Schwippschwager sind per se keine sichere Quelle!

Wir entlarven falsche Mythen über die Entsorgung von Getränkekartons

Es gibt wahrscheinlich keine andere Verpackung, über die mehr falsche Mythen im Umlauf sind als den Getränkekarton. Selbsternannte NGO-ExpertInnen sind sicher: Die können gar nicht recycelt werden. Abfall-Checker wissen, Deckel von Getränkekartons müssen vorm Entsorgen der Gesamtverpackung herausgeschnitten werden. Und User auf Social Media posten voll Überzeugung: Man wisse aus sicherer Quelle, dass Getränkekartons alle verbrannt würden. Das habe eine vertrauenswürdige Quelle (der Schwippschwager eines Onkels, der als „Müllfahrer" arbeite), letztens beim Grillen erzählt.
 
© FKN
Doch der Wahrheitsgehalt solcher Meinungen steigt selbst durch die hundertste Wiederholung nicht. Was aber steigt, ist die Unsicherheit der VerbraucherInnen. Deshalb wollen wir Sie als LeserIn von „Nachhaltig Wirtschaften" kurz aufklären und bitten Sie: Tragen Sie unsere kurze Entlarvung der größten Getränkekarton-Mythen gerne nach draußen.

Getränkekartons werden zu ca. 75 Prozent recycelt
Diese Quote (aus 2021) ist gut und: Sie ist belegbar – steht sie doch in der jährlich erscheinenden Publikation des Umweltbundesamts mit dem Namen „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen". Dort werden nach derselben Berechnungsmethode die Recycling­quoten für Glas, Kunststoff, Papier, Aluminium, Weißblech, Stahl oder Holz erhoben. Bei all diesen Materialien stellt seltsamerweise niemand die Quoten in Frage. Zur Recyclingfähigkeit glaubt das Umweltbundesamt auf Basis einer Studie, dass über 1/4 aller Getränkekartons bis 2025 zu mehr als 95 Prozent recycelbar sein können.

Getränkekartons werden i.d.R. nicht verbrannt
Kunststoff und Aluminium aus Getränkekartons waren ein begehrter Brennstoff in der Zementherstellung. Die Gründe dafür: ein hoher Brennwert und, beim Aluminium, die optimierten Bindeeigenschaften für Zement. Das ändert sich rapide, wird doch immer weniger dieses Materials thermisch verwertet, also verbrannt. Seit 2021 wird das sogenannte PolyAl, also die Kunststoff-Alu-Bestandteile, immer mehr stofflich recycelt und aufbereitet. Und seit 2024 sind nun sogar zwei solcher Recyclinganlagen in Betrieb. Gemeinsam decken diese die gesamte Jahresmenge des in Getränkekartons anfallenden Kunststoffs und Alus ab. Das kurz- bis mittelfristige Ziel ist es, die in Getränke­kartons genutzten Rohstoffe im Kreislauf zu führen.

Der Deckel bleibt dran!
Seit 3. Juli müssen Deckel von vielen Einweggetränkeverpackungen fest mit der Verpackung verbunden sein. Was vorher schon galt, nämlich dass der Deckel von Getränkekartons für bestmögliches Recycling auch wieder aufgeschraubt werden sollte, gilt nun noch einmal mehr. Was fest verbunden ist, soll sich nicht wieder voneinander trennen – genauso wie beim Ehegelübde. Bei Getränkekartons gilt das für alles, was vor dem Recyclingprozess passiert. Deshalb bitten wir alle LeserInnen dieses Artikels inständig: Bitte greifen Sie niemals vor dem Entsorgen eines Getränkekartons zu einem Messer oder einer Schere, um den Verschluss zu entfernen, denn neben der hohen Verletzungsgefahr verhindern Sie so auch das bestmögliche Recycling.


Dieser Artikel ist in forum 04/2024 ist erschienen - Der Zauber des Wandels erschienen.



     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Mobilität & Transport

"It's all about Mobility."
Büßen wir nicht ein, worum es uns letztlich geht - Freiheit und Lebendigkeit?
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Ökologische Stromproduktion aus Fließgewässern

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

EMAS-Validierung für ein transparentes, europäisches Umweltmanagement der LaSelva Bio-Feinkost Unternehmensgruppe

Schulen stärken Bildung für nachhaltige Entwicklung

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Blue Green FUTUREventura

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

  • Global Nature Fund (GNF)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • NOW Partners Foundation
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • toom Baumarkt GmbH
  • circulee GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • TÜV SÜD Akademie
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig