung mit zahlreichen Anforderungen und Formalismen verbunden, dass der Nutzen von vielen in Fragen gestellt wird. Insbesondere mittelständische Unternehmen, die durch eine gesetzliche Verpflichtung zu Berichterstattung angehalten werden sollen, scheuen deshalb vor dem Aufwand zurück - zumal sie anders als börsennotierte Unternehmen unter keinem hohen Öffentlichkeitsdruck stehen und Kunden wie Verbraucher umfangreiche Berichte nur selten lesen. So meint auch Caspar von Blomberg, Europachef des Carbon Disclosure Projects, dass es bei Nachhaltigkeit anders als beim reinen Klimareporting einen "quasi regulatorischen Druck des Marktes noch nicht in dem Maße" gebe.
Nachhaltigkeit in Deutschland
Am 24. Februar 2011 zu Ende ging die öffentliche Kommentierungsphase zum Entwurf des Deutschen Nachhaltigkeitskodex, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung vorgelegt hatte. Sie führte zu rund 70 Stellungnahmen, darunter auch einige aus Unternehmen, aber vor allem aus Verbänden und Vereinen. Sie sind auf der Website des Rats für Nachhaltige Entwicklung veröffentlicht und bieten ein lesenswertes Kaleidoskop zum Thema "Nachhaltigkeit in Deutschland". Die meisten begrüßen die Initiative des Rats grundsätzlich. Vielfach bemängelt wird aber die unzulängliche Kompatibilität des Kodex mit der mittelständischen Wirtschaft beziehungsweise die Konzentration auf börsennotierte Unternehmen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vermischung von Performance- und Transparenz- bzw. Systemanforderungen. Und insbesondere die betroffenen börsennotierten Unternehmen lehnen die Verknüpfung mit §161 des deutschen Aktiengesetzes aus Haftungsgründen größtenteils ab. Umstrittener als der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, der dieses Jahr zum vierten Mal vergeben werden soll. Die Irritationen, die die Juryentscheidungen bei der letzten Preisverleihung im November 2010 in der Nachhaltigkeitsszene ausgelöst haben, sind noch nicht vergessen. Auch Befürworter des Nachhaltigkeitspreises konnte der Durchmarsch des Einzelhandelsunternehmens Rewe in gleich drei Kategorien nicht wirklich begeistern. Nun sind Unternehmen jeder Größe und Branche erneut aufgerufen, sich bis zum 15. Mai 2011 bewerben.
Mehr dazu:
http://www.nachhaltigkeitspreis.de/files/einladung_wettbewerb_dnp_2011.pdf
Quelle:
Wirtschaft | Recht & Normen, 07.03.2011

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