Technik | Energie, 18.11.2025

Großes Solarpotenzial entlang Thüringer Autobahnen und Bahnstrecken

Auch in Thüringen wächst die Solarenergie deutlich

  • Untersuchung zeigt, wo das Potenzial für Solarstrom entlang von Autobahnen und Schienen am größten ist
  • Energieminister Kummer: Ausbau der Erneuerbaren mit Augenmaß, um Wirtschaft und Kommunen zu stärken
  • ThEGA unterstützt Kommunen beim Solar-Ausbau und lädt zur Online-Schulung ein
Thüringen verfügt entlang seiner Autobahnen und Bahnstrecken über große nutzbare Flächen für Freiflächen-Photovoltaik (PV). Das zeigt eine Auswertung der Landesenergieagentur ThEGA im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums. 

Potentialanalyse Energiestrassen © ThEGA
Dazu erklärt Energieminister Tilo Kummer: „Die Auswertung der ThEGA ist sehr hilfreich. Wir wollen den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Thüringen so voranbringen, dass die Thüringer Wirtschaft und die Kommunen davon profitieren. Dazu brauchen wir genau solche Daten, die einen Überblick über nutzbare Potentiale bieten. Bei der Freiflächen-Photovoltaik brauchen wir ein gutes Augenmaß: Dort, wo es ohnehin schon Eingriffe in Umwelt und Landschaft gab, gehören solche Anlagen hin – auf landwirtschaftlichen Nutzflächen sollten dagegen Anlagen errichtet werden, die die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln weiter ermöglichen."

Enormes Potenzial für Freiflächen-Solarstrom in Thüringen
Für das Projekt „Energiestraßen" hat die ThEGA in 338 Thüringer Gemeinden Flächen entlang von 675 Kilometern Autobahn und 1.742 Kilometern Bahnstrecke untersucht – insgesamt rund 2.051 Quadratkilometer. Das Ergebnis: 589 Quadratkilometer davon sind grundsätzlich für Solaranlagen geeignet. Besonders hohe Potenziale weisen die Landkreise Sömmerda (51,5 km²), Eichsfeld (48,5 km²) und Ilm-Kreis (44,1 km²) auf. Auch Städte wie Erfurt (20,6 km²) oder Gera (7,1 km²) können nennenswerte Beiträge leisten.

Kommunen profitieren doppelt: Planungshoheit und Einnahmen
Beim Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik spielen Kommunen eine Schlüsselrolle. Sie können über die Bauleitplanung geeignete Gebiete ausweisen und so die Entwicklung aktiv steuern. Die ThEGA stellt den Gemeinden erstmals detaillierte Daten zu geeigneten Flächen entlang von Autobahnen und Bahnstrecken zur Verfügung – inklusive Angaben zu möglicher Leistung, Stromertrag und Eigentumsverhältnissen. 

„Wir geben den Kommunen ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie selbst gestaltend tätig werden können – statt nur auf Investorenanträge zu reagieren", sagt ThEGA-Geschäftsführer Professor Dieter Sell. „Wer seine Flächen kennt, kann besser planen, gezielt Flächen anbieten und eigene Projekte starten."

Neben der Planungshoheit bietet die Solarentwicklung auch finanzielle Chancen:
  • Kommunen können eigene Solarparks betreiben oder
  • kommunale Flächen an Projektierer verpachten.
Nach § 6 EEG erhalten Gemeinden dabei eine direkte finanzielle Beteiligung von bis zu 0,2 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde. Hinzu kommen Pachteinnahmen und Gewerbesteuern. 

Für die Menschen vor Ort kann sich der PV-Ausbau ebenfalls lohnen: Günstiger Strom kann durch Energiegenossenschaften oder kommunale Beteiligungsmodelle lokal genutzt werden. Auch prozentuale Beteiligungen an den Stromkosten der Anwohnerinnen und Anwohner sind möglich.

ThEGA unterstützt mit Schulungen und individueller Beratung 
Für die Untersuchung wurden nur Flächen berücksichtigt, die im klassischen Bauleitverfahren als realisierbare Flächen oder nach Baugesetzbuch als privilegierte Bereiche gelten. Flächen mit Zielkonflikten, zum Beispiel Vorranggebiete für die Landwirtschaft oder für Industrieansiedlungen, wurden ebenso wenig berücksichtigt wie so genannte Ausschlussgebiete, etwa Naturschutzgebiete, Wälder, Flüsse, Seen, Siedlungen und Gewerbegebiete.

Alle 338 ausgewerteten Thüringer Kommunen haben von der ThEGA eine Einladung zu einer Online-Schulung am 27. November erhalten. Im Anschluss bekommen sie eine individuelle Auswertung mit Zugriff auf ihr kommunales Potenzialprofil. Dort können sie genau sehen, welche Flächen geeignet sind und wie hoch die potenziellen Erträge liegen. Darüber hinaus unterstützt die ThEGA bei Vertragsgestaltung, Planung und Projektentwicklung.

Hintergrund: Solarboom auch in Thüringen
Der Ausbau der Solarenergie nimmt in Deutschland und Thüringen weiter Fahrt auf. Bundesweit hat sich der jährliche PV-Zubau seit 2021 auf 12 GWp pro Jahr verdreifacht. Auch in Thüringen wächst die Solarenergie deutlich: Der jährliche Zubau stieg von 179 MWp (2018–2021) auf 258 MWp seit 2022 – ein Plus von 44 Prozent. Das Projekt Energiestraßen zeigt, dass im Freistaat ausreichend geeignete Flächen für weiteren Solarstromausbau vorhanden sind.

Über die ThEGA 
Die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA) ist die Landesenergieagentur Thüringens. Seit 2010 treibt sie die Energiewende im Freistaat voran und fungiert als Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien, kommunalen Klimaschutz, nachhaltige Mobilität, Ressourceneffizienz und klimafreundliche Wärme. Die ThEGA informiert und berät Kommunen, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik und vernetzt Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung für erfolgreiche Projekte. Mehr Informationen unter: www.thega.de.

Kontakt: Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA), Andreas Braun | andreas.braun@thega.de | www.thega.de



     
        
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