Zukunftsmusik

Vom Internet zum Outernet - neue Kommunikation, neue Geschäftsmodelle

Das Internet expandiert in die reale Welt! Es verlässt den herkömmlichen PC und dringt über mobile Endgeräte immer nahtloser in unseren realen Alltag ein. Das Interessante an dieser Entwicklung ist, dass mit der zunehmenden technischen Durchdringung des realen Alltags zugleich auch die Reintegration der Realität in unsere digitale Lebenswelt einhergeht. Losgelöst von stationären Endgeräten wird das Outernet - die mobilere und ubiquitäre Generation des Internets - reale Interaktion unterstützen und nahtlos mit den virtuellen Lebensbereichen verschmelzen. Die Wahrnehmung unserer Umgebung wird um kontextabhängige, smarte Ebenen virtueller Kommunikations- und Serviceangebote ergänzt werden, die einen unmittelbaren Mehrwert liefern. Das Outernet wird die experimentelle Stufe schnell hinter sich lassen und schon bald die Basis für neue Geschäftsmodelle und Kommunikationskontexte darstellen.

Oliver Puhe ist Head of Travel Trend Unit beim Micro-Trend- und Innovationsforschungsunternehmen TrendONE.
Die Lokalisierung ist ein essenzieller Treiber des Outernet, da durch sie die digitale Dateninfrastruktur mit der realen Welt verknüpft werden kann. Feststellen zu können, wo und in welcher Distanz sich Menschen und Dinge zueinander befinden, ist eine Voraussetzung für viele Outernet-Anwendungen. Genutzt wird dies vor allem für die sogenannte Augmented Reality - das sind Technologien, mit denen die reale Umgebung durch virtuelle Objekte und Informationen angereichert werden kann.

So etwa bei der Sekai Camera der japanischen Firma Tonchidot: Hier werden kontextrelevante Informationen als transparente Schicht auf dem Handy angezeigt. Im Service dieser Kamera werden die unterschiedlichen Funktionen wie Bilderkennung, GPS, Voice-Processing und Augmented Reality genutzt und zu einem umfassenden Service gebündelt. Zusätzlich zu der Möglichkeit, ortsabhängige Informationen abzurufen, wird durch die Sekai Camera die gesamte Umgebung auch interaktiv. Sowohl Nutzer als auch Unternehmen können Informationen ortsabhängig verlinken. Nutzer können einander an bestimmten Orten Nachrichten hinterlassen. Und Unternehmen haben die Möglichkeit, geospezifische Informationen an ihre Kunden zu senden, sobald sich diese in der Nähe eines bestimmten Shops oder Restaurants befinden.

Findige Technologien wie die iPhone-Applikation von Amazon fordern das Marketing bereits heute zu erhöhter Transparenz heraus. Sieht man beim Einkaufsbummel einen Fernseher oder einen Laptop, so genügt ein Foto des Produkts mit dem Handy und der mobile Service von Amazon sendet dem Interessenten ein vergleichbares Angebot zum Produkt zu, das auf der Amazon-Plattform direkt gekauft werden kann. Preise und Produktinformationen können über diese mobile Applikation von Konsumenten somit zu jeder Zeit und an jedem Ort genau hinterfragt und verglichen werden. Dies gilt aber auch für Informationen rund um das Produkt, was auch die Corporate Social Responsibility-Aktivitäten des Unternehmens einschließt. Durch das transparente Outernet wird "Greenwashing" erschwert und die Kommunikation über Produkte und Dienstleistungen erleichtert.

Geographie und Demographie verschmelzen zu abgestimmtem Marketing
Auch in Sachen Relevanz wird das Marketing immer stärker herausgefordert. Denn im Outernet können Informationen nicht nur der geographischen Lage, sondern auch den demographischen Daten des Nutzers angepasst werden.

Torsten Rehder ist Senior Trend Analyst.
Informationen lassen sich auf alles projizierenDas Outernet verändert vor allem die Art, wie Kunden und Zielgruppen in Zukunft zu erreichen sind. Informationen werden in einen Kontext gesetzt und die Kanäle und Maßnahmen zum Erreichen der Zielgruppe explodieren. Eine One-to-One-Kommunikation wird möglich und Zielgruppen, die bisher als unerreichbar galten, rücken in greifbare Nähe. Durch den drastischen Anstieg der Kommunikationswege wird das Erstellen einer Kampagnen-Architektur immer komplexer. Das Sammeln und Teilen von Kampagnen-Erfahrungen innerhalb des Unternehmens gewinnt an Bedeutung, um das Marketing-Budget sinnvoll zu allokieren.

Neue Services entstehen
Die umfassende Vernetzung im Outernet lässt neuartige Services entstehen. Die Analyse von Bewegungsmustern erlaubt es etwa, Prämien von Kfz-Versicherungen viel genauer zu berechnen. Ortbasierte Services wie die Lokalisierung von Geschäften oder auf den Standort abgestimmte

Mobilitäts- und Entertainment-Angebote erhöhen die zeitliche Effizienz und schaffen Transparenz. Auch Dating und Gaming werden einen Schub erfahren: Sogenannte Profile-Matching-Services basierend auf der unmittelbaren Umgebung laden zum spontanen Speed-Dating ein; Multiplayer-Games im Augmented-Reality-Modus verlagern Computerspiele in die physische Umwelt.

Produkte werden zu hybriden Produkten
Physische Produkte werden im Outernet zu hybriden Produkten, indem sie zusätzlich zum ursprünglichen Produktnutzen weitere (ggf. auch kostenpflichtige) Services beinhalten. Beispiele sind etwa Fußball-Sammelkarten, die über einen Zugang zur Online-Tauschbörse verfügen, oder Medikamente, die nicht nur Krankheitssymptome lindern, sondern auch über die geografische Verbreitung der jeweiligen Krankheit informieren.

Das Segment-of-One wird Wirklichkeit
Im Zeitalter des Outernet können Produkte und Services auf Basis von User-Profilen personalisiert werden. Zudem können Angebote an Ort und Zeit gebunden werden, so dass eine künstliche Verknappung entsteht und eine gewisse Einmaligkeit suggeriert wird. Dies stellt eine mögliche Strategie dar, um Preiskämpfen entgegenzuwirken, die als Folge der hohen Transparenz im Outernet entstehen.

Persuasion Marketing entwickelt sich zum Transparency Marketing
Durch diese technologischen Innovationen wird sich Marketing immer mehr vom typischen Persuasion Marketing entfernen und sich in Richtung Transparency Marketing entwickeln. Transparency Marketing ist nur eine Chance für das Marketing, die sich aus der Realitäts-Reintegration des Outernet ergibt. Kommunikation, Entertainment und Marketing finden in Zukunft nicht mehr nur vor dem PC oder nur in der Realität statt, sondern in einem nahtlos integrierten Prozess. Das Outernet wird zum allgegenwärtigen, intelligenten Unterstützer realer Interaktionsprozesse. In einer verschärften Wettbewerbssituation - durch erhöhte Transparenz und perfektionierte Zuordnung von Information - hat das Marketing die Chance, sich als "effizienter Komplexitätsreduzierer" zu positionieren.
 
 
Von Torsten Rehder und Oliver Puhe

Hier geht es zum Interview mit Oliver Puhe

Wikitude ist ein intelligenter, geospezifischer Reiseführer für Mobiltelefone, der die für das Outernet sehr wichtige Augmented Reality-Technologie verwendet. Augmented Reality umschreibt Technologien, mit denen die reale Umgebung durch virtuelle Objekte und Informationen angereichert werden kann. So können zum Beispiel Zusatzinformationen oder 3D-Animationen auf dem Handy-Display zur natürlichen Umgebung in Echtzeit dargestellt werden. Wo auch immer man sich befindet, können zur Umgebung passende Informationen abgerufen werden. Dabei wird das Kamerabild durch eine Schicht virtueller Informationen, die aus Wikipedia abgerufen werden, ergänzt, je nachdem in welche Richtung das Mobiltelefon geschwenkt wird.
Foto: © Wikitude






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