Was hat uns die Welt eigentlich getan?

 

Liebe forum Freundinnen und Freundinnen von Freundinnen und Freundinnen von forum und alle anderen (auch alle ohne *innen),

 

das ist ja nicht so einfach, derzeit etwas zu schreiben, ohne zu schreien. Diese beiden Wörter liegen ja auch nur einen lächerlichen Buchstaben auseinander - und dann auch noch das 'b' - ausgerechnet der Buchstabe, der zu Blödsinn und Bullshit gehört. Beides Beschreibungen des ganzen Mülls, den wir uns derzeit aus der TrumpThielMuskWeidelAfD-Suppe dauernd anhören müssen…

Sorry, aber was ist diesen Leuten eigentlich mal zugestoßen, dass sie jetzt so mit unserer Welt umgehen müssen? Oder hänge ich vielleicht einfach zu wenig in dieser Welt der Memes und Trolle ab und höre zu wenig Podcasts, in denen Meinung zu Wahrheit wird. Ich war ja neulich mal in Kalifornien und habe da meine Tochter in ihrem Auslandsjahr besucht. Die hatten da an der Schule einen Kurs über Staatsbürgerschaftskunde oder so - und da wurde hauptsächlich der Nationalsozialismus und der Holocaust behandelt und besprochen, wie man verhindert, dass das jemals wieder passiert - und FUNFACT: Über die aktuelle amerikanische Politik durfte nicht gesprochen werden - im Grunde an der ganzen Schule nicht. 

 

Dann hörte ich neulich das Philosophische Radio im WDR und da ärgerte sich ein Philosoph über Habermas, der gefordert hatte, die AfD aus Diskussionen auszuschließen. Er sagte - ausgerechnet Habermas, der doch immer für die freie Meinungsäußerung und den Kampf der Argumente eingetreten sei… 

 

Tja - was bringt eigentlich ausgerechnet Habermas zu einer solchen Aussage? Ich fürchte, es ist halt so: Schlachten kann man auf dem Schlachtfeld mit Panzern und Raketen und Drohnen führen. Schlachten kann man aber auch mit Worten führen - und leider gilt für beide Schlachten ähnliches. Wenn einer mit dem Florett kämpft und der andere mit einem Leopard II, ist relativ klar, wer den Kampf gewinnt. Und da sind wir leider angekommen. Wir kämpfen mit Vernunft, Argumenten, Faktenchecks, Wissenschaft und brillanter Diskurskunst gegen Panzer, Bulldozer und Kanonen aus Hass, Wut und Scheiße. Und die Säbelfechter wundern sich, dass sie überrollt werden. Ist übrigens nicht das erste Mal, dass das passiert - auf dem Schlachtfeld (Maschinengewehr vs. Kavallerie) und rhetorisch (Weimarer Republik).  Ich glaube, wir brauchen einen neuen Diskursbaukasten - und mein Vorschlag ist nicht, dass wir ein paar Leopard II anschaffen...

 

Und noch was finde ich interessant: Viele jammern über Krise, Migranten und alles Schreckliche und nie Dagewesene - und tun das, während es ihnen selbst wunderbar geht. Ich sprach neulich mit einem Landrat im Wahlkampf (wohlgemerkt im Osten), der sagte, er müsse ständig über das Thema Migration sprechen - und das sei auch das beherrschende Thema, obwohl in seinem Wahlkreis kaum jemand überhaupt Kontakt zu Migranten hätte - überhaupt gäbe es im ganzen Kreis fast gar keine Migranten. Das Thema ist dort also gar nicht echt! Dennoch sind die Migranten an allem schuld. Und ich dachte immer, der Nubbel sei schuld…

 

Will also sagen: während sich auf unserer Welt tolle Sachen entwickeln (beeindruckende Innovationen, spektakuläre Projekte für eine bessere Welt), entsteht eine parallele Wahrnehmungswelt, die völlig anders aussieht. Da sind wir schon in Gotham City. Und umkleidet wird diese Scheinwelt dann vom echten Grauen in Gaza und der Ukraine, und einem völlig infantilen Irren, der richtig glücklich ist, dass er mit einem echten König und einer goldenen Kutsche durch ein potemkinsches London fahren darf…

Ist es eigentlich wirklich eine gute Idee, den Blattgoldkönig Donald XIV. vollzuschleimen, während man ihn in Wirklichkeit verachtet. Naja - er merkt es ja nicht. In der Schule lernt man eigentlich, dass das keine ehrliche Kommunikation ist - aber was ist schon Schule, wenn die Großen in Wirtschaft und Politik es einem anders vorleben.

 

Und da geht einem beim Schreiben schon wieder das „b" flöten - dabei wollte ich doch nur über Schönes schreiben (hat ja super geklappt). Das blöde ist nur, dass ich immer erst merke, was ich denke, wenn ich gelesen habe, was ich schreibe. So - also nun zu den schönen Dingen:

 

Aus Sicht unserer kleinen Landwirtschaft auf Schloss Türnich war 2025 echt ein schönes Jahr. Zum einen ist unsere Solidarische Landwirtschaft auf über 100 glückliche Mitglieder angewachsen, die jede Woche das wirklich wundervollste Gemüse bekommen. Die Apfelernte läuft auch gut - und es gibt jede Menge Spezialfrüchte: von Naschibirne über Ölweide bis Loganbeeren. Jetzt kommen noch Kürbisse und Nüsse und Zwetschgen und Quitten und Misteln und was der Herbst sonst noch so im Angebot hat.

Und weil uns das so glücklich macht, haben wir uns spontan entschieden ein kleines Erntedankfest zu machen. Am 3. Oktober von 11-18 Uhr. Für alle Menschen, die wir gernhaben und die uns gernhaben. Wir machen einen großen Stand auf dem Hof, wo man unser Obst und Gemüse kaufen kann - es gibt eine Handvoll Aussteller und natürlich lecker Essen aus der Schlossküche. Eintritt ist frei und neben köstlichem Gemüse und wunderbaren Begegnungen bekommt ihr auch noch das neueste forum Nachhaltig Wirtschaften gratis in Euren Korb.

 

Euer Schienenersatzverkehr (SEV) alias Severin  

 

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