„Wir handeln – und das immer einen Schritt voraus“
Florian Schütze, Geschäftsleiter Corporate Responsibility der Schwarz Corporate Affairs im forum Interview
Herr Schütze, im aktuellen
Nachhaltigkeitsbericht der Unternehmen der Schwarz Gruppe nehmen Themen wie
Ressourcensouveränität und Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle ein. Wieso
das?
In Zeiten globaler Instabilität
und sich zuspitzender Klimakrisen braucht es Verlässlichkeit, klare
Verantwortung und mutige Lösungen. Als eine der größten Handelsgruppen der Welt
haben wir nicht nur die Möglichkeiten, sondern sehen uns auch in der Pflicht,
hier voranzugehen. Mit unserer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaftsstrategie
„REset Resources" schließen wir Wertstoffkreisläufe, sichern den Zugang zu wichtigen
Rohstoffen – und leisten damit einen Beitrag zur europäischen
Ressourcensouveränität. Mit Kreislaufwirtschaft können wir also ökologische
Verantwortung mit wirtschaftlicher Weitsicht verbinden.
Unsere neue gemeinsam erarbeitete Kreislaufwirtschaftsstrategie denkt unsere bisherige Plastikstrategie REset Plastic konsequent weiter und umfasst fünf Handlungsfelder: REdesign, REduce, REuse, REcollect und REcycle. Diese betreffen die komplette Schwarz Gruppe und sämtliche Wertschöpfungsprozesse – von der Gestaltung unserer Eigenmarkenverpackungen über die Logistik bis zur stofflichen Verwertung. Wir verfolgen dabei ambitionierte Ziele beispielsweise im Bereich Verpackungen wie 65 Prozent Rezyklateinsatz in Eigenmarkenverpackungen bis 2030. Wir sammeln und recyceln zudem bis 2030 die gleiche Wertstoffmenge, die wir mit unseren Eigenmarkenverpackungen und Handzetteln in Umlauf bringen. Mit REset Resources wollen wir zeigen, dass für uns Kreislaufwirtschaft kein Selbstzweck ist, sondern ein Teil unserer Geschäftsmodelle. Denn: Wir wollen langfristig erfolgreich wirtschaften!
Wie gelingt es, diese
Strategie über so viele Länder und Sparten hinweg einheitlich umzusetzen?
Der entscheidende Vorteil ist
unser integriertes Ökosystem über alle Unternehmen der Schwarz Gruppe hinweg: Bei
uns greifen Produktion, Einzelhandel, Recycling- und Wertstoffmanagement sowie Digitalisierung
zielgerichtet ineinander. Lidl und Kaufland als Handelssparten, Schwarz
Produktion als Produzent, PreZero als Umwelt- und Recyclingdienstleister sowie Schwarz
Digits als IT- und Digitalsparte – sie alle arbeiten eng verzahnt, um mit
System Komplexität zu reduzieren. So wollen wir geschlossene Kreisläufe
erreichen, in denen wir nicht nur Ressourcen konsequent schonen, sondern auch
wirtschaftlich effizienter werden.
Welche Rolle spielt dabei PreZero,
Ihre Umwelt- und Recyclingsparte?
PreZero ist unser strategischer
Hebel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Unser Umwelt- und
Recyclingdienstleister sammelt, sortiert und verarbeitet Wertstoffe nicht nur
aus unseren betriebsinternen Abläufen, sondern auch von externen Kunden. So
sichert PreZero schon heute die Ressourcen, die wir morgen benötigen. Das
Besondere: PreZero ist nicht nur Entsorger, sondern Innovationstreiber – zum
Beispiel durch Investitionen in neue Sortiertechnologien, für alternative
Verpackungen oder mit neuen Verwertungsverfahren wie beispielsweise der Verwertung
von vegetarischen Lebensmittelabfällen mit der Larve der Black Soldier Fly. Von
dieser Expertise profitieren wir nicht nur innerhalb der Unternehmen der
Schwarz Gruppe, sondern auch externe Partner.
Neben Ökologie geht es im
Bericht auch um soziale Verantwortung. Wie engagieren sich die Unternehmen der
Schwarz Gruppe hier?
Nachhaltigkeit bedeutet für uns
auch, die Menschen mitzunehmen. Denn für uns steht der Mensch immer im
Mittelpunkt unseres Tuns. Die Unternehmen der Schwarz Gruppe beschäftigen
weltweit rund 595.000 Mitarbeiter aus 173 Nationen. Dabei haben wir einen
großen Impact: Wir haben vergangenes Jahr rund 20.000 neue Arbeitsplätze
geschaffen.
Europaweit fördern wir rund 10.000 Auszubildende und dual Studierende mit über 100 Studiengängen und Ausbildungsplätzen. Unsere Mitarbeiter sind das Fundament unseres Erfolgs und entsprechend investieren wir kontinuierlich in deren persönliche und fachliche Entwicklung. Auch darüber hinaus investieren wir gezielt in Bildung, Chancengleichheit und soziale Teilhabe – etwa durch Kooperationen mit sozialen Trägern und Schulen.
Wo stehen Sie aktuell auf dem
Weg zu Net-Zero?
2024 haben wir uns mit dem
gemeinsam eingereichten Net-Zero-Commitment bei der Science Based Targets
initiative (SBTi) verpflichtet, bis spätestens 2050 alle Emissionen entlang der
Wertschöpfungskette auf Netto-Null zu senken. Im Frühjahr 2025 hat die SBTi
unsere kurzfristigen Klimaziele validiert – ein wichtiger Meilenstein für
unsere gemeinsam erarbeitete Klimastrategie. Für diese setzen wir uns aktiv
ein: Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir rund 370.000 Megawattstunden Strom
aus eigenen Photovoltaikanlagen erzeugt – das entspricht dem Jahresverbrauch
von über 100.000 Haushalten.
Darüber hinaus konnten wir unsere Scope 1- und 2-Emissionen um 43 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019 senken. Gerade bei Scope 3 – den Emissionen in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette – liegt der größte Anteil unserer Emissionen und eine komplexe Herausforderung. Ein konkretes Beispiel: Als Händler verkaufen wir Käse. Aber über Dreiviertel der Emissionen eines Käseproduktes sind auf den tierischen Ursprung zurückzuführen. Das bedeutet, dass nicht nur Verarbeitung, Transport, Verkauf und Nutzung durch den Endkonsumenten, sondern auch beispielsweise Futtermittel und der Methan-Ausstoß der Kühe in der Klimabilanz berücksichtigt werden müssen.
Mit der Umstellung auf pflanzliche Proteinquellen in unseren Sortimenten haben wir also ein enormes Potenzial zur Emissionseinsparung. Weil die Emissionen in Scope 3 nicht bei uns entstehen, wissen wir zum Teil nicht exakt, welche tatsächlichen Emissionen sich hinter den Produkten verbergen. Daher brauchen wir konkretere Daten aus der Lieferkette. Denn aktuell müssen wir mit statistischen Durchschnittswerten arbeiten – sogenannten Sekundärdaten. Vertrauensvolle Partnerschaften sind somit der strategische Hebel für eine erfolgreiche Umsetzung. Konkret bedeutet dies, dass wir eng mit circa 1.000 Lieferanten zusammenarbeiten und sie beispielsweise durch Schulungen dabei unterstützen, selbst wissenschaftsbasierte Klimaziele zu definieren und CO2-Bilanzierungen durchzuführen.
Nachhaltigkeit ist oft auch
eine Frage des wirtschaftlichen Drucks. Wie bringen Sie Ökologie und Ökonomie
unter einen Hut?
Nachhaltigkeit ist seit jeher
Teil unserer DNA – ökologisches und ökonomisches Handeln müssen für uns Hand in
Hand gehen. Wir beliefern unsere Filialen nicht mit halbvollen LKWs. Daher
integrieren wir Nachhaltigkeit selbstverständlich in unsere Geschäftsprozesse
und leiten wirtschaftliche Vorteile von nachhaltigen Entscheidungen ab.
Ressourcenschonung, Partnerschaften, Effizienz und Digitalisierung machen uns
unabhängiger und widerstandsfähiger – gerade in Krisenzeiten und angesichts globaler
Konflikte.
Darum investieren wir in nachhaltige Technologien sowie erneuerbare Energien, fördern Innovationen im eigenen Haus und denken bei allem, was wir tun, auch an zukünftige Generationen. Wir wollen, dass Umwelt und Gesellschaft von unseren Entscheidungen profitieren – und wir gleichzeitig auch durch souveräne Geschäftsprozesse unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern. Wir sind Treiber eines echten Wandels. Wir nennen das übrigens: Voraushandeln.
Die Schwarz Gruppe zählt mit rund 14.200 Filialen und rund 595.000 Mitarbeitern zu den größten Handelsgruppen weltweit. Im Geschäftsjahr 2024 erzielten die Unternehmen der Schwarz Gruppe einen gemeinsamen Umsatz von 175,4 Milliarden Euro. Zur Schwarz Gruppe gehören unter anderem Lidl, Kaufland, PreZero, Schwarz Produktion und Schwarz Digits. Gemeinsam setzen sich die Unternehmen der Schwarz Gruppe für eine nachhaltige Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein – von der Produktion über Handel und Recycling bis zur Digitalisierung.
Der vollständige Nachhaltigkeitsbericht Geschäftsjahr 2024 der Unternehmen der Schwarz Gruppe ist online verfügbar.
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