Angelika Mühleck

UN-Plastikabkommen gescheitert – und jetzt?

Wie Konsum und Innovation die Politik überholen. Der aktuelle Kommentar von Angelika Mühleck

Statt globaler Regeln blockiert die fossile Lobby. Doch die Wirtschaft hat längst gezeigt: Wenn Kund*innen Alternativen nachfragen, reagiert der Handel schnell. Pulver statt Plastikflasche, Mehrweg im Coffee-to-go, verpackungsfreie Regale – Innovationen sind da. Jetzt entscheidet die Nachfrage, ob sie sich durchsetzen.

© Rita e, pixabay.com
Die Vereinten Nationen haben nach drei Jahren und sechs Verhandlungsrunden keine Einigung im sogenannten Plastikabkommen erzielt. Keine verbindlichen Produktionsbeschränkungen für Kunststoffe, kein Verbot bestimmter Produkte und Finanzierungsmechanismen. Stattdessen wahrt die fossile Lobby mit einem Veto ihre Interessen. Es soll doch bitte wie gehabt am Ende des Prozesses geschraubt werden (bei der Müllbeseitigung) – nicht bei der Entstehung.

Das Ergebnis der jüngsten Verhandlungen in Genf (5.-15.8.2025) fühlt sich nach Stillstand an. Doch Warten hilft nicht. Wir brauchen Taten. Und die liegen auf der Hand: Unsere Kaufentscheidungen bestimmen, was produziert wird! 

Schon einmal hat der Handel reagiert: Plastiktüten und Plastikstrohhalme sind fast verschwunden, unverpacktes Obst jetzt auch im Supermarkt, Wasserspender überall, Recup eroberte die Coffee-to-Go-Szene und der Fernseher kommt nur noch selten im Styropor-Korsett. Längst gibt es Flüssigseife und Cremes als Pulver – Zahnpasta, Shampoo, sogar Ketchup können wir selbst mit Wasser anrühren. Verpackt in kompostierbaren Papiertütchen statt Einweg-Plastikflasche samt Pumpsystem. 

So viele Innovationen sind erprobt und marktreif. Was sie brauchen ist: Nachfrage.

Das Plastikabkommen ist gescheitert. Also lasst UNS den nächsten Schritt gehen! 
Was, wenn wir beim Discounter ALLES in mitgebrachte Behälter umpacken und die Plastikflut im Laden lassen? Berge von überflüssigem Verpackungsmüll, die zeigen: Wir haben genug davon!

Das ersetzt keine politischen Regeln und globalen Abkommen. Aber bis diese kommen – wenn sie kommen – können und müssen wir selbst beginnen:
  • Vermeiden statt akzeptieren: Alternativen testen (s. Pulver), Nein zu Gratis-Plastik (Give-aways, Tüten).
  • Mehrweg normal machen: Eigene Flasche, Becher, Box mitnehmen, Styropor ablehnen, korrekt trennen.
  • Politisch sein: Abgeordnete anschreiben, Umwelt-Petitionen unterschreiben, konsequent nachhaltig einkaufen
  • Plastik fasten: immer mittwochs – oder einen ganzen Monat – auf Einweg & Plastik verzichten (dann zwei…) -> und Erfahrungen teilen.
  • Apps nutzen:
Die 187 Kilo Plastikmüll, die jede:r EU-Bürger:in jährlich verursacht, schrumpfen nicht von allein. Dazu braucht es Taten. 
Genau da liegt unsere Chance.

Hinweis: In unserer aktuellen forum-Ausgabe 04/25 finden Sie zwei ausführliche Beiträge zum neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) sowie weitere Beiträge zum Thema Kreislaufwirtschaft, Refurbishing und Recycling. 
 
Angelika Mühleck beschäftigt sich als freie Journalistin und Kommunikationsprofi seit vielen Jahren mit ESG in Unternehmen. Eines ihrer Fokusthemen: Verpackungen. Angelika ist Co-Founderin von ESGready.de – einem Netzwerk von über 200 NachhaltigkeitsexpertInnen für den Mittelstand. 

Unter "Der aktuelle Kommentar" stellen wir die Meinung engagierter Zeitgenossen vor und möchten damit unserer Rolle als forum zur gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen gerecht werden. Die Kommentare spiegeln deshalb nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider, sondern laden ein zur Diskussion, Meinungsbildung und persönlichem Engagement. Wenn auch Sie einen Kommentar einbringen oder erwidern wollen, schreiben Sie an kommentar@forum-csr.net.


     
        
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